Herne. Was Landwirten am neuen Agrarpaket der Bundesregierung nicht passt, erklärten drei Bauern am Freitag den Edeka-Kunden in Herne-Holthausen.

Drei große Traktoren standen am Freitagmorgen auf dem Parkplatz des Edeka in Herne-Holthausen. Die Landwirte Heinz Böckmann (49), Alexander Sude (24) und Wilhelm Kremerskothen (71) verteilten Informationsmaterial mit angehefteten Blumensamen. Die Bauern schlossen sich damit den bundesweiten Protesten gegen das neue Agrarpaket der Bundesregierung mit seinen verschärften Auflagen in der Tierhaltung und beim Pflanzenschutz an.

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„Es ist schön zu sehen, wieviel Unterstützung man von der Gesellschaft bekommt“, sagt Heinz Böckmann, „doch man hat auch mit Vorurteilen zu kämpfen“. Der Landwirt ist Direktvermarkter und hat einen Schweine-, Rind-, und Mutterkuhbetrieb. Die drei Landwirte bekommen am Eingang des Edeka immer wieder Beschwerden und Vorwürfe von vorbeigehenden Kunden zugerufen, die dann in den Markt gehen, um dessen Produkte zu kaufen. Gerade diese Kunden wollen sie informieren.

Wilhelm Kremerskothen, Landwirt in Castrop-Rauxel, findet bei  Hildegard Henseler Verständnis für die Probleme der Bauern.
Wilhelm Kremerskothen, Landwirt in Castrop-Rauxel, findet bei Hildegard Henseler Verständnis für die Probleme der Bauern. © FFS | Alexa Kuszlik

Kunden greifen zu billigem Fleisch

Gleichzeitig versuchen sie Vorurteile zu entkräften, etwa dass sie zu viel Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen. Wilhelm Kremerskothen, dessen Sohn einen Mastschweinbetrieb in Castrop-Rauxel hat, erklärt, dass viele Menschen heutzutage lieber günstigeres Fleisch in einer minderen Qualität kauften, aber „gute Qualität nun mal ein bisschen teurer ist“. Deswegen sei es auch so schwer für Klein- bis Mittelbetriebe, noch weiter zu existieren. Es sei allgemein besser für die Landwirte, wenn bewusster und regional einkauft werde.

Das befürwortet auch Hildegard Henseler, Hochschulsekretärin aus Herne. „Ich finde sowas wichtig, denn die Bauern bekommen viel zu wenig Geld für hochwertige Produkte.“ Ein weiterer Begriff, den die Landwirte immer öfter hören, ist die Massentierhaltung. „Die Frage ist ja, was ist eigentlich eine Masse?“, wirft Kremerskothen ein. Denn um finanziell von einem Mastschweinbetrieb leben zu können, brauche ein Bauer mindestens 2000 Schweine und dazu noch Ackerfläche. Natürlich spiele auch der Platz dabei eine große Rolle, jedoch werde der Begriff oft unwissend und schnell verwendet.

Aktionen in ganz Deutschland

Im Ruhrgebiet trafen sich die protestierenden Landwirte am Freitag unter anderem in Duisburg und Oberhausen. Anlass für den Protestzug ist der Beginn der Grünen Woche in Berlin.

Weitere Aktionen waren in Bayern, Niedersachsen, Bremen, Baden-Württemberg, Berlin und Hessen geplant.

Zum zweiten Mal ist Alexander Sude mit dabei. Der 24-Jährige betreibt eine Pferdepension, Ackerbau und ein Lohnunternehmen. Er ist Landwirt aus Herne-Holthausen und war zuvor auf einer Demo in Münster dabei. Ihm gehe es darum, die Gesellschaft anzuregen, mehr regionale Produkte zu kaufen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass es für Landwirte nicht immer „so rosig läuft“ wie es scheine.

Am Nachmittag fuhren Heinz Böckmann und Willhelm Kremerskothen mit ihren Traktoren weiter nach Castrop-Rauxel, um auch da auf einem Edeka-Parkplatz über das Agrarpaket zu informieren.