Herne. Das erste Frühlingswochenende ist verlockend; wegen des Coronavirus sollen die Herner aber zu Hause bleiben. Doch halten sie sich daran?

Das erste richtige Frühlingswochenende, Temperaturen um die 20 Grad: Normalerweise würde das die Herner in die Parks und in die Innenstadt locken. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Kontaktverbot wegen der Corona-Pandemie und die Bitte: bleibt zu Hause. Aber halten sich die Herner daran?

Erster Halt: Der Funpark Eickel. Die Minigolfanlage ist weitestgehend unbespielt - nur ein paar Blätter ziehen hier angetrieben vom Wind ihre Bahnen. Ein laminiertes Schild am Kiosk weist auf die offensichtliche Schließung auf Zeit hin; die Menschen scheinen sich an die Regeln zu halten.

In der Grünanlage ist etwas mehr los, doch hält sich auch hier der Betrieb in Grenzen: Zwei Mädels spielen Tischtennis und ein Pärchen sitzt sich am Steintisch gegenüber. Auch die Wiese vor der Sporthalle ist bis auf zwei Personen leer, zwischen denen immerhin gut hundert Meter Abstand herrschen.

Warteschlange an der Eisdiele an der Bahnhofstraße in Herne

Weiter geht es zur Bahnhofstraße, wo sich schon am Europaplatz zeigt, dass die Stadt nicht schläft, zumindest nicht tief und fest und scheinbar schon gar nicht an einem wolkenlosen Samstagnachmittag im Frühling. Einige beten die Sonne an, andere schlendern mit Eisbechern über die Bahnhofstraße oder haben ein schattiges Plätzchen gefunden.

Ein Eis gönnen sich einige Herner auf der Bahnhofstraße. Dabei halten sie aber den nötigen Abstand zueinander.
Ein Eis gönnen sich einige Herner auf der Bahnhofstraße. Dabei halten sie aber den nötigen Abstand zueinander. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Vor der Eisdiele Gelateria Dolce Vita eine Schlange, die bis zur Mitte der Fußgängerzone reicht. Doch zwischen den Wartenden: einen Meter fünfzig Abstand - mindestens. Ein lauter Nieser von irgendwoher bringt hier niemanden aus der Fassung und ein genauer Blick offenbart, dass wenige Dreiergruppen unterwegs sind.

Je tiefer es anschließend in den Stadtgarten geht, umso mehr Menschen sind auf den Kieswegen unterwegs, wobei von viel los sein auch keine Rede ist. Eine lose Gruppe hat sich zufällig zum kurzen Tratsch über die Situation zusammengefunden. Ein Mann geht Gassi mit seinem Hund. Zuhause würde ihm derzeit nur die Decke auf den Kopf fallen, erzählt er. Ansonsten toben zwei Kinder auf der Wiese und spielen sich den Ball zu.

Gähnende Leere, wo sonst Arminia Sodingen spielt

Im Volkspark ist schließlich der Höhepunkt allen Müßiggangs erreicht. Am Wasserturm und dem Sportplatz ein erwartetes Bild: Wo sonst Arminia Sodingen 1926 e.V. auf die Tore pöhlt, herrscht jetzt gähnende Leere.

Die paar geparkten Autos müssen wohl den wenigen Wanderern gehören, die sich hier im Gehölz rumtreiben und nach kurzen Gespräche über das schöne Wetter, mit winzigen Hündchen an viel zu langen Leinen vorbeiziehen. Die Sonne steht schon im Winkel am Himmel und leuchtet durch blattlose Baumkronen. Auch der Spielplatz auf der Lichtung ist völlig verwaist und es weht kein Wind, der die Schaukeln wiegt.

Ein Stück Normalität am Imbiss im Revierpark Gysenberg

Letzter Halt: der Gysenbergpark. Hier und da liegen um den Hügel einzelne Paare auf Decken und in der Ferne straffen zwei Jungs eine Slackline zwischen den Bäumen. Richtung Eissporthalle ist dann mehr los und Bänke wie auch Steintische sind belegt mit jungen Eltern und ihren Kindern.

Die Besucher des Gysenbergparks halten am Samstag Abstand.
Die Besucher des Gysenbergparks halten am Samstag Abstand. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Vor dem Imbiss Sysa flattert Absperrband und einige wenige halten in der Reihe Anstand zueinander. Hier ginge es sehr gesittet zu, was wohl auch am kontrollierenden Ordnungsamt liege, so die Dame vom Grill, die anmerkt, dass es wohl für die Gäste schön sei, hier am Imbiss ein gutes Stück Normalität zu erleben. Etwas weiter ruht die gute Jolante in Quarantäne, doch haben Kinder die freie Fläche auf dem Vorplatz zum geschlossenen Tierpark genutzt, und sich und ihre Kunst mit bunter Kreide verewigt.

Fazit: Das urbane Leben windet sich seinen Weg an die Sonne und doch ist es merklich ruhiger geworden.