Herne. Die Vorjahressieger Ben und Emilia mussten ihre Plätze räumen für zwei neue Spitzenreiter. Eltern streben offensichtlich nach Individualität.

Individualität wird bei Eltern in Herne groß geschrieben. Kein Name sticht bei der offiziellen Statistik der Stadt mit absoluten Spitzenwerten ins Auge. Die Vorjahressieger Ben und Emilia mussten aber ihre Plätze räumen für zwei neue Erstplatzierte.

Lina und Noah sind in 2019 die am häufigsten vergebenen Namen. Insgesamt 18 Kinder, die in Herne geboren wurden, heißen Lina - Platz 1. Im Vorjahr lag er noch auf Platz 5 mit zehn Nennungen. Bei den Jungen ist Noah am beliebtesten - 15 Babys erhielten diesen Namen und damit fast doppelt so viele wie noch im Vorjahr.

Emilia und Jonas auf Platz 2 der beliebtesten Vornamen

Emilia fällt als Vorjahressiegerin aber sanft und ist nun auf Platz zwei vor Sophia und Leonie. Emma, die mit Ben bundesweit als Dauerbrenner seit Jahren auf dem ersten Platz liegt, schafft es bei den Herner Babys „nur“ auf Platz 13. Ben landet auf dem dritten Platz direkt hinter Jonas.

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„Heute versuchen die Eltern, eine Individualität über den Namen herauszukristallisieren“, sagt Standesbeamtin Angelika Greling. Sie bezieht sich damit auf die Tatsache, dass der beliebteste Name Lina nur 18-mal vergeben wurde. „Bezogen auf insgesamt 1666 Geburten in Herne im vergangenen Jahr, ist das nicht viel“, so Angelika Greling. Durch die geringen Zahlen schwanken die Platzierungen sehr leicht. Bei Vornamen, die genauso oft angemeldet wurden, wird alphabetisch sortiert.

Häufig variiert auch die Schreibweise von Namen und wird dann getrennt gezählt. So belegt Hannah mit fünf Nennungen Platz 24, Hanna Platz 32 (vier Kinder wurden so genannt). Zusammengenommen würde sie aber ganz oben mitspielen. Ähnlich: Lia wurden sechs Babys genannt, Liya gleich neun. Macht zusammen 15 - das wäre Platz 2.

Standesamt Herne musste keinen Namenswunsch ablehnen

Unterschiedliche Schreibweisen führen wohl auch dazu, dass ausländisch klingende Namen in den Top 10 eher selten bis gar nicht (bei den Mädchen) vorkommen. Außerdem: „Viele ausländische Mitbürger tendieren auch zu deutschen Vornamen“, beobachtet Angelika Greling.

Besonders kuriose Vornamen-Wünsche von Seiten der Eltern habe es nicht gegeben, in denen die Beurkundung hätte verweigert werden müssen. Das könnte laut Greling dann der Fall sein, wenn Eltern ihr Kind Gott, Allah oder Pizza nennen wollten, sagt sie als Beispiel. Manche Menschen kämen da auf die verrücktesten Ideen - zum Glück aber nicht in Herne, so die Standesbeamtin.

Traditionelle Vornamen sind in Herne beliebt

„Ganz selten kommt es vor, dass Eltern einen Namen für einen Jungen wählen, der eigentlich eher ein Mädchenname ist oder umgekehrt“, sagt Angelika Greling. Dann würden die Eltern darauf hingewiesen und seien in der Regel einsichtig. „Dass ein Fall wirklich mal vor Gericht ging, daran kann ich mich in 25 Jahren nicht erinnern.“

Trendnamen nach berühmten Schauspielern oder anderen Persönlichkeiten könne sie nicht feststellen. Auffällig scheint hingegen, dass immer mehr traditionelle Namen wie Paul, Oskar, Theo, Jakob oder Karl in den Statistiken auf höheren Plätzen auftauchen. Die Standesbeamtin ist nach 25 Jahren Berufserfahrung der Überzeugung: „Man sollte dem Kind besser den Namen geben, den es dreimal in der Klasse gibt, als einen Namen, den niemand kennt oder schreiben kann.“