Herne. Das Herner Stadtarchiv will Familienforschern das Leben leichter machen und stellt eine Fülle an Daten ab sofort online bereit.
Gute Nachricht für Ahnenforscher: Das Herner Stadtarchiv stellt ab sofort Namensregister zu Geburten, Sterbefällen und Hochzeiten online bereit. Wer recherchieren will, kann, aber muss aber nicht mehr den Lesesaal des Archivs aufsuchen. „Das geht jetzt auch ganz bequem von der Couch zuhause“, sagt Archivleiter Jürgen Hagen.
Was kann der Nutzer in dem digitalen Archiv finden? „Es enthält Listen zu Eheschließungen, Neugeborenen und Verstorbenen ab den Jahren seit 1874“, erläutert Hagen. Damals begannen die Städte und Gemeinden in Preußen damit, solche Standesamtsregister anzulegen. Nun hat in heutiger Zeit der Gesetzgeber klare Karenzzeiten festgelegt, ab wann überhaupt solche persönlichen Daten öffentlich zur Verfügung gestellt werden dürfen. Die Listen mit Sterbefällen, die bei der Stadt registriert sind, dürfen danach frühestens nach 30 Jahren publik gemacht werden, bei den Hochzeiten sind des 80 und bei den Geburten 110 Jahre. Das bedeutet im Umkehrschluss: Die „jüngste“ Eheschließungsliste beispielsweise, die Bürger einsehen dürfen, stammt aus dem Jahr 1938.
Bislang lagen alle diese Unterlagen nur auf Papier vor. Nun haben Mitarbeiter des Archivs die Materialberge gescannt und anschließend auf der Internetseite eingepflegt. Um diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, waren die Mitarbeiter des Archivs über Monate im Einsatz und fanden in engagierten Bürgern wie Gerd Biedermann auch ehrenamtliche Helfer, erläutert Leiter Hagen.
Unterstützung durch die Martin-Opitz-Bibliothek
Unterstützung gab es zudem von Anke Bolsmann, Bibliothekarin der nahe gelegenen Martin-Opitz-Bibliothek. Sie nahm sich der Adressbücher an, die für Herne und Wanne-Eickel seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen sind. Die zum Teil sehr aufwendig gestalteten Hefte enthalten aber nicht nur Namen und Wohnorte von Bürgern, sondern auch Verlautbarungen, Werbung und Anzeigen. Sie geben auf diese Weise einen Einblick in das gesellschaftliche Leben der damaligen Zeit. Während für Herne die Adressbücher, die bis 1993 aufgelegt wurden, nahezu komplett vorrätig sind, wie die Bibliothekarin erklärt, weisen die Bestände für Wanne-Eickel doch einige Lücken auf. Aus Datenschutzgründen sind aber auch die neueren Ausgaben nicht auf der Seite eingestellt, die digitalen Bestände reichen bis 1937/38.
60 Prozent der Nutzer sind Familienforscher
Hunderte von Bürgern nutzen derzeit im Jahr den Lesesaal des Stadtarchivs im Kulturzentrum, Willi-Pohlmann-Platz 1.
Nach Angaben von Leiter Jürgen Hagen machen Familienforscher inzwischen rund 60 Prozent der Gäste aus.
Das Team des Stadtarchivs kümmert sich um die Ratsuchenden und ist unter HER 164719 oder per Mail erreichbar: stadtarchiv@herne.de
Da es sich bei den Datenbeständen um große Dateien handelt, ist es nach Angaben der Stadt wenig ratsam, das Smartphone als Endgerät zu benutzen. Dann sind Datenvolumen möglicherweise schnell verbraucht.
Langfristig plant das Archiv, die Datenbestände aus den Findbüchern mit weiteren Archivportalen in NRW zu vernetzen.
Wenn nun ein Bürger wissen will, ob beispielsweise seine Urgroßeltern in Herne den Bund des Lebens geschlossen haben, muss er allerdings schon ein wenig Aufwand betreiben. Lediglich in einer Suchmaske den Namen der Ahnen einzugeben, das führt nicht zum Erfolg. „Man muss sich dann schon ein Jahresheft vornehmen“, erklärt Hagen. „Zum Glück sind die Register aber nach dem Alphabet sortiert“. Wenn derjenige dann die Daten hat, kann das Archiv ihm die Heiratsurkunde aushändigen oder auch zuschicken. Diese Dokumente enthalten bekanntlich noch weitere Informationen zur Herkunft des Brautpaares.
Service soll noch ausgebaut werden
Mit dem Namensregister läutet das Archiv das digitale Zeitalter ein und hat noch weitere ehrgeizige Pläne. Denn auf Dauer sollen auch so genannte Findbücher online bereit stehen. Sie enthalten Verwaltungsunterlagen, Rats- und Ausschussprotokolle und eine Reihe historischer Dokumente. Dazu gehört auch eine der ältesten Akten des Stadtarchivs. Das Dokument stammt aus dem Jahr 1780 und regelt das Weiderecht unter den Landwirten. Das Papier hat der „alte Fritz“, also König Friedrich II. von Preußen, noch persönlich unterschrieben.