Herne. Der Umgang der Herner Grünen mit ihrer Parteivorsitzenden Susanne Marek ist indiskutabel, findet WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph.
Wer immer noch der Meinung ist, dass Parteipolitik bei den Grünen ein menschlicheres Antlitz hat als zum Beispiel bei SPD oder CDU, wird spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Indiskutabel ist nicht nur das Vorgehen von Dorothea Schulte, sondern auch der frühere Umgang einiger Mitglieder mit Susanne Marek. Obwohl diese sich nicht nach vorne gedrängt hatte, sondern sich in Ermangelung anderer Frauen für Vorstandsposten stets hat in die Pflicht nehmen lassen, wuchs bei den Vorstandswahlen die Zahl der Gegenstimmen. Das war nicht in Ordnung, auch wenn Marek als Vorsitzende kaum Akzente setzen konnte.
Auf die Kommunalwahl werden die aktuellen Querelen allerdings keine Auswirkungen haben - eher im Gegenteil. Natürlich wäre Dorothea Schulte aufgrund ihrer unbestrittenen politischen Qualitäten rein inhaltlich ein großer Gewinn für eine Grünen-Ratsfraktion, die derzeit aus unterschiedlichen Gründen (Krankheit, Mutterschaft, berufliche Beanspruchung, andere politische Schwerpunktsetzung) personell nicht gut aufgestellt ist. Ob und wie sich die meinungsstarke Politikerin allerdings in ein von ihrem Nachfolger Thomas Reinke geführtes Team einbinden lassen würde, steht auf einem anderen Blatt.
Dass Schulte für die SPD und insbesondere für Frank Dudda ein rotes Tuch ist, wird dagegen nach der Kommunalwahl keine Rolle spielen für mögliche Koalitionsbildungen. Wenn Rot-Schwarz nach dem 13. September wieder eine Mehrheit hat, und das dürfte Stand heute trotz des Europawahlergebnisses wahrscheinlich sein, werden der OB und auch die SPD mit Sicherheit wieder mit der für die Genossen im Umgang bisher pflegeleichten CDU koalieren wollen.