Herne. Die Aktion von jungen Polizisten gegen ACAB-Schmierereien stößt auf positive Resonanz. Herne prüft die Anschaffung eines Reinigungsgeräts.
Die ungewöhnliche Aktion, mit der junge Polizisten erreichen wollen, dass Graffiti mit der Buchstabenkombination ACAB aus dem Stadtbild verschwinden, ist auf positive Resonanz gestoßen. Allerdings zeigt eine Nachfrage der WAZ bei Straßen.NRW und der Deutschen Bahn, dass die Entfernung ein langwieriges Unterfangen sein wird.
Zur Erinnerung: Der Code ACAB ist eine Abkürzung und steht für „All Cops are Bastards“, übersetzt: Alle Polizisten sind Bastarde. Das will die Junge Gruppe der Gewerkschaft der Polizei im Polizeipräsidium Bochum - zu dem Herne zählt - im doppelten Sinne nicht stehen lassen und hat eine Aktion gestartet. Im ersten Schritt hat die Gruppe dazu aufgerufen, dass Bürger von ACAB-Schmierereien ein Foto machen und es mit Standortangabe per Whatsapp an die Mobilnummer 0152-25418150 schicken. In einem zweiten Schritt wollen die jungen Polizisten Verbindung mit den Eigentümern der beschmierten Gebäude und Bauwerke aufnehmen und über Möglichkeiten der Entfernung diskutieren.
Spezialgerät zur Graffiti-Entfernung an Künstlerzeche getestet
Die Resonanz nach der ersten WAZ-Berichterstattung sei sehr positiv gewesen, berichtet Sarah Kramer, eine der Initiatoren. Zahlreiche Bürger hätten den Polizisten gesagt, dass sie dieses Engagement klasse finden. Die gute Resonanz brachte allerdings auch weitere Standorte mit ACAB-Schmierereien ans Tageslicht. Rund 50 seien inzwischen in Herne gemeldet worden, so Kramer.
Die Stadt Herne denkt bereits über konkrete Schritte nach, um die Graffiti zu entfernen. Vor einigen Tagen trafen sich junge Polizei-Gewerkschafter, Vertreter der Stadt und ein Repräsentant einer Spezialfirma an der Künstlerzeche Unser Fritz. Dort testeten sie ein Gerät zur Entfernung von Graffiti. Die Reinigung entpuppte sich als zeitaufwendig, aber am Ende als gründlich. Und: Das Gerät arbeitet mit einem Granulat, das keine chemischen Rückstände hinterlässt.
Straßen.NRW und Bahn verweisen auf hohen Aufwand zu Entfernung
Die Stadt prüft zurzeit, ob sie das Gerät anschafft. Die Kosten lägen zwischen 8000 und 13.000 Euro. Für Oberbürgermeister Frank Dudda scheint das vorgestellte Spezialgerät ein probates Mittel zu sein, um die „Respektlosigkeiten“ am effektivsten zu beseitigen. Der OB betonte noch einmal seine Unterstützung für die jungen Polizisten: „Hinter den ACAB-Beschmierungen verbirgt sich nicht weniger als die Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes. Darüber hinaus handelt es sich in dem meisten Fällen auch um eine Sachbeschädigung.“
Schwieriger dürfte sich die Beseitigung an Bauwerken der Bahn und von Straßen.NRW - zum Beispiel Lärmschutzwände und Brücken - gestalten. „Wir reinigen nur dann, wenn es sich um die Menschenwürde oder Persönlichkeitsrechte verletzende Äußerungen handelt und eine Entfernung verhältnismäßig ist“, teilt eine Sprecherin von Straßen.NRW mit. Der Schriftzug „ACAB“ liege in einer Grauzone, weil die Bedeutung sich nicht sofort erschließe. Grundsätzlich gelte aber auch hier, dass die Entfernung von Bemalungen häufig mit einem erheblichen Aufwand und Eingriffen in den Verkehrsraum verbunden sei, so dass die Reinigung nur im Zusammenhang mit anderen Arbeiten vertretbar sei.
Die Deutsche Bahn teilt mit, dass politisch motivierte und rechtsradikale Schmierereien prioritär entfernt würden. In den vergangenen Jahren habe die Bahn einen ansteigenden Graffitibefall an Bahnanlagen festgestellt. Diese Entwicklung zeige deutlich, dass hier gesamtgesellschaftlich gehandelt werden müsse. Grundsätzlich seien Vandalismus und Graffiti ein gesellschaftliches Phänomen und bei der Deutschen Bahn Schwerpunkt der Vandalismusdelikte. Der Schaden, der der DB durch Vandalismus und Graffiti an den NRW-Bahnhöfen entstehe, habe sich im Jahr 2018 auf etwa 2,8 Millionen Euro belaufen.