Herne/Bochum. Der folgenschwere Herner „Kutten-Überfall“ im Rocker-Milieu wird vor dem Landgericht verhandelt. So schildern die Opfer den brutalen Angriff.
Im Prozess um den folgenschweren „Kutten-Überfall“ auf drei ortsfremde Motorradrocker auf der Holsterhauser Straße hat sich am Montag einer der attackierten Männer als Zeuge zurückerinnert. Außerdem hat auch der angeklagte „Bandidos“-Präsident inzwischen offiziell sein Schweigen gebrochen – wenn auch nicht selbst und nur kurz.
„Mein Mandant bedauert, zur Aufklärung des Vorfalls nichts sagen zu können“, erklärte Verteidiger Hermann Bauch zu Beginn des 2. Verhandlungstages. Ob der Präsident des Bandidos-Chapters MC Bochum-City/ Ruhrpott, ein 35-jähriger Herner, bei dem Zwischenfall vom 11. August 2018 überhaupt dabei war – wie es zuletzt in den geständigen Einlassungen der anderen vier „Bandidos“ indirekt mitgeschwungen war – bleibt weiter unklar. Nachfragen wollte der Herner, dem zusätzlich auch noch eine blutige Messerattacke in einem Bochumer Pub vorgeworfen wird, vorerst nicht beantworten.
Dunkles Auto versperrt am Kuz den Weg
An die Prügel-Szenen am Kulturzentrum erinnerte sich einer der Rocker des Motorradclubs „The Living Dead MC Nomads“ so: „Wir hatten uns verfahren, wollten zur A43 umkehren“, berichtete der Zeuge (52). „Als wir an der Ampel warten mussten, hat uns auf einmal ein dunkles Auto den Weg versperrt.“ Schnell habe sich das Geschehen in Richtung Bürgersteig verlagert. Grund? „Die wollten unsere Kutten haben“, so der Zeuge.
Auf den Widerstand der drei Motorradrocker sei es dann blitzschnell losgegangen. Er selbst sei von hinten attackiert worden, sein 55-jähriger Rocker-Kumpel habe einen „Faustschlag oder Tritt abbekommen“, erinnerte sich der Zeuge. „Dann habe ich ihn nur noch fliegen sehen. Er fiel einfach um und knallte auf den Boden. Wie ein Baumstamm. Ich dachte, der ist tot.“ Fakt ist: Der Mann hat sich schwerste Schädel-Hirnverletzungen zugezogen, bleibt wohl zeitlebens ein Pflegefall.
Festnahme der „Bandidos“ in den Morgenstunden
Kaum waren den drei Motorradfahrern damals die Kutten abgenommen worden, war der schwarze Audi auch wieder abgefahren. Die Festnahme der fünf „Bandidos“ erfolgte in den frühen Morgenstunden des 15. März 2019, zeitgleich durch eine Polizei-Spezialeinheit (SEK). Hintergrund für den Angriff war offenbar eine Art Machtdemonstration. Nach den Geständnissen der vier Mitangeklagten sahen die „Bandidos“, die damals im Pkw unterwegs waren, damals ihre „Gebietshoheit“ beschmutzt und wollten die zufällig entdeckten Motorradrocker durch das Abnehmen der Westen (Kutten) demütigen.
Die Anklage lautet unter anderem auf schweren Raub sowie gefährliche und schwere Körperverletzung. Der Prozess wird fortgesetzt.