Herne. Vom Grammatikunterricht zur Kommunikation in der Fremdsprache: Monika Remlinger erklärt, wie sich die Sprachkurse verändert haben.

Was mit „Englisch für Anfänger“ vor 100 Jahren an der Herner Volkshochschule begann, hat immer wieder neue Formen angenommen. 18 verschiedene Sprachen können Teilnehmer heute lernen, neben Klassikern wie Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch auch Arabisch, Dänisch oder Thai.

Mit den Spaniern kamen die Deutschkurse

Zu Englisch I und II wurden 1948 Französisch, Spanisch und „Latein für Anfänger“ ins Programm aufgenommen, in den 1960ern folgte „Deutsch für Spanier“. „Die Spanier kamen seit dem Anwerbeabkommen 1960 verstärkt ins Ruhrgebiet“, erklärt Monika Remlinger, Programmbereichsleiterin für Fremdsprachen. 1962 kamen (Alt)Griechisch und Latein dazu, außerdem Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch für kaufmännische Berufe.

„Die Art des Unterrichts hat sich stark verändert“, sagt Remlinger. Abendkurse werden ergänzt durch Vormittags- und Nachmittagskurse, kompakte Intensivwochen, Ferien- und Wochenendkurse. Auch das Ziel sei ein anderes: „In den 60ern belegte man Altgriechisch, um Philosophen übersetzen zu können.“ Die Methodik orientierte sich am altsprachlichen Unterricht, bei dem aus Wörtern nach Grammatikregeln Sätze konstruiert wurden. „Ziel war weniger das Sprechen, sondern die Einsicht in formale Sprachgesetze.“ Diese Methode hielt sich hartnäckig, auch wenn seit der Wende zum 20. Jahrhundert reformatorische Schriften forderten, einsprachig in „direkter Methode“ zu unterrichten. „Die Schüler früher konnten Shakespeare übersetzen, sich im Pub aber kein Bier bestellen“, sagt Monika Remlinger und lacht.

Wiederholung soll Sprechgewohnheiten ausbilden

Bis in den 1940ern, zunächst in den USA, die „audiolinguale Methode“ aufkam. Hören und Sprechen sollten durch Wiederholung von „Satzmustern“ gefördert werden. So sollten sich „Sprechgewohnheiten“ ausbilden. „In den 60ern und Mitte der 70er wurde auch in Herne das Sprachlabor bevorzugter Übungsort.“ Ab den 70ern nutzten die Lehrer einsprachige Bücher mit vielen Bildern, die Methode hieß nun „audio-visuell“. Über bildliche Stimuli sollten stereotype sprachliche Reaktionen ausgelöst werden. „Schnell stellte man fest, dass Erwachsene und Kinder unterschiedlich lernen und dass das bei Erwachsenen schlecht funktionierte“, erklärt Remlinger.

Ab Ende der 80er setzte sich die kommunikative Form durch. „Heute ist das Hauptziel die Kommunikation. Die Menschen wollen sich im Urlaub verständigen können, Erfahrungen und Wünsche übermitteln.“ Die Lernenden sprechen miteinander, laufen im Raum umher, nutzen das Internet. Und: „Es gibt sogar Kochkurse in Französisch und Niederländisch.“