Herne. In Herner Fahrschulen kommen nur wenige E-Autos zum Einsatz. Strenge Führerscheinregeln sprechen gegen ihre Anschaffung, erklären die Fahrlehrer.

Gern würde Christian Eink seinen Fahrunterricht mit Autos bestreiten, auf denen der Slogan zu lesen ist „Ich stehe unter Strom“. Doch E-Autos habe er sich aus gutem Grund noch nicht angeschafft, erklärt der Chef von Egges Fahrschule: „Gesetzliche Regelungen machen eine Anschaffung unattraktiv“. Viele seiner Kollegen teilen seine Meinung, wie der Fahrlehrer-Verband Westfalen bestätigt. Die Anzahl von Elektrowagen in den Fahrschulen sei äußerst gering.

Friedel Thiele, Vorsitzender des Verbandes, erklärt die Ursache: „Wenn Fahrschüler ihre Prüfung mit einem E-Auto absolvieren, dürfen sie fortan nur Automatik-Wagen fahren.“ Doch eine solche Einschränkung wollen die Prüflinge nicht in Kauf nehmen, erklärt Thiele. Der Bundesverkehrsminister habe zwar eine Lockerung der Vorgaben in Aussicht gestellt. Bis Jahresende solle es eine neue Lösung geben, doch bislang zeichne sich noch keine Regelung ab.

„Die meisten Eltern haben nun mal Autos mit Gangschaltung“

Solange sich der Gesetzgeber nicht bewege, werde er keine Elektromodelle erwerben, meint Gabor Tandari (46) von der Fahrschule Fun Drive, zumal auch seine Fahrschüler kein besonderes Interesse an den Wagen zeigen würden. Der Grund sei ziemlich simpel, sagen er und auch Fahrlehrer Egon Schulte. Beide berichten, dass viele Fahrschüler nach bestandener Prüfung gern die Wagen ihrer Eltern nutzen wollen. Und diese Fahrzeuge seien nun mal mehrheitlich kraftstoffbetriebene Autos mit Gangschaltung. Einen Führerschein für Automatikwagen würden die Prüflinge da nun mal für wenig angebracht halten.

Für die Prüfung sind nur drei Modelle zugelassen

Bundesweit besitzen nur fünf Prozent der befragten Fahrschulen in Deutschland nach eigenen Angaben aktuell ein Elektroauto, hat eine repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Puls ergeben.

Für die Prüfung auf einem E-Auto sind nur drei Fahrzeuge zugelassen: E-Golf, Tesla S und Nissan Leaf Zero

TÜV und Dekra haben millimetergenaue Vorschriften für den Sitzplatz des Prüfers festgelegt, die nur drei Modelle erfüllen. Beispielsweise muss die Kniefreiheit mindestens 200 Millimeter betragen, die Rücklehne des Vordersitzes in einem Winkel von 25 Grad zur Senkrechten eingestellt sein.

Trotz der rechtlichen Probleme hat sich allerdings Egon Schulte kürzlich ein Hybrid-Fahrzeug angeschafft. Langfristig sei nun mal damit zu rechnen, dass Elektromobilität an Fahrt gewinne, erklärt der 63-Jährige. Da werde sich der Markt sicherlich verändern. Er hofft darauf, dass die Prüfungsordnung schon in naher Zukunft eine Neuregelung erfährt und damit auch die Nachfrage nach E-Fahrzeugen steigt.

Mit dem Kauf eines Tesla habe es die 123Fahrschule geschafft, doch zumindest das Interesse einiger Jugendlicher an der Elektromobilität zu wecken, berichtet Fahrlehrer Marcus Klein. Wenn sie das Modell aber derzeit schon in Herne testen wollen, muss er sie noch vertrösten. Bislang rollen die Wagen erst an drei von zwölf Fahrschulstandorten und zwar in Essen, Duisburg und Köln.

Fahrlehrer: TÜV will Vorschlag zur Lockerung nicht akzeptieren

Für Fahrlehrer Christian Eink von Egges Fahrschule in Eickel sind die gesetzlichen Regelungen Grund, dass die Anschaffung von E-Autos für Fahrschulen unattraktiv seien.
Für Fahrlehrer Christian Eink von Egges Fahrschule in Eickel sind die gesetzlichen Regelungen Grund, dass die Anschaffung von E-Autos für Fahrschulen unattraktiv seien. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Für Günter Reimershofer, Geschäftsführer der gleichnamigen Verkehrsschule in Herne, hat der Einsatz von E-Autos den Vorteil, junge Leute für das Thema Elektromobilität zu sensibilisieren. Man habe die Möglichkeit, für die Antriebstechnik zu werben oder auch auf offene Fragen einzugehen. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, gehören inzwischen zwei Hybrid-Pkw zum Bestand. Nachdem der erste am Standort in Leipzig durchstartete, „haben wir jetzt auch einen für Herne erworben“, erklärt Reimershofer. Die erforderliche Energie erzeuge der Betrieb selbst. „Umweltfreundlich mit einer eigenen Photovoltaikanlage“.

Der Chef der 1966 gegründeten Verkehrsfachschule hat die Debatten um die Automatikregelung intensiv mitverfolgt. Derzeit, so Reimertshofer, trete vor allem noch der TÜV auf die Bremse. Dort sei man nicht bereit den Vorschlag des Fahrlehrerverbandes zu akzeptieren. Danach sollen Schüler über die Stunden mit einem E-Fahrzeug hinaus noch rund zehn Stunden auf einem Schaltwagen absolvieren und für diese auch eine Lizenz erwerben. Allerdings müsste er keine weitere Prüfung mehr absolvieren und das wiederum wolle der TÜV nicht akzeptieren, so Reimertshofer.