Herne. Helmut Sanftenschneider hat in Herne seine Jubiläumsshow präsentiert. Titel: „Der Gitarrenflüsterer“. Das sagt unser Kritiker zu dem Abend.
Ein Name sei für einen Künstler besonders wichtig, hielt „Gitarrenflüsterer“ Helmut Sanftenschneider gleich zu Beginn seiner Jubiläumsshow fest. Ob die Bude am Freitag bei Flottmann zum Bühnenjubiläum auch voll geworden wäre, wenn der Herner als „Hackepeter Sanftenschneider“ vor 30 Jahren erstmals eine Bühne betreten hätte? Man weiß es nicht.
So jedenfalls brauchte es am Freitagabend zusätzliche Stühle, um die Gäste in den Flottmann-Hallen unter das Dach zu bekommen. Auf dem Programm stand „Der Gitarrenflüsterer“ – die Jubiläumsshow des gebürtigen Bochumers. Das Ganze war ein „Best of“ aus humoristischen Lieblingsnummern und Musik; die Gitarre, so hatte er angekündigt, sei so etwas wie ein roter Faden. Es war das dritte humoristische Programm nach „Currywurst und Kastagnetten“ und „Ruhrpottbanderas“.
Diplom-Musiker beherrscht sein Instrument aus dem Effeff
Ein bisschen frech, aber niemals drüber, verballhornte der Herzblut-Musiker so einen Ohrwurm nach dem nächsten und ließ dafür auch keine Schenkelklopfer vom Wühltisch aus, die mehr schlecht als recht waren, aber für die ersten Lacher sorgten. Der Spagat zwischen Comedian und Gitarrenvirtuose zog nicht selten unangenehm in den Leisten und kam seltsam ungelenk daher, so, als wolle Sanftenschneider doch eigentlich nur Gitarre spielen. Und das kann er: Der Diplom-Musiker beherrscht sein Instrument aus dem Effeff und lässt mit seinen selbst geschriebenen Stücken das Publikum fast schon in Ehrfurcht verstummen.
Deutlich stärker zeigte sich der 51-Jährige in der zweiten Hälfte des Programms, die ohne Wortwitze auskommt und den Fokus auf sein liebstes Instrument legt. Neben der Gitarre sind es zudem Einspieler vom Band, die dann doch Sanftenschneiders humoristisches Talent erkennen lassen – und von Kreativität und Bissigkeit nur so trotzen.
Auf dem Niveau eines Funny van Dannen
Seine Stärken scheinen dem Künstler bewusst zu sein. So blieb es gegen Ende des Abends musikalisch, und der Klamauk versteckte sich immer mehr hinter breit gegriffenen Akkorden und Arpeggios, denen ein kleiner, doch interessanter Exkurs in die Musikgeschichte folgte. Dann, ganz zum Schluss, zeigte sich das Jubiläums-Programm völlig gewandelt – um nicht zu sagen gereift – und Helmut Sanftenschneider als Liedermacher auf dem Niveau eines Funny van Dannen.
In der Jubiläumsshow gab es auch ein Wiedersehen mit dem Panflöte spielenden peruanischen Straßenmusiker, der aus der Zusammenarbeit mit Johann König übrig geblieben ist; mit ihm hatte er einst seine Komiker-Karriere gestartet. Für die Heimatverbundenen im Publikum durften die Lieder rund um Herne und Wanne-Eickel nicht fehlen, darunter „Der Schleusenwärter von Wanne-Eickel“ oder „Hans-Werner ist kein Kubaner, sondern Herner“. Sie wurden vom Künstler – so hatte er es im Vorfeld angekündigt – „zusammengefasst zu einer Herne-Suite“, die bei Flottmann ihre Welturaufführung erlebte.
Nach 30 Jahren geht es nun weiter. Sanftenschneider serviert traditionell seine „Nachtschnittchen“ mit wechselnden Gästen, außerdem tingelt es gerne mit einem Programm auf Kreuzfahrten, darunter auch auf dem ZDF-Traumschiff, um die Welt und steht als Moderator auf vielen Bühnen, so etwa beim Fassanstich auf der Cranger Kirmes oder beim „Tegtmeiers Erben“-Finale. Eine Jubiläumsshow zum 50. Bühnenjubiläum ist deshalb vorprogrammiert.
Musiker, Moderator, Komiker
Vor 30 Jahren spielte Helmut Sanftenschneider das erste Mal mit einem spanischen Gitarristen als Duo vor Publikum – in einem Bochumer Jugendzentrum. Vor 15 Jahren startete er dann mit Johann König seine Karriere als Komiker. Und vor 20 Jahren feierte das Ehepaar Sanftenschneider Hochzeit. Gründe genug für die Jubiläumsshow, meinte der Künstler.
Zusammengestellt hatte er dafür, wie er sich ausdrückte, „was mir und dem Publikum in den 30 Jahren am besten gefallen hat – und ein paar neue Sachen“.