Herne. Sie inserierten bei Ebay, kassierten Geld, aber verschickten dann nichts: Drei Wanne-Eickeler stehen jetzt wegen Betrugs vor dem Landgericht.
Weil sie mit Scheinangeboten im Internet mehr als 200 Schnäppchenjäger reingelegt haben sollen, stehen drei Männer (33, 33 und 46) aus Wanne-Eickel seit Freitag in Bochum vor Gericht. Als eine Art „Marionetten“ dienten den mutmaßlichen Serienbetrügern offenbar zahlreiche Personen aus dem Trinker- und Rauschgift-Milieu.
Angebote vom Thermomix bis zur Drohne
Laut Anklage stellten die zwei 33-jährigen Hauptangeklagten zwischen Mai 2017 und August 2018 in mehr als 250 Fällen im Internet „nicht existente Waren“ bei Ebay, Ebay Kleinanzeigen und Quoka.de zum Kauf ein. Vom Thermomix für 530 Euro, über Rasenmähroboter für 380 Euro, Drohnen für 550 Euro, Kameraobjektive für 400 Euro, Stand-Up-Paddelboards für 390 Euro bis hin zur Omega-Uhr für 2250 Euro: Mehr als 250 Schnäppchenjäger klickten sich bei den Schein-Verkäufern durch das Angebot, überwiesen den Kaufpreis – und schauten dann in die Röhre.
Denn geliefert wurde: Nullkommanichts. Als Gesamtschaden hat die Staatsanwaltschaft einen Betrag von 154.249,92 Euro errechnet. Für die Wanne-Eickeler selbst sollen davon 25.000 Euro übrig geblieben sein. Das restliche „Betrüger-Geld“ soll über Servicedienstleister ins Ausland transferiert beziehungsweise in die digitale Währung „Bitcoin“ umgewandelt worden sein.
Gehilfen aus der Trinker- und Drogenszene
Besonders perfide: Als nützliche Gehilfen sollen von den Betrügern zahlreiche Personen aus der Trinker- und Drogenszene ausgenutzt worden sein. Einer davon ist der 46-jährige Mitangeklagte aus Wanne-Eickel. In seinem Fall geht es anders als bei den zwei Hauptangeklagten auch hauptsächlich „nur“ um Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug. Gegen Bargeld von bis zu 100 Euro sollen die Drogenabhängigen bei verschiedenen Banken Konten eröffnet haben, auf die dann die Kaufpreise aus den „Fake-Auktionen“ eingehen konnten.
Während einer der 33-jährigen Wanne-Eickeler die Trinker und Drogenabhängigen akquirierte und später das Geld von den Konten verteilte, kümmerte sich der andere Hauptangeklagte laut Anklage vor allem um das Schalten der Kleinanzeigen, schmückte sie mit passenden Produktbildern und kommunizierte mit den Kunden.
Umfangreiche Geständnisse zum Prozessauftakt
Zum Prozessauftakt vor der 10. Strafkammer legten alle drei Angeklagten umfangreiche Geständnisse ab. Einer der Hauptangeklagten will selbst überrascht gewesen sein, „wieviel Geld da am Ende zusammengekommen ist“. Um von den Richtern am Ende möglicherweise noch eine Bewährungschance zu erhalten, wolle der 33-Jährige aber, so Verteidiger Heinrich Hendricks, „wie man hier im Ruhrgebiet sagt, komplett die Hosen runterlassen“. Urteil: voraussichtlich am 4. Februar.