Herne. Evonik will auf einer Bürgerversammlung über den Ausbau des Chemiewerks in Eickel informieren. An den Plänen und am Verfahren gibt es Kritik.
Evonik Degussa will am Mittwochabend in einer Bürgerversammlung über die Erweiterungspläne des Chemiewerks an der Herzogstraße in Eickel informieren. Kritiker machen derweil mobil gegen den bei der Bezirksregierung Arnsberg beantragten erheblichen Ausbau des Ammoniaklagers an diesem Standort. Und auch die Stadt hat sich kritisch zu Wort gemeldet.
Die erheblich höhere Lagerkapazität für Ammoniak - 501 statt 170 Tonnen - diene der Zukunftssicherung des Werkes, erklärte ein Evonik-Sprecher im Juli auf WAZ-Anfrage. Die Produktionskapazitäten sollten in Eickel aber nicht erhöht werden.
Einwendungen gegen Ausbau von Ammoniak-Lager
Das gefährliche Gas Ammoniak wird laut Evonik in mehreren Produktionsprozessen benötigt und gehe in verschiedene Endprodukte, die von anderen Unternehmen hergestellt würden. Zum Beispiel: Lacke und Kunststoffe. Und: Sicherheit gehe bei Evonik vor Profit, so Evonik. Im Falle einer Leckage ergebe sich künftig kein größeres Bedrohungspotenzial als bisher.
Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz und einige Mitstreiter sehen dies anders. Eine Erweiterung dieses als „Störfallbetrieb“ geltenden Werks - hier sieht das Gesetz höhere Auflagen und größere Sicherheitsabstände vor - ist für sie inakzeptabel. Sie haben deshalb bereits mehrere Einwendungen für das Genehmigungsverfahren verfasst.
„Brüske Ablehnung“ aus Arnsberg
Scholz & Co. rufen Bürger dazu auf, diese Eingaben am Donnerstag und Freitag (12., 13. September) jeweils ab 17 Uhr im Restaurant Meistertrunk am Eickeler Markt mit einer Unterschrift zu unterstützen. Am Montag wollen sie alle Einwendungen dann der Stadt zur Weitergabe an die Bezirksregierung um 11 Uhr im Technischen Rathaus, Langekampstraße 32, überreichen.
Apropos Stadt: Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel deutliche Kritik an der Bezirksregierung Arnsberg geübt. Die (entscheidungsbefugte) Behörde habe der Stadt für eine Stellungnahme nur eine einmonatige Frist eingeräumt, so Wixforth. Das sei zu kurz gewesen, um noch ein Feedback von Politik und Bürgern einzuholen. „Unsere Bitte um eine Verlängerung der Frist ist sehr brüsk abgewiesen worden“, so Wixforth. Gegen die Erweiterung des Werks hat die Stadt jedoch keine Einwände erhoben.
Antrag wurde in den Sommerferien ausgelegt
Auch von Bürgern gab es Kritik am Verfahren: Dieses sei offenbar gezielt in die Sommerferien gelegt worden, so der Tenor. Und: Wer den mehrere Hundert Seiten umfassenden Antrag studieren wollte, habe dies nur vor Ort im Technischen Rathaus tun können. Eine PDF-Datei oder Kopien des komplexen Antragswerkes habe es nicht gegeben. Vorwurf der Erweiterungsgegner: eine echte Bürgerbeteiligung sei verhindert worden.
Die Informationsveranstaltung von Evonik beginnt am Mittwoch, 11. September, 18 Uhr in der Evonik-Kantine (Zugang über das Tor an der Magdeburger Straße). Der öffentliche Erörterungstermin, bei dem auch alle Einwendungen und Stellungnahmen zum Ausbau des Evonik-Standorts verhandelt werden, findet dann am 6. November statt.