Herne. In Abrisshäusern in Herne haben Rettungshunde der Feuerwehr die Suche nach Verschütteten trainiert.
Schon von Weitem hört man Hunde aufgeregt bellen. Es sind sieben Grad am Sonntagvormittag und es weht ein eisiger Wind an der Cranger Straße. „Das ist das ideale Wetter für einen Trainingstag, um die Trümmersuche zu üben“, sagt Melina Löwecke von dem gemeinnützigen Verein der Rettungshundestaffel für Feuerwehren NRW. Bei schwül-heißem Wetter seien die Hunde nicht so belastbar. Die 20-köpfige Staffel, die heute mit neun Mitgliedern sowie ihren 16 Hunden vor Ort ist, trainiert einmal wöchentlich für verschiedene Einsätze: die Suche nach verschütteten Personen in Gebäuden und Trümmern sowie nach vermissten Personen in Wäldern und Parks.
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Dabei seien die Hundenasen mit 225 Millionen Riechzellen – die humane Nase hat nur fünf Millionen – eine unverzichtbare Hilfe: „Ein Hund kann in 20 Minuten bis zu 30.000 Quadratmeter Fläche absuchen“, erklärt Löwecke. „Ohne Rettungshunde brauchte man für so eine Fläche Wochen.“ Zeit, die ein Mensch in Not nicht habe.
Hunde können ein Leben lang lernen
Als Rettungshunde eigneten sich besonders Labradore und Schäferhunde, da diese Rassen gerne arbeiteten und leichtführig seien, berichtet Susann Waydhas, die Vorsitzende des Vereins. „Unsere Hunde werden zwei Jahre lang intensiv ausgebildet, aber eigentlich lernen sie ein Leben lang.“ Die Staffelmitglieder begehen an Übungstagen immer zuerst das Gebäude und suchen einen möglichst ungefährlichen Raum für die Übung aus. „Denn im vergangenen Jahr ist einer unserer Hunde aus dem zweiten Stock eines Gebäudes gesprungen, da er eine Witterung aufgenommen hatte, er fiel dann ein halbes Jahr aus“, erzählt Waydhas.
Wind verteilt die Witterung
Waydhas sprüht nun feines Pulver in die Luft, um zu erkennen, wie der Wind weht und sich die Witterung verteilt. „Das ist besonders für jüngere, unerfahrene Hunde wichtig, die sollen nämlich direkt in die Witterung rein laufen.“ Außerdem suche das Team nach Gefahrenquellen und entferne sie, erklärt sie weiter und nimmt einem Holzstock mit einem langen Nagel vom Boden auf.
Ist der Raum für den „Übungs-Vermissten“ ausgesucht, legt sich ein Staffelmitglied auf den Boden. Der Hundehalter steht im Flur hinter dem Hund und gibt ihm ein Start-Kommando, woraufhin der Hund losläuft und selbstständig das Gebäude durchsucht. „Unsere Haut stößt pro Minute 40.000 Hautschüppchen mit unserem Duft ab, die Körperwärme treibt sie in die Luft und Windstöße verteilen sie weiter. Der Hund nimmt diese wahr“, so die 51-Jährige, die sich mit ihrem Hund Kyra seit zehn Jahren in der Staffel engagiert.
Anstrengende Aufgabe und spannendes Spiel
Am Sonntag werden sechs Personen nacheinander in den Häusern versteckt, die Hunde finden sie alle innerhalb kurzer Zeit. „Sie nehmen selbst die Witterung Verschütteter unter bis zu neun Metern Beton und Schutt wahr und aus bis zu 200 Metern Entfernung“, erzählt Staffelmitglied Guido Drescher stolz. Für die Hunde sei es zwar eine anstrengende Aufgabe, aber auch ein spannendes Spiel: „Egal ob Übung oder Einsatz – sie werden nach dem Fund einer Person oder auch nach einem Einsatz ,ohne Anzeige’, also ohne Fund, mit Leckerchen oder dem Lieblingsspielzeug belohnt“, so Melina Löwecke. Hinterher seien die Vierbeiner glücklich und müde.
Hunde müssen immer neue Orte fürs Training haben
Für die Trainings sei es unerlässlich, dass mit den Hunden immer wieder an neuen Orten geübt werde. Leider meldeten sich Eigentümer von Abrisshäusern nicht von alleine bei der Rettungshundestaffel. „Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass wir durch Medien oder Bekannte von Abrisshäusern erfahren.“
So wie in diesem Fall: Straßen NRW reißt die Häuser Cranger Straße 28, 28a und 28b im Januar ab, um die A43 auf sechs Spuren ausbauen zu können. Vorher und nach dem Abriss darf die Rettungshundestaffel dort trainieren. „Jeder kann von einer Katastrophe wie einem eingestürzten Gebäude betroffen sein“, meint Olaf Wüllner von Straßen NRW. Die Rettungshundestaffel arbeite ehrenamtlich und verdiene höchsten Respekt. „Aus diesen Gründen sind wir immer bereit, so etwas Wichtiges zu unterstützen.“