Herne. Im leeren McDonalds wird getanzt, Wartesaal und Heimatmuseum zeigen Ausstellungen. Der Kulturausschuss erfuhr mehr über das „Ruhr Ding“.

Ein paar Wochen ist Gudrun Thierhoff noch im Amt, doch der Kulturausschuss sah die Dezernentin am Donnerstag zum letzten Mal. Anlass genug für die auch als Jazzsängerin bekannte Ausschussvorsitzende Bettina Szelag, noch vor dem ersten Tagesordnungspunkt, begleitet von ihrem Mann Heinrich Altemeyer an der Gitarre, der grünen Kulturdezernentin ein Ständchen zu bringen: „It’s not easy being green“, ein Lied von Kermit, dem Frosch aus der Muppet Show. „Ich hatte befürchtet, dass ihr ,Mein kleiner grüner Kaktus’ singt“, bedankte sich Thierhoff gerührt.

Kunst für die nördliche Emscherregion

„Ruhr Ding“-Eröffnung in Bochum im vergangenen Jahr. 2020 findet die Herner Eröffnung am 8. Mai auf dem Bahnhofsvorplatz statt.
„Ruhr Ding“-Eröffnung in Bochum im vergangenen Jahr. 2020 findet die Herner Eröffnung am 8. Mai auf dem Bahnhofsvorplatz statt. © Daniel Sadrowski

Dass die Sitzung trotz Weiberfastnacht fast zwei Stunden dauerte, war unter anderem dem Vortrag von Carola Kemme geschuldet. Die Projektleiterin der „Urbanen Künste Ruhr“ gab den Ausschussmitgliedern einen vielversprechenden ersten Eindruck davon, was Herne vom 9. Mai bis zum 28. Juni von dem Projekt „Ruhr Ding“ zu erwarten hat. Und das ist einiges. Hatte im vergangenen Jahr die Schiene Dortmund - Bochum - Essen - Oberhausen mit 22 Kunstprojekten profitiert, soll in diesem Sommer die nördliche Emscherregion zum Zuge kommen, und dazu gehört neben Recklinghausen, Marl und Haltern auch Herne. Drei „Emscherkunst“-Projekte in der Natur werden eingebunden.

Im Ruhrgebiet Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren, und zwar jährlich zeitgleich im Mai und Juni, ist Anliegen des Projekts „Ruhr Ding“ unter dem Dach der Kultur Ruhr GmbH - ein Erbe der Kulturhauptstadt 2010. „Klima“ ist das Thema in diesem Jahr, mehrdeutig zu verstehen in seiner ökologischen wie gesellschaftlichen Dimension.

Weitere Themen

Auch das erfuhr der Kulturausschuss:

Wann die Sanierung der Städtischen Galerie beginnt, steht immer noch nicht fest. Man hoffe im März auf einen Bewilligungsbescheid, so die Kulturverwaltung. Das Land und der LWL stimmten sich als Fördergeber noch ab. Im April und im Juni sollen noch Ausstellungen gezeigt werden.

Auch der Sanierung des Flottmanndaches gingen umfangreiche Abstimmungsprozesse voraus. Dort werden 2,5 Millionen Euro verbaut. Im Juni sollen die Kulturpolitiker mehr erfahren.

Alter Wartesaal als Ausstellungsort

Ein Ausstellungsort ist der Alte Wartesaal im Herner Bahnhof. Dort präsentiert die in Venezuela aufgewachsene Künstlerin Ana Alenso ab Samstag, 9. Mai, ihre Arbeit „Die Mine gibt, die Mine nimmt“. Alensos Themen sind die Erdölwirtschaft und die Folgen der Förderung für Natur und Mensch. Die offzielle Eröffnung des Herner „Ruhr Ding“ ist am Tag zuvor, Freitag, 8. Mai, auf dem Bahnhofsvorplatz.

Zu neuem Glanz will „Ruhr Ding“ auch der immer noch leerstehenden ehemaligen McDonalds-Filiale an der Bahnhofstraße verhelfen. Dort arbeiten zwei Tanzkompanien, Renegade unter der Choreografie von Niels „Storm“ Robitzky und die Compagnie La Fleur von Monika Gintersdorfer und Franck E. Yao. „Es wird tägliche Veranstaltungen im Lokal und draußen geben“, kündigt Carola Kemme an.

Das Herner Kreuz 1970. Es steht für eine Verkehrsentwicklung, die das Auto in den Mittelpunkt stellte. „Automobilism“ greift das auf.
Das Herner Kreuz 1970. Es steht für eine Verkehrsentwicklung, die das Auto in den Mittelpunkt stellte. „Automobilism“ greift das auf. © Bildarchiv Stadt Herne | Kopitzko

Als dritter Ort ist das Heimatmuseum in Unser Fritz eingebunden. Ralf Piorr und Katrin Lieske planen unter dem Titel „Automobilism“ eine Ausstellung über die Entwicklung der (Auto-)Mobilität in Herne. Das assoziierte Projekt frage nach „urbanen Räumen im Wandel“ oder: „Was kann man von Herne ausgehend über Mobilität lernen?“ Ergänzt wird die kulturhistorische Ausstellung durch künstlerische Objekte von Ines Braun und Iris Stephan sowie Animationsfilme des Künstlers Patrick Praschma.

„Irrlichtertouren“ erklären die Kunstorte und Umgebung

Viel Wert lege das Projekt auf die Vermittlung, sagte Carola Kemme. Das Stichwort heißt „Irrlichtertouren“: Geschulte Guides sollen per Rad oder auf Spaziergängen samstags und sonntags zu festen Zeiten die Kunst erläutern. „Das Tourenprogramm wird gerade ausgearbeitet“, so Kemme. Die Besucher sollen nicht nur die Standorte anfahren, sondern auch die Umgebung erleben.

Ein Container des Fahrradverleihers „RevierRad“ soll am Herner Bahnhof für die Teilnehmenden Räder bereithalten. Auch in Recklinghausen und am Halterner Silbersee werden solche Stationen eingerichtet. Mehr Details über „Ruhr Ding“ werden am 26. März bekannt gegeben.

Der Kulturausschuss jedenfalls war angetan. Fragen galten lediglich der Barrierefreiheit (CDU) und der Vermittlung (Grüne). Um beides bemühe man sich nach Kräften, versicherte die Projektleiterin.