Herne. Männervereine sollen ihren Steuerbonus verlieren. Das verärgert in Herne viele Vereine, darunter auch diejenigen, die Männer und Frauen aufnehmen.
Reine Männervereine sollen nach dem Willen von Finanzminister Olaf Scholz ihre Steuervorteile verlieren. Für Karl-Heinz Straht, Vorsitzender des Männerchores Herne 1869, ist der Vorschlag vor allem eines: „Unfug“. Aber auch aus anderen Herner Vereinen gibt es kräftig Gegenwind, darunter auch solche, die Männer wie Frauen aufnehmen.
Vereine bezweifeln Nutzwert für den Staatshaushalt
Zurück zum Chor. Für den Vorsitzenden ist es vollkommen unverständlich, warum es gerade nun Männervereine treffen soll. „Unsere Gemeinschaft hat eine lange Tradition. Zudem finden sich zu unseren Konzerten immer viele Gäste ein, die speziell auch einen Männerchor hören wollen“, hebt Straht hervor. Das Liedgut als solches, mit dem die Sänger auftreten, klinge vollkommen anders, wenn es von einem reinen Frauen- oder einem gemischten Chor vorgetragen werde.
Straht beschäftigt ebenso wie den Herner René Kerksick, Vorsitzender des Shanty Chor Bochum, die Frage, welchen Nutzwert es denn haben soll, wenn der Steuerbonus entfalle. Beide können sich kaum vorstellen, dass ein Aus der Gemeinnützigkeit für Männervereine größere Summen in den Staatshaushalt spülen würde.
Shantychor wollte ohnehin Satzung ändern
Zweifel an der Gemeinnützigkeit
Finanzminister Olaf Scholz möchte Männervereinen die Steuervorteile streichen, die Frauen die Mitgliedschaft verwehren.
In einem Interview hatte der SPD-Politiker erklärt, dass derzeit das Gemeinnützigkeitsrecht verändert werde. Eine Weigerung, Frauen aufzunehmen, sei aus seiner Sicht nicht gemeinnützig.
Der Verein Deutsches Ehrenamt erklärte, die Tür zur Vereinsmitgliedschaft müsse jedem offen stehen, der Mitglied werden wolle. Das gelte im umgekehrten Fall auch für Frauenvereine.
Sollte sich allerdings Scholz mit dem Vorstoß am Ende durchsetzen, kann der Männerchor ganz gelassen bleiben, denn laut Satzung, die für eine steuerliche Überprüfung als Grundlage dient, können durchaus auch Frauen Mitglied werden. Sie seien nicht explizit ausgeschlossen, erläutert der Vorsitzende. Anders verhält es sich beim Shantychor: Frauen seien nicht zugelassen, aber es sei gängige Praxis, sie als Instrumentalisten aufzunehmen, so Kerksick.
Man wolle aber ohnehin seit längerer Zeit die Satzung anpassen. Da sei es doch jetzt angebracht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Karl-Heinz Hoffmann vom Senioren Seemanns Chor - Flora Marzina hält zum jetzigen Zeitpunkt die Pläne von Scholz für „unausgegoren“. Beispielsweise sollte auch darüber gesprochen werden, ob nur die aktiven oder auch die passiven Mitglieder gemeint seien.
Herner Schützenvereine schon längst keine Männerdomäne mehr
Im Schützenkreis Herne sind die letzten Geschlechterbarrieren schon vor 15 Jahren gefallen. St. Hubertus Sodingen sei schlussendlich der Verein gewesen, der sich von der Männerdomäne verabschiedet habe, berichtet Ursula Hoffmann, Vorsitzende des Schützenbundes. Aber auch wenn die Schützen somit aus dem Schneider sind, kann sich Hoffmann mit dem Ansinnen nicht anfreunden.
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Es könne doch nicht richtig sein, sagt sie, dass ein rein aus Männern bestehender Verein, der sich für die Allgemeinheit engagiere, gegenüber einem Verein benachteiligt würde, in dem beiderlei Geschlecht mitwirken. Beim Stadtsportbund hieß es auf Anfrage, dass alle Vereine vom Grundsatz her Männer und Frauen aufnähmen. Das sei in den jeweiligen Satzungen entsprechend vorgesehen. Das gelte auch für den Fußballbereich.
Lionsclub hat eine eigene Lösung gefunden
Vorsichtig äußerst sich der Präsident des Lionsclub Herne-Emschertal, Dirk Rogalla. Er möchte zunächst einmal abwarten, was es mit dem Vorschlag genau auf sich hat. Man müsse das Thema differenziert betrachten. Zu diskutieren sei unter anderem, wie Vereine gestellt würden, die nur Frauen aufnehmen. Steuerliche Vorteile seien indes ein wichtiges Kriterium, um das soziale Engagement zu ermöglichen. Auch wenn es nirgends festgeschrieben sei, gehörten dem 2001 gegründeten Club ausschließlich Männer an. Für den Fall der Fälle würde es aber für die Lions keineswegs eng, erklärt der Vorsitzende. Denn es gebe auch einen Förderverein - und der stehe Männern wie Frauen offen.