Herne/Bochum. Ein Ex-Rocker steht vor dem Landgericht. Vor der Diskothek „Club Kapris“ in Herne zog er eine Waffe und drückte ab. Das Opfer: ein Niederländer.

Erst wurde geschrien und geschubst, dann fielen Schüsse: 15 Monate nach einer Auseinandersetzung vor der Diskothek „Club Kapris“ in Herne muss sich ein Ex-Rocker seit Donnerstag in Bochum vor Gericht verantworten.

Der Angeklagte ist 29 und war früher einmal Vizepräsident des Chicanos MC Recklinghausen, einer Untergruppierung der Bandidos. Inzwischen will er den Rockerclub allerdings verlassen haben. „Keine Zeit mehr“, sagte er den Richtern. Es war die Nacht auf den 19. August 2018, als es vor der Diskothek „Club Kapris“ auf der Heerstraße in Crange zu tumultartigen Szenen kam. „Einer hat mich angepackt, da habe ich die Waffe gezogen“, sagte der Angeklagte den Richtern. „Ich hatte Angst.“ Treffen habe er jedoch niemanden gewollt.

Opfer offenbar nur zum Feiern nach Herne gekommen

Der Tatort: der Club Kapris in Herne-Crange.
Der Tatort: der Club Kapris in Herne-Crange. © WAZ | Elena Kurowski

Die Schüsse seien eher als Warnung gedacht gewesen. „Ich habe einmal in die Luft geschossen“, so der 29-Jährige. Weil sich davon jedoch niemand habe beeindrucken lassen, habe er ein zweites Mal abgedrückt – diesmal mit dem Lauf nach unten. Das Opfer müsse also durch einen Querschläger getroffen worden sein. Die Kugel hatte den anderen Mann am Fuß getroffen und war dort steckengeblieben. Der 34-jährige Niederländer, der offenbar nur zum Feiern nach Herne gekommen war, hatte noch in derselben Nacht im St. Anna-Hospital operiert werden müssen.

Der Streit war damals schon im Lokal entbrannt. Worum es ging, will der Angeklagte gar nicht gewusst haben. „Mein Bruder hatte Stress“, sagte er den Richtern. „Ich bin dann nach draußen gegangen, um zu schlichten.“ Eigentlich seien bis dahin „alle gut drauf“ gewesen. Der 29-Jährige war noch am Tatort festgenommen worden. An Flucht hatte er nicht gedacht. „Ich hatte einfach zu viel Kokain und Alkohol konsumiert.“ Vor Gericht sprach er von einer Flasche Whisky und zwei Tagen ohne Schlaf.

Bewährungsstrafe ist möglich

Die Waffe ist bis heute verschwunden. Der Angeklagte will sie sich erst kurz vorher am Hamburger Hauptbahnhof gekauft haben. Wer sie ihm damals abgenommen hat, wollte er den Richtern nicht sagen. Inzwischen sei sie jedoch versenkt worden. „Sie liegt im Wasser“, so der 29-Jährige. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich wegen versuchten Totschlags ermittelt, den Vorwurf dann aber „reduziert“. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Im Prozess kann der nicht vorbestrafte Ex-Rocker nach seinem Geständnis möglicherweise noch mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

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