Herne. Lesen bildet, heißt es. Lesen ist aber auch gut für die Gesundheit. Ein Herner Mediziner sagt, wie oft man lesen sollte. Und was besser nicht.

Lesen bringt Menschen an fremde Orte, lässt sie den Alltag vergessen und Neues entdecken. Nicht zuletzt: Es hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den Körper. Prof. Dr. Klaus Kisters, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Anna-Hospital in Herne, kennt die positiven medizinischen Aspekte des Lesens.

„Lesen hat eine entspannende Wirkung, die das kardio-vaskuläre System positiv beeinflussen kann“, erklärt der Mediziner Klaus Kisters. Zudem werde durch regelmäßiges Lesen das Gehirn trainiert, die kognitiven Fähigkeiten verbesserten sich und die Hirnaktivität werde erhöht. Das rege die Neubildung von Gehirnzellen an, führe zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistung und könne auch vor einer Demenz schützen.

Lebenserwartung steigt bei regelmäßigem Lesen

Er wirbt fürs Lesen: Professor Klaus Kisters, Chefarzt am St. Anna-Hospital.
Er wirbt fürs Lesen: Professor Klaus Kisters, Chefarzt am St. Anna-Hospital. © St. Elisabeth-Gruppe | OH


Kann Lesen aber auch gezielt Einfluss auf Krankheiten nehmen? „Man kann sagen, dass sich das Lesen eines Buches positiv auf die Lebenserwartung auswirkt“, meint Kisters. Professor Levy von der Universität Yale habe 2016 eine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema veröffentlicht. „Die Studie, an der 3635 Teilnehmer beteiligt waren, hat gezeigt, dass die Lebenserwartung der Menschen, die mehr als 3,5 Stunden in der Woche ein Buch lesen, 17 Prozent höher ist als die Lebenserwartung der Nichtleser“, berichtet der Arzt.

Aber Achtung: Diese Ergebnisse bezögen sich auf das Lesen von Büchern. Das Lesen von Zeitschriften und Zeitungen habe dagegen keine solchen Auswirkungen: Es habe kein positiver Einfluss auf die Lebenserwartung nachgewiesen werden können.

Gefäßsystem und Atemtechnik verbessern sich

Der Grund für den positiven Einfluss: Beim Lesen entspanne sich der Mensch, der Pulsschlag sinke und die Anspannung der Muskeln lasse nach. Dies sorge für eine Verbesserung des Gefäßsystems sowie der Atemtechnik und führe zu einem Abbau der Stresshormone. Lesen kann also dabei helfen, abends zur Ruhe zu kommen: „Lesen hilft dabei, den Körper zu entspannen, sich von dem Tag zu erholen und den Stress abzubauen“, erläutert Kisters. Durch das Lesen sinke der Blutdruck, der Adrenalinhaushalt werde reduziert und man komme innerlich zur Ruhe: „Diese Faktoren begünstigen das Einschlafen und tragen zu einem erholsamen und qualitativen Schlaf bei.“

Dabei kommt es aber darauf an, was man liest. Buch sei nicht gleich Buch: „Wenn wir einen Krimi, einen Horrorroman oder Bücher lesen, die uns emotional aufwühlen und zur inneren Anspannung führen, kann das im Einzelfall einen gegenteiligen Effekt auf unser Gehirn ausüben und uns länger wach halten oder den Schlaf beeinträchtigen“, warnt der Mediziner.

Um positive Effekte für die Gesundheit zu erzielen, empfehle die Studie von Professor Levy Menschen, etwa 3,5 Stunden pro Woche ein Buch zu lesen. Damit haben sie laut Kisters einen signifikanten Vorteil gegenüber Menschen, die gar nicht lesen. Der Arzt aus dem St. Anna-Hospital beherzigt diesen Ratschlag übrigens selbst: Er liest jeden Abend eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen und empfindet das als entspannend. „Neben Büchern lese ich oft medizinische Fachliteratur“, verrät er. Ob sich das auch positiv auf seine Gesundheit auswirkt?