Herne. In Tierarztpraxen wird der Kontakt zu den Tierbesitzern auf ein Minimum reduziert. Tierfachhändler berichten von unterschiedlichen Erfahrungen.
Nicht nur wir Menschen möchten uns in der aktuellen Corona-Krise gut versorgt wissen. Auch um unsere Haustiere machen wir uns Sorgen. Gibt es genügend Futter? Haben die Tierärzte geöffnet? Wie schütze ich mich und andere, wenn ich dort hin muss? Wir haben mit Tierärzten und Tierfachhändlern gesprochen.
Tierbesitzer warten im Auto
Tierärztin Christiane Leiße und ihr Team haben sich auf die Situation eingestellt: „Wir haben eine kleine Praxis“, erklärt sie. Um zu verhindern, dass Tierbesitzer sich drängen, haben sie eine einfache Regelung gefunden: „Wir sind eine Terminpraxis und bitten die Tierbesitzer aktuell im Auto zu warten und rufen sie an, wenn sie reinkommen dürfen.“ So könne gewährleistet werden, dass immer nur einer in Behandlung und einer im Wartezimmer sei. Außerdem bittet das Team darum, nur alleine mit dem Tier zu kommen: „Für viele ist der Tierarztbesuch gerne mal Gelegenheit für einen kleinen Familienausflug.“
Des Weiteren werde die Praxis häufig gelüftet und an der Anmeldung mit Handschuhen gearbeitet. Ansonsten sei Händewaschen das A und O. Offizielle Anweisungen habe es noch nicht gegeben. „Wir sind vorsichtig“, sagt Tierärztin Christiane Leiße. „Jeder sollte versuchen, Verantwortung zu übernehmen. Wir wollen mit unseren Maßnahmen demonstrieren, dass wir unseren Beitrag leisten.“
Tierarztbesuche sollen keine Familienausflüge sein
Auch in der Praxis von Michael Diekhans hat das Team Maßnahmen eingeleitet. „Es gibt keine offiziellen Vorgaben bislang, aber Empfehlungen“, erklärt der Tierarzt. Dazu zähle, dass telefonisch Termine gemacht werden oder man bespricht, ob eine Vorstellung des Tieres notwendig sei. „Wir lehnen uns da ein bisschen an die Empfehlungen in der Humanmedizin an.“ Auch er bittet, dass Tierarztbesuche nicht zum Familienausflug werden: „Am besten kommt die Person mit dem Tier, die am meisten darüber weiß.“ Das Team versucht weitgehend, einen Terminplan aufrecht zu erhalten, um Abstand zwischen die Leute zu bekommen.
Tierbesitzer können sich beim Betreten der Praxis zudem die Hände desinfizieren. Schilder weisen darauf hin, auf die üblichen Begrüßungsgepflogenheiten zu verzichten. „Wir überlegen auch, ob der Besitzer zwingend bei der Untersuchung dabei sein muss.“ Dies sei von der zu behandelnden Tierart abhängig. Ein Kaninchen sei einfacher zu händeln als mancher Hund oder manche Katze.
Katzen- und Nagerstreu besonders begehrt
Die medizinische Versorgung der Vierbeiner ist aktuell also gewährleistet. Doch wie sieht es mit Futter und Co aus? Gibt es in den Tierfachmärkten ebenfalls Hamsterkäufe? „Bei uns wird tatsächlich Katzen- und Nagerstreu gehamstert. Das ist enorm“, sagt Maurice Joneschat, Mitarbeiter im Fressnapf an der Roonstraße.
Beim Futter sei dies nicht so arg. Nur bei den Angeboten letzte Woche haben viele enorm zugeschlagen: „Es gab Katzen- und Hundenassfutter im Angebot. Da waren die Regale komplett leer.“ Beim Katzenfutter seien dies vier Paletten à sechs Dosen gewesen, also um die 100 Dosen, die mal „eben weggehen.“ Die Stimmung bei den Kunden sei unterschiedlich. „Der größte Teil ist entspannt, andere sind ein bisschen apokalypsemäßig unterwegs und kaufen einfach drauf los.“ Der Nachschub sei aber gesichert. Das Team schütze sich durch Händewaschen und Desinfizieren. „Außerdem nehmen wir die Payback- und EC-Karten nicht an, sondern scannen sie nur, um den direkten Kontakt zu vermeiden.“
Weder Hamsterkäufe noch Lieferengpässe
Bei Zoo-Zenner gebe es keine Hamsterkäufe. „Ich habe das Gefühl, dass unsere Kunden mal eine Packung Futter mehr nehmen, aber es ist überschaubar“, erklärt Inhaber Matthias Zenner. Von Lieferengpässen gebe es auch bei ihm keine Spur. „Wir beherzigen das, was von den Experten vorgegeben wird und legen Besonnenheit und Vernunft an den Tag.“ Dazu gehöre, Distanz zu den Kunden zu halten, regelmäßig Hände zu waschen und zu desinfizieren. „Wir leben von Tag zu Tag aktuell. Ich bin seit 40 Jahren im Geschäft, aber so eine Situation haben wir noch nicht mitgemacht“, sagt Matthias Zenner. „Ich hoffe, dass die Leute sich vernünftig verhalten und wir alle mit einem blauen Auge davonkommen.“
So schützen Sie sich und andere
> Achten Sie beim Einkauf darauf, Abstand zu halten. Niesen und husten Sie in die Armbeuge.
> Muss ihr Tier zum Arzt, rufen Sie dort zunächst an und fragen nach einem Termin und wie sie sich vor Ort verhalten sollen, um sich und andere zu schützen.