Herne. Der Ausbau der A 43 schreitet voran. In Herne werden Tausende Bäume gefällt. Außerdem ist im Autobahnkreuz der Bau eines Tunnels gestartet.

Meter für Meter kämpft sich der Spinnenbagger an der A 43 durchs Unterholz. Neben der Leitplanke packt der Greifer einen Baum, sägt ihn ab und legt ihn hin. Dann kommt der nächste Baum an die Reihe. Und der übernächste. In diesen Tagen werden alle Bäume auf der westlichen Seite der Autobahn gefällt, vom Autobahnkreuz Herne bis zur Anschlussstelle Bochum-Riemke – um Platz zu schaffen für den sechsspurigen Ausbau. Auf einer Länge von über vier Kilometern verschwinden Tausende Eschen, Weiden und Eichen.

Etwa zehn Jahre dauert der Ausbau der A 43 auf Herner Gebiet, sagt Olaf Wüllner, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen.NRW. Auf Recklinghauser Gebiet, im Norden, gehen die Arbeiten auf die Zielgerade, nun rückt Herne immer mehr in den Mittelpunkt. Sichtbar wird die Autobahn-Verbreiterung nun durch die Fällarbeiten auf der kompletten Länge. Zwei Wochen sollen sie dauern, dann sei erst einmal Ruhe. Erst 2021 soll die westliche Seite ausgebaut werden, sagt Wüllner. Wann die östliche Seite angepackt werde, wo kaum Bäume, dafür aber Lärmschutzwände stehen, sei noch nicht klar.

Autobahnbrücke an der Forellstraße ist zur Hälfte fertig

Sie erläutern den Stand des A 43-Ausbaus: Projektleiter Olaf Wüllner, (2.v.r.), Bauüberwacher Darius Michalczyk (l.) und Sprecher Anton Kurenbach (2.v.l.) mit WAZ-Redakteur Michael Muscheid.
Sie erläutern den Stand des A 43-Ausbaus: Projektleiter Olaf Wüllner, (2.v.r.), Bauüberwacher Darius Michalczyk (l.) und Sprecher Anton Kurenbach (2.v.l.) mit WAZ-Redakteur Michael Muscheid. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gearbeitet wird auf Herner Gebiet aber schon an vielen Ecken. So wird die Autobahnbrücke über die Forellstraße seit Monaten erneuert, die Hälfte stehe schon, im Sommer 2020 soll sie fertig sein. Und: Das Herzstück, das „neue“ Autobahnkreuz Herne, wird schon verändert. So haben die Arbeiten für einen Tunnel bereits begonnen, sagt der Projektleiter.

560 Meter lang soll er werden, zu nutzen von Autofahrern, die von Bochum aus kommend von der A 43 auf die A 42 in Richtung Oberhausen wechseln wollen. Bislang nutzen Autos und Lkw eine einspurige Unterführung, künftig werden sie zweispurig durch den Tunnel geleitet, daran schließe sich eine lange Verflechtungsspur bis fast zur Anschlussstelle Crange auf der A 42 an. Der Vorteil: „Es gibt keinen Flaschenhals mehr“, so Projektleiter Wüllner. Der Verkehr von der A 43 auf die A 42 werde reibungsloser laufen.

21 Brücken müssen erneuert werden

Auf der A 43 sind im Bereich des Autobahnkreuz Herne täglich 100.000 Fahrzeuge unterwegs, auf der A 42 90.000 weitere, heißt es beim Landesbetrieb Straßen.NRW.

Insgesamt 21 Brücken sollen auf Herner Gebiet, im Bauabschnitt zwischen Rhein-Herne-Kanal und Bochum-Riemke, abgerissen und neu errichtet werden.

Während der Cranger Kirmes sollen die Arbeiten in jedem Jahr ruhen.

Straßen.NRW bietet Bürgern die Möglichkeit, Fragen oder Anregungen zum A 43-Ausbau per Mail an neue-A43@strassen.nrw.de zu schicken. Weitere Informationen gibt’s auch unter www.a43.nrw.de.

Bis es soweit ist, dauert es noch drei Jahre – mindestens. Zwar müsse nicht gebohrt werden, weil der Tunnel in offener Bauweise gebaut werde, aber es müsse viel, viel angepackt werden. Hunderte Baupfähle müssten gesetzt, Tausende Kubikmeter Beton gegossen werden, und schließlich müsse auch die Sicherheitstechnik mit Tunnelsperranlage und Fluchtstollen eingebaut werden. 68 Millionen Euro koste der Tunnel, so viel wie keine andere Einzelmaßnahme des A 43-Ausbaus auf Herner Gebiet.

Fahrbahn muss um 60 Zentimeter abgesenkt werden

Viele Menschen, weiß man bei Straßen.NRW, sind entsetzt über die Rodungsarbeiten. Sie seien aber nötig, um die Autobahn verbreitern zu können.
Viele Menschen, weiß man bei Straßen.NRW, sind entsetzt über die Rodungsarbeiten. Sie seien aber nötig, um die Autobahn verbreitern zu können. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Parallel sollen ab 2021 alle weiteren Brücken erneuert oder abgerissen werden, unter anderem an der Südstraße und an der Riemker Straße, außerdem müsse die Fahrbahn zwischen dem Autobahnkreuz und der Anschlussstelle Herne-Eickel um 60 Zentimeter abgesenkt werden, damit auch die Bahn ihre Brücken dort erneuern kann. Zeitpläne dafür habe die Bahn noch nicht, sagt Wüllner. Deshalb sei auch längst noch nicht klar, ob der Ausbau auf Herner Gebiet 2029 abgeschlossen werden könne.

Zurück zu den Baumfällungen. Viele Menschen, weiß Anton Kurenbach aus der Kommunikationsabteilung von Straßen.NRW, seien entsetzt, wenn sie nun den Kahlschlag sähen. Aber: Er sei nötig, um die Fahrbahn verbreitern zu können. Zugleich betont er, dass der Landesbetrieb als Ausgleich für die Baumfällungen einen Ausgleich schaffe. So werde auf einer 21 Hektar großen Fläche an der Stadtgrenze Herne/Castrop- Rauxel eine Viehweide angelegt, auf der 15 Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ grasen sollen. Das Projekt, das dem Umwelt- und Tierschutz dienen soll, hatte sich zuletzt verzögert. Nächstes Jahr sollen die Tiere nahe der A 42 angesiedelt werden.

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