Herne. „The Line“ heißt eine Ausstellung von Ilsuk Lee, die in Herne startet. Der Kunstförderpreisträger der Künstlerzeche präsentiert Installationen.
Zum siebten Mal vergibt die Künstlerzeche in diesem Jahr ihren Förderpreis „Junge Positionen NRW“. Eine Jury aus Künstlern, Vereinsvorstand und Kunsthistorikern hat im Frühjahr die Ausstellungen der Kunstakademien in Düsseldorf und Münster besucht und den Preisträger gewählt: Es ist Ilsuk Lee aus Münster. Er nennt seine Ausstellung, die nun in Herne startet, „The Line“ – die Linie.
Schon im Eingangsbereich der Künstlerzeche Unser Fritz hängen Fotoarbeiten, die bei vergangenen Rauminstallationen entstanden. Ilsuk Lee dokumentiert aber keine vergangenen Arbeiten, sondern überträgt die Idee der Arbeit in ein anderes Medium.
Rohr und sein Abbild bringen Wahrnehmung des Betrachters in Unordnung
Doch dann geht es los. In der Schwarzkaue dreht sich ein großes Rohr ganz langsam im Raum. Es hängt an fast unsichtbaren Drähten von der Decke. Eine Videokamera nimmt das Bild des sich bewegenden Rohres auf, um es sofort an einen Beamer weiterzuleiten.
Der projiziert das Bild auf eine Wand. Dieses Bild des Rohres löst sich scheinbar vom realen Rohr. Das Bild an der Wand scheint sich zu verlangsamen. Für einen kurzen Augenblick steht es still, um sich dann wieder zu drehen. Ein Moment lang bildet es eine Kreisform, durch die man die Wand sieht. Das Rohr und sein Abbild bringen die Wahrnehmung des Betrachters in Unordnung.
Installation nun endlich mal groß
Das projizierte Bild scheint in einer anderen Zeit zu leben. Seine Bewegung, seine Beschleunigung und Verlangsamung geben dem Rohr eine sich dauernd veränderte Form. Die Idee und ein kleineres Modell entstanden schon 2016: „Jetzt konnte ich die Installation endlich mal als Großes realisieren“, freut sich der Künstler.
Meisterschüler in Münster
Ilsuk Lee ist 1986 in Seoul/Korea geboren. Von 2005 bis 2012 hat er dort am Institute of the Arts, an der der Abteilung für Fotografie, studiert. Seit 2015 studiert er an der Kunstakademie Münster.
Er ist seit dem letzten Jahr dort Meisterschüler. Ilsuk Lee hat in den letzten Jahren an verschiedenen Gemeinschaftsausstellungen der Kunstakademie Münster teilgenommen. Er wohnt und arbeitet in Münster.
In der Mitte der abgedunkelten Weißkaue dreht sich eine von der Decke hängende Form aus aufgereihten unterschiedlich großen Scheiben. Um sie herum stehen punktförmige Lichtquellen, die sie beleuchten. Das Licht lässt auf den Wänden Schattenformen entstehen. Sie verändern in unterschiedlichen Zeitfolgen ihre Form. Sie entwickeln sich von Punkten zu Linien bis zu im Raum schwebenden kugelartige Gebilden.
Es entstehen immer wieder neue Bilder
Jede Veränderung der einzelnen Projektionen verläuft in ihrer ganz eigenen Zeit. Mal klebt der Schatten wie ein großer Fleck an der Wand, mal verschwindet er ganz, mal tauchen die Formen nur für einen kurzen Augenblick auf. Alles bewegt sich in sich überlagernden ruhigen Rhythmen. Der Raum strahlt eine fast meditative Wirkung aus. Geht man im Raum umher, entstehen immer wieder neue Bilder. Zugleich wird man angesichts der dauernden Veränderung der Formen immer wieder von neuem durcheinandergebracht.
Ilsuk Lee arbeitet in seinen beiden Installationen mit der Irritation unserer Wahrnehmung. Die realen Formen scheinen mit ihren Abbildern nicht mehr übereinzustimmen. Die materiellen Vorbilder lösen sich in flüchtige Erscheinungen auf. Was ist wahr? Das Ding oder das Bild?
Die Ausstellung „The Line“ wird am Samstag, 12. Oktober, um 17 Uhr in der Künstlerzeche (An der Künstlerzeche) eröffnet. Es spricht Prof. Ferdinand Ullrich, ehemaliger Direktor der Kunsthalle Recklinghausen. Oktavia Zoe Vöhringer zeigt eine Tanzperformance. Die Ausstellung schließt mit einer Finissage am Sonntag, 3. November. Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag 15 bis 18, Sonntag 14 bis 17 Uhr.