Herne. Auch in Herne machen Menschen „Coronaferien“. An vielen Stellen in der Stadt trafen sich Menschen – etwa zum Grillen im Revierpark.

Das frühlingshafte Wetter am Donnerstag, aber selbst der kühlere Freitag hat viele Herner nicht davon abgehalten, mit anderen raus ins Freie zu gehen. Menschen schlenderten über die Fußgängerzone, trafen sich in Parks, Kinder und Jugendliche tobten sich auf einigen Spiel- oder Sportplätzen aus – nicht selten auch in größeren Gruppen.

Der dramatische Appell der Bundeskanzlerin an die Bürger, dass sie wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie zu Haus bleiben sollen, verhallte bei manchen Bürgern. Siehe Revierpark Gysenberg: Dort herrschte auf den Wiesen teilweise ein buntes Treiben. „Ganze Gruppen mit Wasserpfeifen und Picknickkörben“ hätten dort zusammengesessen, bestätigt Lothar Przybyl, Geschäftsführer des Revierparks. Auch sei in Gruppen gegrillt worden, und Jugendliche spielten zusammen Fußball. „Völlig unvernünftig“ seien diese Besucher, kritisiert er. Offenbar gebe es „ungeheure Defizite“ in der Information dieser Menschen. Die Gruppen auffordern, den Park zu verlassen, könne der Revierpark nicht: „Da sehe ich die Ordnungsbehörde und die Polizei in der Pflicht.“

Bürger riefen die Polizei wegen Aktivitäten auf Spiel- und Sportplätzen

„Coronaferien“ im Revierpark: Jugendliche am Freitagnachmittag beim Fußballspielen.
„Coronaferien“ im Revierpark: Jugendliche am Freitagnachmittag beim Fußballspielen. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Auch in den Zentren sah es trotz der vielen geschlossenen Geschäfte lange nicht wie an einem typischen Sonntag aus. Vor allem am Donnerstag genossen viele Menschen die Sonne. Das ärgert auch andere Bürger. „Die Leute in Herne machen Urlaub auf Corona – unfassbar“, sagt etwa WAZ-Leser Frank Heu. „Niemals hätte ich gedacht, dass die Gesellschaft so egoistisch geworden ist“, beklagt er sich. „Stets dicht an dicht“, seien die Menschen auf der Bahnhofstraße unterwegs gewesen, so der Polizist. Sein Appell an die Mitbürger: „Bleiben Sie endlich zu Hause, wenn Sie keine Ausgangssperre wollen“. Am Freitagnachmittag war es in der Herner Fußgängerzone dann aber soweit: Dort herrschte gähnende Leere.

Mehrere Bürger meldeten sich auch bei der Polizei, weil trotz der Sperrung der Spielplätze und Sportplätze vereinzelt dort gespielt worden sei, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis, so etwa auf dem Sportplatz an der Bergstraße oder dem Spielplatz am Pestalozzi-Gymnasium. Die Einsätze seien aber „völlig unspektakulär“ gewesen: Die Polizei habe den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) der Stadt informiert, damit dieser dort nach dem Rechten schaut.

Stadt kontrolliert mit 25 Zweier-Teams die neuen Vorgaben

Die Stadt sei aktuell mit 25 Zweier-Teams in Herne unterwegs, um die Schließung der Spiel- und Bolzplätze, aber etwa auch die der Geschäfte zu kontrollieren, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken zur WAZ. Gruppen, die der KOD in der Stadt antreffe, würden „mit dringendem Appell“ darauf hingewiesen, „dass es fahrlässig ist, sich nicht an die Empfehlung zu halten, so wenig soziale Kontakte wie irgend möglich zu haben“. Klar sei aber auch: „Solange es sich um eine Empfehlung handelt, haben wir keine rechtliche Handhabe, die Treffen aufzulösen.“

Nun gibt es 16 bekannte Covid-19-Erkrankungen

Nun gibt es in Herne 16 bestätigte Fälle von Covid-19-Erkrankungen, teilte die Stadt am Freitag mit.

Die Hotline der Stadt zu allgemeinen Fragen rund um den Coronavirus ist auch am Wochenende unter der kostenpflichtigen Nummer 0700/16-200 000 erreichbar Uhr (6,3 Cent pro 30 Sekunden): Samstag 8 bis 16 und Sonntag 10 bis 14 Uhr. Montag bis Freitag ist die Hotline von 8 bis 18 Uhr geschaltet.

Anders sieht es bei Geschäftsleuten aus, die ihre Läden trotz der Vorgabe des Landes nicht geschlossen beziehungsweise Vorgaben nicht erfüllt hatten. „Einige wenige“ offene Geschäfte habe der KOD bei seinen Touren entdeckt; welche, ließ er offen. Es scheine nicht bei allen Inhabern angekommen zu seien, dass es nun Einschränkungen gebe. So dürften Imbisse und Eisdielen keine Kunden mehr in ihre Räume lassen, Restaurants müssten um 15 Uhr schließen und Bars, Clubs, Discos und Fitnessstudios ganz dicht machen. „Begeistert sind die Betroffenen verständlicherweise nicht über die Regelungen, aber sie zeigen Verständnis und ziehen mit“, sagt Stadtsprecher Hüsken.

Wer sich nicht an die Vorgaben halte, stellt er klar, müsse mit rechtlichen Schritten und Bußgeldern rechnen. Bislang habe man zu den „drastischen Maßnahmen“ aber noch nicht greifen müssen. Falls das Land in Kürze eine Ausgangssperre verhängen sollte, sei die Stadt Herne auch für die Durchsetzung gerüstet,kündigt er an.

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