Herne. Was aus der Herner Kinderband Treff geworden ist, war am Samstag im Autokino zu erleben. Dort lief „Heartbreakers“ - und die Brüder machten Musik.

Im Jahr 1983 lief mit „Die Heartbreakers“ ein Musikfilm in deutschen Kinos an, der trotz einiger Auszeichnungen nach nur wenigen Wochen auf der Leinwand in der Versenkung verschwand und vielleicht auch deswegen heute irgendwie Kult ist. Der Streifen um die vier Jungs aus Recklinghausen, die inmitten der Beat-Welle der 60er-Jahre den Rolling Stones oder The Kinks nacheifern, wurde am vergangenen Samstag im Autokino am Gysenberg gezeigt und so einmal mehr vor dem Vergessenwerden bewahrt.

Los Gerlachos als Zwölfjährige im Film

Los Gerlachos - Dirk (links) und Jörg Gerlach - spielen vor dem Film ein Set.
Los Gerlachos - Dirk (links) und Jörg Gerlach - spielen vor dem Film ein Set. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zugegeben, für den heimlichen Erfolg des Films von Peter F. Bringmann spielen lokaler Bezug in Ort und Sprache eine ebenso tragende Rolle wie die Besetzung unscheinbarer Nebenrollen: Dirk und Jörg Gerlach etwa, die seit Jahrzehnten mit ihrer Cover-Band „Los Gerlachos“ auf so ziemlich jeder Herner Bühne für Stimmung sorgen, mimten für den Film als damals zwölfjährige Knirpse sich und ihre damalige Band selber und waren somit die einzige Band des Films, die es wirklich gab.

Zusammen mit den Faust-Brüdern Bernd und Dirk, die heute als „DEVO-tion“ auftreten, spielten sie als Kinderband „Treff“ in den 80ern etwa in Filialen von McDonalds, ehe ein Tipp des heutigen Leiters des Spielezentrums Herne, Thomas Moder, die Gruppe zum Casting für den Film brachte: „Der Regisseur konnte gar nicht glauben, dass wir selber Musik machen und hat schließlich extra eine Rolle für uns geschrieben, obwohl eigentlich eine Gruppe zwischen 18 und 30 Jahren gesucht wurde“, erzählt Dirk Gerlach, bevor ein Hupkonzert von 105 Fahrzeugen auch Werner Hansch begrüßt, der im Film als spießiger, bis oben hin zugeknöpfter Ansager sein unverhofftes Filmdebüt gab. Seine Stimme ist jetzt wie gewohnt durch das Autoradio zu hören, vorausgesetzt, der Sender ist auf Frequenz 89,3 gestellt.

Hymne für den Gysenberg

Sich erinnern ist an diesem Tag das Motto, denn auf das Jahr genau vor 50 Jahren wurde der Revierpark Gysenberg gegründet, was die Gebrüder Faust zum Anlass nahmen, dem Freizeitpark eine Hymne zu schreiben und mit ziemlich eindeutigem Playback zu präsentieren. Aber das „weißt du noch, wie es damals war“-Gedudel kommt schließlich aus dem Radio, doch hätte eine gute Schippe weniger Pathos dem Liedchen ganz gut getan.

Isabel und Claudia Wagenknecht, Tochter und Mutter, warten im Autokino auf „Heartbreakers“.
Isabel und Claudia Wagenknecht, Tochter und Mutter, warten im Autokino auf „Heartbreakers“. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Vielmehr geht an diesem Abend aber um den Film, für den Claudia Wagenknecht als Fan der ersten Stunde mitsamt Tochter in der ersten Reihe in ihrem Kleinwagen sitzt. Damals habe sie den kompletten Film niedergeschrieben und zusammen mit Freunden die verschiedenen Drehorte aufgesucht und ist noch heute völlig begeistert und freut sich jetzt darauf, dass es endlich los geht. Zum rockigen Soundtrack des Films beginnt die C-Klasse nebenan durch die im Sitzen tanzende Dame auf dem Beifahrersitz ordentlich zu wackeln und es ist wieder 1966.

Mehr Infos

Los Gerlachos alias Dirk und Jörg Gerlach bezeichnen ihre Musik selbst als „rockige Cover-Versionen mit Herz, Humor und einer guten Portion Ruhrpott“.

DEVO-tion bezeichnet sich als Deutschlands einzige DEVO-Coverband. Mit Bernd und Dirk Faust tritt Lars Kauter auf.

Ab Mitte der 70er-Jahre machte sich Werner Hansch nach Tätigkeit als Bergmann und Lehrer als Sportkommentator verdient und kommentierte etwa Spiele der Fußball-Bundesliga und der UEFA Champions League.

Die Programmübersicht für das Autokino am Gysenberg ist zu finden unter: www.lmv-menzel.de/autokino