Herne. Bürger im Herner Stadtteil Börnig sind genervt. Durch das Zentrum für Pflegeberufe sind kaum noch Parkplätze frei und Lkw belasten den Alltag.

Werner Pähler blickt aus seinem Küchenfenster und schüttelt mit dem Kopf. „Das muss man sich einmal anschauen, da stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange und einige sogar noch im Halteverbot“, ärgert sich der 75-Jährige. Der Rentner wohnt seit Jahrzehnten an der Ringstraße in Börnig und sagt: „Seitdem die St. Elisabeth-Gruppe hier eine Pflegeschule baut, müssen wir hier ein regelrechtes Verkehrschaos ertragen“.

Bei der Stadt sind vermehrt Beschwerden eingegangen

Luftbild von den Bauarbeiten der Widumer Höfe auf dem Campus der St.Elisabeth Gruppe in Börnig im Juni 2019.
Luftbild von den Bauarbeiten der Widumer Höfe auf dem Campus der St.Elisabeth Gruppe in Börnig im Juni 2019. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Doch nicht nur bei dem ehemaligen Opel-Beschäftigten hat sich Frust angestaut, Stadtsprecher Christoph Hüsken berichtet, dass im Rathaus seit drei bis vier Wochen vermehrt Beschwerden über „das erhöhte Verkehrsaufkommen“ eingegangen seien. Pähler schildert, was er tagein, tagaus erlebt: Morgens gebe es über mehrere Stunden kein Durchkommen, „ehe nicht alle Schüler und Mitarbeiter einen Parkplatz gefunden haben“. Am Nachmittag brauche es dann auch seine Zeit, bis alle Beschäftigten die Heimfahrt antreten würden. Zudem werde gegen Verkehrsregeln verstoßen. Autofahrer halten sich, so der Anwohner, nicht an Parkverbote und darüber hinaus sei ein Abbiegen von der Widumer Straße nach links auf die Ringstraße ebensowenig erlaubt. Doch das kümmere ganz viele Fahrer nicht.

St. Elisabeth-Gruppe will Parkplatz anlegen

Zahl der Ausbildungsplätze verdoppelt

Zu den Plänen der St. Elisabeth-Gruppe gehört es am Standort Börnig, die Zahl der Ausbildungsplätze der Krankenpflegeschule von 300 auf 600 verdoppeln.

Außerdem sollen dort die Akademie für Logopädie, Physio- und Ergotherapie sowie das Bildungszentrum Ruhr, das Bildungswerk und die Schule für Berufe im Operationsdienst untergebracht werden.

Schließlich soll hier eine neue Hebammenschule mit zunächst 60 Plätzen entstehen.

Die Stadt sei, so Sprecher Hüsken, inzwischen „mit dem kommunalen Ordnungsdienst (KOD) engmaschiger unterwegs“. Parkverstöße würden entsprechend geahndet. Natürlich sei der öffentliche Parkraum für alle nutzbar, sowohl für die Anwohner als auch für die Schüler der Einrichtung. Um die Situation zu entlasten, wolle die St. Elisabeth-Gruppe einen Parkplatz anlegen. Geschäftsführer Theo Freitag erklärt, dass 129 Plätze entstehen. Rund die Hälfte sei bis Ende März 2020 fertiggestellt, bis Ende Oktober 2020 stehe der Parkplatz komplett zur Verfügung. Werner Pähler bezweifelt, dass das Parkraumangebot ausreicht. Beim ersten Spatenstich im Dezember 2018 hatte es geheißen, dass an der Widumer Straße künftig 1150 Aus- und Weiterzubildende unterrichtet würden. Theo Freitag betonte auf Nachfrage, dass die Stellplatzzahl über den gesetzlichen Anforderungen liege.

Lkw-Verkehr sorgt für zusätzlichen Ärger

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Während der Anwohner seinen Unmut äußert, betont aber auch immer wieder, dass selbstverständlich Pflegekräfte geschult werden müssten. Ein jeder, der im Krankenhaus behandelt oder in einem Heim gepflegt werde, sei auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen. Gleichwohl müsse aber auch eine Verkehrsbelastung im Umfeld einer Schule, die solche Leute qualifiziere, für die Anlieger erträglich bleiben. Hinzu komme noch ein weiterer Faktor: der Baustellenverkehr. Aufgrund der engen Straßen in der Siedlung entstünden wiederholt brenzlige Situationen, wenn ein Lkw und ein Pkw aneinander vorbeimüssten, hat Pähler mehrfach beobachtet. Dass die Straßen dauernd verdreckt seien, ruft bei ihm weiteren Frust hervor. Auf die Frage, wann denn das Bauprojekt beendet sei und ob sich die Belastung reduzieren lasse, antwortet Theo Freitag: „Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Ende Oktober 2020. Der Baustellenverkehr ist leider erforderlich, damit die Bauarbeiten bis zu diesem Termin abgeschlossen werden können.“