Herne. Um Alte und Kranke zu schützen und zu entlasten, bieten immer mehr Herner ihre Hilfe an: Sie kaufen ein, holen Medikamente oder gehen Gassi.
Acht bestätigte Corona-Fälle zählt die Stadt Herne zurzeit. Die Zahl dürfte in den nächsten Tagen steigen, wenn weitere Testergebnisse vorliegen. Doch zwischen all den negativen Meldungen gibt es auch endlich eine gute Nachricht: Die Herner rücken näher zusammen, und versuchen sich gegenseitig zu helfen. Dabei geht es vor allem darum, die Alten und Kranken zu schützen und ihnen bei alltäglichen Dingen unter die Arme zu greifen - sei es beim Einkauf oder beim Gang mit dem Hund.
Vor allem bei Facebook wächst die Gemeinschaft der Menschen, die helfen wollen. Daraus hat sich mittlerweile die Gruppe "Herne steht zusammen - Eine Stadt gegen das Coronavirus" entwickelt. Innerhalb weniger Stunden sei die Idee entstanden, die Gruppe zu eröffnen, damit möglichst viele Menschen ihre Hilfe bündeln und organisieren können, erklärt Markus Reddig, einer der Mitorganisatoren.
Helfer wollen die Risikogruppe schützen
"Ich arbeite selbst als Fotograf - auch meine Berufsgruppe ist gerade auf einem Nullpunkt", beschreibt er seine Situation. " Deswegen habe ich jetzt viel Zeit und wollte mich ehrenamtlich engagieren." Nun sei es am wichtigsten, die Risikogruppe zu schützen. Zu der gehören vor allem Menschen über 65 Jahren, diejenigen, die eine Immunschwäche haben "oder aus anderen Gründen derzeit nicht aus ihren vier Wänden können".
Sie sollten den Kontakt mit anderen Menschen so gut es geht reduzieren, um keinem unnötigen Risiko ausgesetzt zu sein. Damit das gewährleistet ist und die Risikogruppen nicht trotzdem vor die Tür müssen, bieten die Mitglieder der Facebook-Gruppe verschiedene Dienste an: vom Einkaufen, über Gassi gehen mit dem Hund bis hin zum Medikamente holen.
Einige Einzelhändler lehnen die Idee ab
"Leider können wir über Facebook aber vor allem die älteren Menschen, die ja auch zu der Risikogruppe gehören, nicht erreichen", sagt Reddig. Deshalb versuchen die sieben Organisatoren, möglichst viele Menschen auch auf dem analogen Weg zu informieren. Dafür haben sie einen Info-Flyer mit allen nötigen Informationen und Kontaktdaten erstellt, den sie in Apotheken und Läden verteilen. "Leider sind wir dabei auch auf Ablehnung gestoßen", berichtet Reddig.
"Die Apotheker und Ärzte haben die Aktion zwar begrüßt", so Reddig. "Aber von vielen Einzelhändlern haben wir nur zu hören bekommen, dass das doch alles nur Panikmache sei." Dabei sei es sehr wichtig, dass vor allem auch die alten Menschen von der Aktion erfahren. Deshalb sein Appell: "Bitte verteilt den Flyer und unterstützt unsere Aktion."
Die Hilfe ist kostenlos
Für die Hilferufe steht eine Handynummer zur Verfügung. Von dort aus werde die Hilfe in der Facebook-Gruppe koordiniert und auf die jeweiligen Stadtteile verteilt. Die Hilfe ist kostenlos. Bei einem Einkauf beispielsweise müsse nur die Summe, die auf dem Kassenzettel steht, bar bezahlt werden. Am Dienstagmittag hatte die Gruppe bereits knapp 400 Mitglieder, die sich zum Helfen bereit erklärt haben.
Jeder, der Hilfe benötigt, kann sich von Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 0173/8986457 melden.
>>>Nachbarschaftshilfe in der Siedlung Teutoburgia
Auch in der Siedlung Teutoburgia hat die Bürgerinitiative "L(i)ebenswerter Stadtteil" eine Nachbarschaftshilfe gegründet. Die Organisatoren betonen: "Jeder kann etwas tun."
Jeder, der Hilfe benötigt oder helfen möchte, kann sich bei den Organisatoren melden: Dietmar Prosenc (02323/34506), Siegfried Fiebiger (02323/31792), Ernst Balik (02323/35578), Renate Rode (02323/33871).