Herne. Nach einer Serie von Tachomanipulationen vor Autoverkäufen müssen sich Mitglieder einer mutmaßlichen Betrüger-Bande vor Gericht verantworten.
Nach einer Serie von dreisten Tachomanipulationen vor Autoverkäufen müssen sich seit Dienstag drei Mitglieder einer mutmaßlichen Betrüger-Bande vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Hauptangeklagter ist ein 21-jähriger Cranger. Es geht um gefälschte Servicehefte, flinke Finger und fette Gewinne.
Die Staatsanwaltschaft stuft die drei Angeklagten als führende Köpfe einer „hierarchisch strukturierten, überörtlich agierenden Tätergruppierung“ ein. Ziel der Bande sei es gewesen, sich zunächst in wechselnder Beteiligung möglichst günstig in den Besitz hochwertiger Gebrauchtwagen der Marken Audi, BMW, VW und Mercedes Benz zu bringen. Nach einer dreisten Manipulation des auf dem Tacho angezeigten Kilometerstandes nach unten, sollen die Fahrzeuge anschließend deutlich gewinnbringender verkauft worden sein, als es der wahre Wert „erlaubt“ hat.
In dem Prozess vor der 2. Wirtschaftsstrafkammer geht es um insgesamt 43 betrügerische An- und Verkäufe von Pkw der oberen Mittel- beziehungsweise der Luxus-Klasse. Die Tatorte lagen laut Staatsanwaltschaft überwiegend im Ruhrgebiet. Neben zahlreichen Autokäufern aus Herne waren auch Käufer aus Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck und Dortmund betroffen.
Kilometer nach unten „gedreht“
Zwischen Mai 2016 und Mai 2019 sollen die drei Angeklagten (21, 22, 28) gemeinsam mit mindestens 16 gesondert verfolgten Familienmitgliedern und Bekannten in Serie die Kilometerstände kurz zuvor angekaufter Gebrauchtwagen um bis zu 400 000 Kilometer nach unten „gedreht“ haben, um sie danach teurer verkaufen zu können. Als Verkaufsplattform diente laut Anklage unter anderem das Internetportal „mobile.de“. Bei den Gesprächen sollen die Angeklagten nicht selten auch mit Alias-Namen aufgetreten sein.
Um den Preis für die weiterzuverkaufenden Gebraucht-Pkw schon beim Ankauf drücken zu können, soll die Bande um den 21-jährigen Cranger regelmäßig tief in die Betrüger-Trickkiste gegriffen haben. In einem unbeobachteten Moment sollen sie nicht nur einmal blitzschnell etwas Öl in den Kühlkreislauf eingespritzt haben, um einen Mangel zu simulieren. Fast alle Käufer erhielten laut Anklage gefälschte Servicehefte, versehen mit ebenso gefälschten Stempelaufdrucken von Niederlassungen der jeweiligen Auto-Marke.
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Zum Prozessauftakt hat sich noch keiner der Angeklagten, die allesamt in U-Haft sitzen, geäußert. Die Anklage lautet auf bandenmäßigen Betrug, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung. Stand jetzt ist als frühestmöglicher Urteilstermin der 9. Januar 2020 vorgesehen.