Herne. Ihr Mann starb an einem Hirntumor, nun stahlen Diebe den Vornamen von seinem Grabstein: Witwe Jutta Höffkes ist bedient. Das ist kein Einzelfall.
Jutta Höffkes ist entsetzt: Unbekannte haben sich auf dem Südfriedhof in Herne an dem Grabstein ihres verstorbenen Mannes bedient: Ein Name und ein Baum, beides aus Metall, wurden vom Stein abgehebelt und gestohlen.
Vom Grabstein ihres Mannes Michael Höffkes, der vor fünf Jahren an einem Gehirntumor starb, haben Unbekannte den Vornamen Michael entfernt, ebenso den dort angebrachten Lebensbaum, berichtet Jutta Höffkes. Sie zeigt sich im Gespräch mit der WAZ traurig und wütend. Dass Menschen selbst auf Friedhöfen nicht vor Diebstählen zurückschreckten, entsetze sie.
Schwieriger Ersatz: Steinmetz arbeitet nicht mehr
Die 45-Jährige geht davon aus, dass die Diebe „nur“ deshalb allein den Vornamen gestohlen haben, um ihn auf einem anderen Grabstein anzubringen. Auch der Lebensbaum, fürchtet die Witwe, dürfte bald ein anderes Grab zieren. Das ärgert sie sehr. Ihr Mann habe mit seinem Hirntumor, der 2006 ein Jahr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes festgestellt worden sei, viel durchgemacht. Und doch: „Michi war trotz seiner Krankheit mein Fels und war immer für uns da“, sagt die Witwe. Er habe sich selber immer zurückgenommen und immer auf andere Rücksicht genommen. Kurz: „Er war einfach toll!“
Von den Kosten mal abgesehen: Der Ersatz von Namenszug und Baum, beides aus Bronze, sei nicht einfach: Der Steinmetz, der den Grabstein so nach ihren Wünschen angefertigt habe, arbeite nicht mehr. Die 45-Jährige, die mit ihrem Sohn direkt am Südfriedhof wohnt, hofft nun, dass sie einen anderen Steinmetz findet, der die Lücken auf dem Naturstein so füllen kann, dass am Ende nichts mehr von dem Diebstahl zu sehen ist. Dazu müssten auch kleine Metallteile aus dem Stein herausgeholt werden; die Verankerungen seien beim Abhebeln hängen geblieben.
Nicht zuletzt wünscht sie sich, dass man die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen kann: „Ich hoffe, dass zumindest der Baum irgendeinem auffällt und man den Dieb schnappt.“
Stadt: Kommunaler Ordnungsdienst geht verstärkt Streife
Nach Auskunft von Polizeisprecher Volker Schütte sind Diebstähle auf den Friedhöfen keine Seltenheit: „Da wird alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt er zur WAZ. Vasen würden gestohlen, auch Pflanzen, „sogar große Skulpturen“. Vor allem aber auch auf Gegenstände aus Metall hätten es die Diebe abgesehen, denn die könnten dann an Metallhändler verkauft werden. Deshalb sei auch der Diebstahl von Wasserhähnen, ja auch von Namenszügen keine Ausnahme: „Da werden einzelne Buchstaben aus Grabsteinen herausgeschlagen.“ Schütte sagt aber auch: Es gebe zurzeit deutlich weniger Anzeigen als in den vergangenen Jahren. Seien es vor drei Jahren rund zehn im Monat gewesen, so seien es jetzt „nur“ noch eine bis zwei.
Südfriedhof ist der größte Friedhof in Herne
Die Stadt Herne betreibt sieben Friedhöfe auf einer Fläche von rund 85 Hektar. Allein dort werden nach Angaben der Stadt pro Jahr rund 1.100 Beisetzungen durchgeführt. Hinzu kommen sechs evangelische Friedhöfe in Wanne-Eickel und vier katholische in Herne und Wanne-Eickel.
Der Südfriedhof an der Wiescherstraße, 1905 entstanden, ist mit einer Fläche von über 30 Hektar und etwa 37.000 Grabstellen der größte Friedhof auf Herner Stadtgebiet.
In Herne gibt es außerdem 18 Kriegsgräberstätten mit insgesamt 2947 Kriegstoten.
Der KOD, der Kommunale Ordnungsdienst, laufe wegen der Diebstähle häufiger Streife auf dem Südfriedhof, sagt Stadtsprecherin Nina Haupt. Wenn den Mitarbeitern dabei Diebstähle an Gräbern auffielen, würden die Angehörigen informiert. Stadtsprecherin Nina Haupt appelliert an Geschädigte, Anzeige zu erstatten.
Neben Diebstählen ärgert die Friedhofsbetreiber auch Vandalismus, so etwa auf den katholischen Friedhöfen in Wanne-Süd oder Wanne-Mitte. Sowohl an der Reichs- als auch an der Claudiusstraße würden regelmäßig Toiletten beschädigt, etwa Handtuchhalter abgerissen, heißt es aus dem Gemeindebüro. Deshalb würden die Örtlichkeiten nun abends abgeschlossen: „Es soll für die Besucher ja ordentlich aussehen.“
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