Herne. Personalquerelen bei den Herner Grünen: Parteichefin Susanne Marek ist nach einer schweren Abstimmungsschlappe zurückgetreten. Darum geht es.

Susanne Marek ist nicht mehr Parteichefin der Herner Grünen, gleichzeitig steht die frühere Ratsfraktionsvorsitzende Dorothea Schulte vor einem überraschenden Comeback.

Das eine hängt mit dem anderen zusammen, denn: Bei der Aufstellung der Ratskandidaten der Grünen für die Kommunalwahl trat Schulte im Februar für Listenplatz 9 völlig überraschend gegen Marek an – und siegte deutlich mit 39 zu 5 Stimmen. Die Vorsitzende reichte nach der Sitzung ihren Rücktritt ein, der zum 10. März wirksam geworden ist.

Wahlergebnis war Schock für Grünen-Vorsitzende

„Das war ein Schock, damit hatte ich nicht gerechnet.“ So bewertet Susanne Marek (61) auf Anfrage die Aktion Schultes. Und: „Ich würde so etwas nicht tun.“

Seit 2011 stand die Ärztin an der Spitze des Herner Kreisverbandes, zuletzt mit ihrem Ratskollegen Pascal Krüger (34) als Co-Vorsitzenden. Sie habe schon länger über einen Rückzug von diesem Amt nachgedacht, sagt Marek. Sie habe dann 2019 doch noch einmal kandidiert, weil damals keine andere Frau für ein Vorstandsamt angetreten sei. Sie werde weiterhin in der Partei aktiv bleiben, um „ihre“ Themen Frauen und Gesundheit voranzubringen.

"Spontaner" Sinneswandel bei Schulte

In Vorgesprächen zur Listenaufstellung hatten die Grünen das Kandidatenfeld abgeklopft und mit Interessenten gesprochen. Für Platz 9 – gemessen am Europawahlergebnis würde der Platz locker zum Einzug in den Rat reichen – lief alles auf Marek hinaus. Dorothea Schulte hatte nur signalisiert, für einen hinteren (aussichtslosen) Platz jenseits der 20 antreten zu wollen.

Und wie kam es zu dem Sinneswandel? „Das war eine spontane Entscheidung“, sagt Schulte zur WAZ. Sie habe in der Sitzung feststellen müssen, dass Sozialpolitik bei den Kandidaten auf den vorderen Listenplätzen kein besonders großes Gewicht habe. Deshalb sei sie angetreten. Über eine erneute Kandidatur habe sie aber schon früher mal nachgedacht: „Ich habe mich häufig über die Politik in Herne geärgert“, sagt die erfahrene Kommunalpolitikerin.

Keine neuerliche Kandidatur für Fraktionsvorsitz

Von 1999 bis 2015 gehörte die Ärztin dem Rat an, so auch als Fraktionsvorsitzende während der rot-grünen Ratsehe. Am von der SPD vollzogenen Bruch dieser Koalition im Jahr 2013 hatte sie aus Sicht vieler Sozialdemokraten entscheidenden Anteil. Kann sie sich im Falle eines Einzugs in den Rat eine neuerliche Kandidatur um den Fraktionsvorsitz vorstellen? „Nein, das wird nicht passieren“, erklärt Schulte.

Grünen-Chef Pascal Krüger bedauert den Rücktritt seiner bisherigen Co-Vorsitzenden Susanne Marek. „Ich schätze sie persönlich.“ Auch Dorothea Schulte schätze er, doch deren Vorpreschen „muss ich nicht gut finden“. Über eine Nachfolgerin für Marek an der Parteispitze habe er bereits mit möglichen Kandidatinnen gesprochen. Spruchreif sei jedoch noch nichts: „Wir müssen uns im Vorstand neu sortieren.“

Ob sich dieses Scharmützel sechs Monate vor der Kommunalwahl aufs Ergebnis der Grünen auswirken könnte, dazu wagt Grünen-OB-Kandidat Krüger keine Prognose: „Das ist schwer einzuschätzen.“