Herne. Die Fridays for Future-Bewegung hat zum Klimastreik am Freitag aufgerufen. Eine Umfrage ergab: Herner Schulen reagieren darauf unterschiedlich.

Briefe von Eltern bekommen Schulen häufiger. Doch das Schreiben, das Stephan Helfen, Leiter der Erich-Fried-Gesamtschule jetzt erhielt, war dann doch ungewöhnlich: Das Papier stammt von der Initiative „Parents for Future“. Sie bittet in einem offen Brief um Unterstützung beim Klimastreik am Freitag, 20. September. Bei vielen Herner Schulen finden die Eltern Gehör, auch wenn die Reaktionen unterschiedlich ausfallen.

Das findet am Freitag in Herne statt

Auf Initiative einer Gruppe junger Menschen soll „Fridays for Future“ in Herne wiederbelebt werden. Am internationalen Streiktag Freitag, 20. September, ruft die Gruppe zu einem Sternmarsch durch Herne auf. Treffpunkt ist um 10 Uhr der Europaplatz.

Von dort soll der Marsch Richtung Bahnhof gehen. Um 11.30 Uhr können Demonstranten dort in den Regionalexpress steigen, um sich mit Teilnehmern aus anderen Städten in Recklinghausen zu treffen, wo ab 12.01 Uhr eine große Abschlussveranstaltung steigt.

Ab 10.30 Uhr wollen „Oma und Opa for Future“ - Jörg und Jutta Höhfeld - mit Gleichgesinnten auf dem Robert-Brauner-Platz für einen Kurswechsel in der Klimapolitik demonstrieren.

Die Erich-Fried-Gesamtschule hat über die Schülervertretung eine Umfrage gestartet, welche Kinder und Jugendlichen Interesse haben, sich an der Protestaktion in der Herner Innenstadt zu beteiligen. Die Gruppe, die auf diese Weise zusammenfindet, werde ihre Beteiligung vor- und nachbereiten, berichtet Helfen. Bei der Friday for Future-Demo im Sommer habe die Schule sich ebenso verhalten, 25 Kinder hatten sich seinerzeit gemeldet, so der Schulleiter.

Das Auto zuhause stehen lassen

Das Haranni-Gymnasium befasst sich schon seit längerem mit Themen der Nachhaltigkeit und ökologischer Fragen, erläutert Leiterin Nicole Nowak. Dazu sei auch eigens eine Öko-AG ins Leben gerufen worden, die sich um ein Biotop und einen Garten kümmere. Für den Freitag bestehen Überlegungen, einen Aufruf zu starten, nicht mit dem Auto zur Schule zu kommen. Wenn Lehrer mit ihren Klassen oder Kursen an dem Protest teilnehmen wollen, werde es wie eine Exkursion gehandhabt, erläutert Nowak.

Die Realschule Strünkede stehe auch ohne Teilnahme am Klimastreik ganz im Zeichen des Klimaschutzes, erklärt Leiterin Andrea Junker.
Die Realschule Strünkede stehe auch ohne Teilnahme am Klimastreik ganz im Zeichen des Klimaschutzes, erklärt Leiterin Andrea Junker. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Realschule Strünkede werde zwar nicht an der Demo teilnehmen, erklärt Leiterin Andrea Junker, aber der Freitag stehe ganz im Zeichen des Klimaschutzes. Schülervertreter wollten eine Reihe von Stellwänden aufstellen, um über verschiedene Facetten des Themas zu informieren. Schon die ganze Woche über seien die Schüler aufgerufen, Aktionen zu benennen, mit denen sie selbst einen Beitrag zum Umweltschutz liefern wollen. Sie können aus einer großen Bandbreite an Möglichkeiten auswählen. Diese reicht vom Fleischverzicht oder zumindest einem geringerem Fleischkonsum bis hin zum Stromsparen. Alle Schüler sind dann für Freitag aufgerufen, einen farbigen Fingerabdruck zu hinterlassen und zwar auf einer riesigen Leinwand mit einem selbstgemalten Baum der Nachhaltigkeit.

Lehrergewerkschaft hofft auf rege Beteiligung

Wie zu erfahren war, gibt es an der Hibernia-Schule Überlegungen, dass sich Schüler der höheren Klassen an der Protestaktion auf dem Europaplatz beteiligen. Darüber hinaus hat die Fridays for Future-Initiative in Herne eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um besser miteinander vernetzt zu sein.

Auch die GEW Herne begrüßt die Demonstrationen und hofft auf eine rege Beteiligung - nicht nur von jungen Menschen. „Es erscheint uns als ein sehr hoffnungsvolles Zeichen für unsere Zivilgesellschaft, dass so viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre demokratischen Rechte wahrnehmen und ihre berechtigte Kritik an einer unzulänglichen Klimapolitik deutlich werden lassen“, heißt es in einer Erklärung der Gewerkschaft. Zu Recht wiesen junge Menschen darauf hin, dass die Warnungen aller seriösen Klimaforscher ernst genommen werden müssten, die vor einer anstehenden Klimakatastrophe warnen.

Carsten Piechnik vom Herner GEW-Vorstand beklagt, dass der immer enger getaktete Schulalltag eine Teilnahme am Klimastreik sehr erschwere.
Carsten Piechnik vom Herner GEW-Vorstand beklagt, dass der immer enger getaktete Schulalltag eine Teilnahme am Klimastreik sehr erschwere. © Ralph Bodemer

Da die Landesregierung auf die Einhaltung der Schulpflicht pocht, verweist die GEW auf die Möglichkeit, dass Lehrer mit den Schülern Unterrichtsgänge machen, wenn sich dies thematisch anböte. Carsten Piechnik, Herner GEW-Vorstand, weist aber auch gleichzeitig darauf hin, dass in manchen Fällen der immer enger getaktete Schulalltag eine Teilnahme an der Demonstration überhaupt nicht zulasse.

NBW-Verlag will Mitarbeitern Teilnahme ermöglichen

Der Aufruf der Fridays for Future-Bewegung hat in Herne mittlerweile noch weitere Unterstützter gefunden. Der Herner DGB-Chef Eric Lobach „findet es gut, wenn sich junge Menschen auf diese Weise engagieren“. Er selbst werde an der Kundgebung teilnehmen. Der DGB selbst habe erklärt, dass zwar „beim Klimaschutz aufs Tempo“ gedrückt werden solle, aber es sei auch erforderlich den Weg sozial zu gestalten.

Unter den Besuchen wird auch der evangelische Pfarrer Uwe Leising sein, um den Kirchenkreis zu vertreten. Superintendent Rainer Rimkus verdeutlicht, dass der Kirchenkreis hinter dem Anliegen von Fridays for Future stehe. Von den heimischen Unternehmen hat der Verlag NBW seine rund 280 Beschäftigten ausdrücklich auf die Aktion hingewiesen und will ihnen laut einer Sprecherin ermöglichen, an der Aktion teilzunehmen.