Die SPD-Ratsfraktion wird weiblicher und jünger – so das Ziel der Partei für die Kommunalwahl 2020. Warum die Pläne jetzt arg durchkreuzt wurden.
Kampfabstimmung
Die SPD-Ratsfraktion soll weiblicher und jünger werden – das gab Parteichef Alexander Vogt im März für die Kommunalwahl am 13. September 2020 aus. Nachvollziehbar, denn: Die aktuelle 27-köpfige Fraktion ist sehr alt (58,3 Jahre im Schnitt) und sehr männlich (22,2 Prozent Frauenanteil). Doch schon in der zweiten von 20 Runden im Nominierungsmarathon der Direktkandidaten ist die Parteispitze mit diesem Plan krachend gescheitert. In der SPD Holsterhausen hat sich in dieser Woche der Bezirksverordnete Heinrich Schmidt (69) gegen Juso-Frau Nadine Minervino (26) in einer Kampfabstimmung mit 15:10 Stimmen durchgesetzt.
Als weiteren Ratskandidaten schickt der Ortsverein Ratsfraktions-Chef Udo Sobieski (61) ins Rennen, der einstimmig gewählt wurde. Am 8. Oktober wird es das nächste (und wohl nicht letzte) Generationen-Geschlechter-Duell geben: Dann tritt Rats-Oldie Walter Hanstein (78) in der SPD Horsthausen gegen die mehr als 20 Jahre jüngere Andrea Ellerbrock an. Zumindest der Versammlungsort steht schon mal für Verjüngung: Getagt wird in der Grundschule Jürgens Hof.
Kandidatenkür
Die SPD hat ihren Herner Kandidaten für die Wahl zur Stadtspitze nominiert. Er heißt: Thomas Semmelmann. Bevor sich jetzt Genossen vor Schreck am Marmeladenbrötchen verschlucken: Der 58-jährige Herner Beamte aus dem Fachbereich Umwelt und Stadtplanung und ADFC-Landesvorsitzende will für die SPD Bürgermeister der 18.500-Einwohner-Gemeinde Bönen werden. Der Sprung aus dem Herner Rathaus an die Spitze einer anderen Kommune wäre keine Premiere: 2004 wurde Bildungs- und Kulturdezernentin Dagmar Goch (SPD) hauptamtliche Bürgermeisterin in Hattingen. Und bereits Anfang der 90er-Jahre wurde der (später tödlich verunglückte) Herner Ratsamtsleiter Manfred Sauer Bürgermeister der Gemeinde Lauenburg/Elbe.
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