Herne. Die Kita-Versorgung in Herne hat sich verschlechtert, laut Stadt ist die Lage „dramatisch“. Die SPD schlägt deshalb vor, Modul-Kitas zu kaufen.

Die Zahl der Kita-Plätze in Herne reicht noch immer hinten und vorne nicht. Im Gegenteil: Die Versorgungsquote hat sich zuletzt sogar verschlechtert, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. Sie nennt die Lage gegenüber der WAZ „dramatisch“. Die SPD schlägt deshalb vor, Kitas in Fertigmodulen anzuschaffen, um kurzfristig zusätzliche Plätze schaffen zu können.

Vor einem Jahr lag die Versorgungsquote in Herne bei 32,8 Prozent bei den unter Dreijährigen und 98 Prozent bei den über Dreijährigen; die Zielquoten aber lauten 42 und 100 Prozent. Neue Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung sollen Ende Februar vorliegen, dann will die Stadt bis zum März einen neuen Kindergartenbedarfsplan vorlegen. Schon jetzt sei aber abzusehen, dass die Kita-Plätze auch im kommenden Jahr nicht ausreichten – selbst dann nicht, wenn bis dahin wie geplant Hunderte neue Plätze geschaffen werden. Die Lücke zwischen Kinderzahlen und Angebot werde immer größer, so die Bildungsdezernentin. Bestehende Kitas seien voll bis unters Dach.

Stadt will Kita-Ausbau mit Kraftanstrengung beschleunigen

Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff: „Wir müssen nicht nur schnell sein, sondern noch schneller.“
Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff: „Wir müssen nicht nur schnell sein, sondern noch schneller.“ © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Grund für die Misere seien steigende Geburtenzahlen, aber auch Zuzüge von Familien. Sie sorgten dafür, dass immer mehr Kinder einen Platz bräuchten. Im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie sagte Thierhoff am Donnerstag deshalb über den Kita-Ausbau: „Wir müssen nicht nur schnell sein, sondern noch schneller.“ Sie versprach: Die Verwaltung wolle „richtig powern“. Fehlten Kita-Plätze, seien „Kinder- und Familienschicksale“ die Folgen. Kinder etwa drohten, im Bildungssystem „runterzufallen“. Das dürfe nicht sein, dem müsse dringend entgegengewirkt werden.

In einer Kraftanstrengung wolle die Stadt nun versuchen, den Kita-Ausbau zu beschleunigen. Dabei, so die SPD, könnten Kitas in Modulbauweise helfen, die Lage kurzfristig zu entspannen. Die SPD habe sich so eine Kita in Castrop-Rauxel angesehen und mit der Leitung gesprochen. Die Erfahrungen dort seien positiv, sagte Jörg Högemeier (SPD).

Komplette Kita werde geliefert

In wenigen Wochen Bauzeit wurde am Europaplatz in Castrop-Rauxel aus Dutzenden Modulen eine komplette Kita gebaut – unter anderem mit U3-Raum, Schlafräumen, Cafeteria und Turnhalle. Die „Modul-Kita“, so der SPD-Ratsherr im Ausschuss, wäre auch ein „probates Mittel“ für Herne: „Eine schnelle Umsetzung ist möglich, da die Lieferung einer kompletten Kita erfolgt.“ Mögliche Standorte in Herne seien Bladenhorster Straße, Bogenweg/Schlägelstraße, die Freifläche zwischen kleiner Bergstraße und Südpool, der ehemalige Fortuna-Sportplatz sowie die Freifläche Am Berg/ Am Mühlenbach.

Stadt: Kitaplanungen sind eine Sisyphusarbeit

Ulrich Klonki, der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, regt gegenüber der WAZ an, beim Kita-Ausbau nicht nur über Modul-Kitas, sondern auch über Kitas in Fertigbauweise nachzudenken. Auch sie könnten dabei helfen, Zeit gegenüber der herkömmlichen Bauweise zu gewinnen. „Wir müssen loslegen“, gibt der SPD-Ratsherr die Zielrichtung vor.

Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff sagte im Bildungsausschuss, dass die Bauplanungen eine Sisyphusarbeit seien. Auch wenn Kitabauten genehmigt und eingestielt seien, gebe es nicht selten Verzögerungen. So gebe es etwa Veränderungen beim Kita-Träger, oder der Investor komme nicht in die Pötte.

Die Vertreter der Stadt äußerten sich zurückhaltend. Diese Kitas seien allenfalls als Zwischenlösungen an einem bestehenden oder geplanten Kita-Standort denkbar, sagte etwa die Bildungsdezernentin. Bei den Ausbau-Plänen wolle man aber prüfen, ob Modul-Kitas Sinn machten. Denkbar sei etwa, dass eine solche Kita für einige Zeit an einem Standort stehe, dann aber an einen anderen wechsele – je nach Bedarf.

Jörg Högemeier (SPD) rief die Stadt angesichts der dramatischen Lage dazu auf, wie versprochen Tempo zu machen. „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf“, so der Stadtverordnete.