Herne. Der Herner Mark Busche hat in seiner Stickerei neue Mund-Nase-Masken entwickelt. Nun machen die Mitarbeiter Überstunden statt Kurzarbeit.
Wo bleiben die positiven Geschichten in dieser Krise? Der Herner Mark Busche kann eine erzählen. Die vergangenen Wochen haben sich für ihn zu einer speziellen Corona-Achterbahnfahrt entwickelt. Einmal aus voller Fahrt ins tiefe Tal - um dann wieder Vollgas geben zu können.
Der Hintergrund: Mark Busche ist Geschäftsführer des Unternehmens Shirtful, das seinen Sitz knapp hinter der Stadtgrenze im Erinpark in Castrop-Rauxel hat. Sein Betrieb ist spezialisiert darauf, Mitarbeiterbekleidung von Unternehmen zu personalisieren - auch in kleinen Stückzahlen. Busche erläutert das am Beispiel der Prüfgesellschaft Dekra. Braucht ein Mitarbeiter, etwa in Stuttgart, einen Kittel, kann Shirtful neben dem Unternehmenslogo auch den Namen des Mitarbeiters auf den Kittel sticken. Sticken und Lieferung geschehen innerhalb eines Tages.
„Eigentlich wollten wir keine Masken machen“
Kein Wunder, dass der Jahresbeginn „sensationell“ gelaufen sei. Im Januar und Februar hätten sie „Vollgas“ gegeben. Bis zur zweiten Märzhälfte. Dann erwischte die Corona-Keule auch Shirtful. Eine Stornierung nach der anderen, bis am Ende kaum noch Arbeit mehr dagewesen sei.
Die unausweichliche Konsequenz: Busche musste die rund 20 Mitarbeiter in der Produktion in Kurzarbeit schicken und zusehen, dass er die Firma wetterfest macht. Dazu zählte die Suche nach Alternativen. „Masken wollten wir eigentlich nicht nähen, weil wir eine Stickerei und keine Näherei sind“, erzählt Busche im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Aber bei einer Abstimmung mit den Mitarbeitern hätte die Mehrheit doch für Masken gestimmt.
Masken sind wiederverwendbar und langlebig
Allerdings hatte Busche ein Produkt im Kopf, dass auch nach dem Ende der Coronakrise seine Verwendung findet. „Dann haben wir eine Maske entwickelt, die komplett gestickt ist“, erzählt Busche. „Damit kennen wir uns aus, das können wir in größeren Stückzahlen herstellen.“ Doch Busche ahnte nicht, welche Stückzahlen er schon bald benötigen würde...
Zehn Tage haben Busche und sein Team quasi Tag und Nacht an der Entwicklung der Maske gearbeitet. Das Ergebnis: Sie sind wiederverwendbar und langlebig. Damit will sich Shirtful von der Konkurrenz absetzen und ein hochwertiges Produkt „made in Germany“ anbieten. Als die Muster fertig waren, hat Busche seine Kunden kontaktiert. Und die seien wegen der Hochwertigkeit begeistert gewesen. Busche ahnte, dass die Zeit der Kurzarbeit womöglich schneller vorüber ist als geahnt.
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Durch die Produktion konnten 50 bis 60 Mitarbeiter die Kurzarbeit verlassen
Längst haben zahlreiche Unternehmen - Shirtful beliefert nur Firmen, keine Endkunden - geordert. Auch in Herne gebe es bei diversen Unternehmen großes Interesse. Der Zuspruch sei so groß, dass die Mitarbeiter von der Kurzarbeit quasi direkt in die Überstunden wechselten.
Masken können individuell bestickt werden
Auch auf die Masken kann Shirtful den Firmennamen oder der persönlichen Namen sticken. Diese stärke das Wir-Gefühl, Firmen könnten ihre soziale Verantwortung zeigen.
Die Maske hat einen individuell anpassbaren Gummizug, die spezielle Form soll ein Ausatmen nach unten und zur Seite ermöglichen. Die Maske soll auch bei längerer Tragezeit leicht und kühl sein.
Schnell wurde klar, dass Shirtful all die Aufträge, die nun eintrudelten, gar nicht selbst würde abarbeiten können. Deshalb kontaktierte Busche befreundete Stickereien in der Region und fragte sie, ob sie helfen könnten. Konsequenz: Die Stickereien holten ihre Mitarbeiter auch aus der Kurzarbeit und fahren nun ebenfalls Überstunden. Inzwischen hat Busche Kontakte zu einer Stickerei im Stuttgarter Raum aufgenommen. Unter dem Strich konnten bereits 50 bis 60 Mitarbeiter die Kurzarbeit wieder verlassen und haben alle Hände voll zu tun. Wer weiß: Vielleicht folgen noch weitere.