Herne. Wenn Christoper Christen und Marko Habel auf die Hip-Hop-Bühne steigen, nennen sie sich "Pablo Chriz2bar" und "Neiz". An ihren erfolgreichen Rap-Kollegen aus den Charts lassen die beiden Herner kein gutes Haar, dafür organisieren sie lieber ihr eigenes Konzert: am Freitag, 18.12., im Pluto.

„Hip-Hop ist durch dieses Fernseh-Ding ganz schön geschädigt”, fasst Pablo Chriz2bar das teilweise desolate Image seiner Leidenschaft zusammen, während er es sich in einem schwarzen Ledersessel bequem macht. „Das meiste, was da gerappt wird, ist nicht mal wahr, das ist doch lächerlich”, fügt der junge Mann mit dem eigenwilligen Nachnamen hinzu.

Auch sein Sitznachbar, kurze Haare, breiter Pullover, breitere Hose, genannt „Neiz”, lässt kein gutes Haar am „Fernseh-Hip-Hop”, schon gar nicht an den Inhalten: „Jugendliche sollten nicht so viel Scheiße machen, mit 15 oder 16 Jahren morgens an der Bushaltestelle stehen und den ersten Joint drehen.”

Was nach besorgten Eltern oder engagierten Sozialarbeitern klingt, ist die Meinung zweier 19-Jähriger Rapper: Christopher Christen (Pablo Chriz2bar) und Marko Habel (Neiz) sind „Ruhrpottkinder”, das wohl umtriebigste Hip-Hop-Gespann Hernes. „Das ging alles 2008 los, danach kam eines zum anderen”, erinnert sich Christopher Christen. Das Jugendzentrum „Der Heisterkamp” bot damals einen Workshop „zu den Basics” an: Hip-Hop-Geschichte und Grundlagen. Christen und Habel nahmen teil und lernten sich kennen.

Aus Rappern wurden Konzertveranstalter

Die beiden beschlossen zusammen zu rappen, produzierten in der Jugendkunstschule ihre erste Demo-CD, gaben sich die Pseudonyme Neiz und Chriz2bar - zusammen „Ruhrpottkinder” - und einen Anspruch: „Unsere Musik hat den Leitfaden, anderen einen Leitfaden zu geben.” Schnell trat das Duo auf einer ersten „Jam” (Hip-Hop-Sprache für Konzert) in Wattenscheid auf, es folgten weitere Engagements. So hätte es eigentlich weitergehen können, den Ruhrpottkindern war das aber nicht genug.

„Wir haben gemerkt, dass in Herne nicht soviel Hip-Hop läuft”, sagt Marko Habel. Kurz entschlossen fragten die Musiker im Heisterkamp an, das Jugendzentrum willigte ein, die erste Jam war geboren. Aus Rappern wurden Konzertveranstalter. „Herne hat großes Potenzial was Hip-Hop angeht”, findet Habel. „Leider macht momentan jeder noch sein eigenes Ding.”

Hip-Hop-Jam in Herne

Ihr Ding machen auch die Ruhrpottkinder, zum nächsten Mal am kommenden Freitag (18.). Dann veranstaltet das Duo ihre vierte Jam in Herne, die erste im Bürgerzentrum Pluto. „Mit Meller können wir einen Künstler präsentieren, dessen Platte vom Hip-Hop-Magazin Juice zum besten Indie-Album des Monats gekürt wurde”, freut sich Marko Habel. Neben dem Bochumer Rapper werden gleich sechs weitere Hip-Hop-Acts aus dem gesamten Ruhrgebiet auf der Bühne stehen, darunter auch die Ruhrpottkinder. Zusätzlich gibt es Breakdancer und einen Beatboxer.

Die Künstler, alles Bekannte von anderen Jams, haben Christen und Habel selber ins Boot geholt, das Pluto stellt lediglich Technik und Räumlichkeiten. „Wir brauchen eigentlich nur eine Anlage, dann kann's losgehen”, erklärt Marko Habel den logistischen Aufwand. So sieht der Rapper der Veranstaltung gelassen entgegen, hofft, „dass das Haus voll ist, die Leute gut drauf sind” und denkt lieber perspektivisch: „Wenn es gut läuft und das Pluto grünes Licht gibt, würden wir sicher noch mal was machen.” Konkrete Pläne haben die Ruhrpottkinder dabei noch nicht, alles ist möglich, abgesehen von diesem „Fernseh-Ding”.

Los geht's am Freitag, 18. Dezember, um 18 Uhr, im Pluto (Wilhelmstraße 89a), der Eintritt kostet drei Euro.

Hörproben der Ruhrpottkinder gibt es hier: www.myspace.com/ruhrpottkinder