Herne. Die „Spaziergänge“ der „besorgten Bürger“ stehen offenbar vor dem Aus. Es würde höchste Zeit, sagt WAZ-Redakteur Michael Muscheid. Ein Kommentar.
Hat der Spuk endlich ein Ende? Das würde höchste Zeit: Was von den Organisatoren verharmlosend „Spaziergang“ genannt wurde, war nichts anderes als ein wöchentlicher Aufmarsch von vielen Rechten, ja gar Nazigrößen, Hooligans und Rockern. Dass selbst einem Mitorganisator die Teilnehmer zu rechts waren, spricht Bände.
Zuletzt war nur noch ein müdes Häuflein „besorgter Bürger“ übrig. Unzufriedene Bürger, die sich am Anfang eingereiht hatten, haben sich längst abgewendet, so mancher mit Grausen. Nun kam auch noch Streit zwischen Organisatoren hinzu, und rechte Gruppen, die sich bei Aufmärschen in unterschiedlichen Städten gerne aushelfen, kamen nicht mehr nach Herne. Mit diesen Auftritten machen sich die Teilnehmer nur noch lächerlich. Wenn sie nun die Reißleine ziehen, wäre das nur konsequent.
Großer Gewinner, egal, wie lange die „Spaziergänge“ noch dauern, ist die Zivilgesellschaft. Herne hat sich erfolgreich quergestellt. Woche für Woche gehen meist Hunderte Menschen auf die Straße, Vertreter vieler Parteien, Organisationen, Verbänden, Gewerkschaften und Kirchen haben ein breites Bündnis geschmiedet und zeigen unermüdlich Flagge gegen Rechts und für ein buntes und friedliches Herne. Das lässt für die Zukunft hoffen. Angesichts mancher Entwicklungen im Land (Stichwort: Thüringen) kann einem angst und bange werden. Da ist es gut zu wissen, dass es hier eine starke Basis gibt, die bereit ist, die Demokratie zu verteidigen.