Herne. Silke Masannek engagiert sich für die Familie Dalaf. Sie soll nach Syrien abgeschoben werden.

Es gibt Menschen, die spülen schon, wenn andere noch keine schmutzige Tasse sehen. Silke Masannek ist so eine Frau. „Wir helfen immer”, sagt sie, als sei es selbstverständlich, dass sie seit zehn Jahren die Mutter pflegt, die im Rollstuhl sitzt, und dass sich die Mädchen aus der U 15 von Blau-Weiß Baukau 06/16 mit jedem Stress an ihre Jugendgeschäftsführerin wenden können. Und so hat Silke Masannek (39) nicht lange gefragt, als Susi Dalaf am 21. Juli nur eins am Telefon sagte: „Hilfe”.

Die Familie aus Pantringshof kennt die 14-Jährige seit langem. Susi besucht mit Tochter Jacqueline (14) die 8. Klasse der Realschule Sodingen und spielt mit ihr in einem Mädchenteam. Schon als die Familie Dalaf am Zechenring in der Flüchtlingsunterkunft wohnte, hat sie das Mädchen zum Training abgeholt.

Jetzt hatte die syrische Familie den Ausreisebescheid erhalten. Und so begann Silke Masannek, die Groß- und Außenhandelskauffrau, die bei dem Wasserbetten-Hersteller Vontana gearbeitet hatte und eine Weile als Stationshilfe in der Altenpflege war, sich in den Aufenthaltsstreit einzuarbeiten. Schnell waren erste Unterschriften gegen eine drohende Abschiebung in zwei Fußballvereinen gesammelt. „Wir haben abends schon auf dem Sportplatz überlegt: Wie können wir helfen?”

Klassenlehrerin, Schulleiter, Klassenpflegschaftsvorsitzende - alle wurden eingebunden, ein erster Unterstützerbrief geschrieben. Dann hörte Silke Masannek von Karl Großerohde, dem Flüchtlingsberater der Caritas: „Ich hab gedacht, ruf' mal an und frag', ob wir nicht zusammenarbeiten können. So kam das weiter ins Rollen.” Parteien wurden angeschrieben, die Härtefallkommission und der Petitionsausschuss des Landtags eingeschaltet und und und.

„Ich war nie in einer Partei”, sagt Silke Masannek, und das ist sie bis heute nicht. Aber wie Bärbel Beuermann und deren Parteifreunde von Die Linke als erste reagiert und sich eingesetzt haben, erkennt sie an. Die großen Parteien dagegen, glaubt sie, „haben ihr Wählerpotenzial und sind bekannt genug, während die anderen noch kämpfen müssen.” Inzwischen haben sich alle Herner Parteien gemeldet, Dorothea Schulte von den Grünen ist mit den Unterstützern weiter in Kontakt.

Die Mädchen

sind ihr wichtig

Morgens, wenn der Mann bei der Arbeit und die Tochter in der Schule war, telefonierte Silke Masannek mit Caritas und Pro Asyl, mit Schulleiter und Lehrerinnen, Presse und Politikern. „Ich hatte die Zeit und die Möglichkeit, die Informationen weiterzuleiten”, sagt sie. Als Bindeglied zwischen allen Beteiligten behielt sie den Überblick, mit den Wochen wuchs ihre Sachkenntnis. Als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender juristisch geübt, unterstützte sie ihr Mann, Gespräche mit der Rechtsanwältin und eigene Recherchen taten ein übriges. Ein dicker Ordner dokumentiert inzwischen den Fall Dalaf, der noch nicht abgeschlossen ist.

„Die Mädchen sind mir wichtig”, begründet Silke Masannek ihre Energie. Manchmal besucht sie die Familie oder ruft sie an, „damit sie merken, sie sind nicht allein”. Was das Leben für geduldete Flüchtlinge bereithält, darüber hat die Hernerin früher selten nachgedacht. Jetzt sieht sie den „psychischen Druck” und fragt sich, wieso „man die Menschen so lange mit der Angst und der Ungewissheit leben lässt”. Dass die vier Dalaf-Töchter so gut integriert seien, sei Verdienst der Ältesten, Rosel, aber auch der Eltern, die immer auf Leistung geachtet hätten. Erst wenn man hinter die Fassade schaue, „weiß man, was die alle mitgemacht haben”.