Herne. Es war heiß, es war laut. In Herne stieg das 12. KAZ-Open Air. Auf dem Programm: Skate-Contest, essen, trinken, picknicken – und ganz viel Musik.

Das KAZ-Open Air ist auch bei seiner 12. Ausgabe am Samstag ein beliebtes Anlaufziel für Punkrocker aus der Region geworden und es zeigte, dass die Zeit bunt aufgestellter Haare und Tartan gemusterter Hosen scheinbar vorbei ist.

Im Skatepark Hibernia an der Koniner Straße in Holsterhausen trägt man vornehmlich schwarz, und auch die ursprüngliche No-Future-Attitude wirkt in Zeiten von aufmarschierenden Bürgerwehren beim KAZ Open-Air wie aus der Zeit gefallen, als dass die vermeintlich nur Dosenbier trinkende Jugend davor ihre Augen verschließen könnte. Die Botschaft ist klar: „Laut gegen Rechts“, so das Motto, unter dem gut 1500 Besucher das Gelände in Beschlag nehmen und lautstarke Parolen, von den Bands ins Mikro gebrüllt, abnicken.

Auftakt mit Skate-Contest

Beim KAZ-Open Air gibt es traditionell auch einen Skater-Contest.
Beim KAZ-Open Air gibt es traditionell auch einen Skater-Contest. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Der Pogo bleibt zumindest am frühen Abend aus, und die Party findet über das gesamte Gelände verstreut statt. Bevor im Laufe des Tages der Bierstand immer weiter umzingelt wird, geht es am Nachmittag beim Skate-Contest sportlich zu - wenn auch überschaubar. In den zwei Altersgruppen unter und über 16 Jahren zeigt jeder Teilnehmer innerhalb von 60 Sekunden, welche Tricks er auf Lager hat.

Dafür stehen ihm Rampen, Kisten oder Geländer zur Verfügung, die frei nach Belieben in die eigene Kür eingearbeitet werden dürfen. Jedes Manöver wird von einer Jury aus Kennern mit einer bestimmten Anzahl an Punkten bewertet, und nach dem zweiten Durchlauf wird zusammengerechnet. Für die ersten drei Plätze lässt der Bochumer Skateshop und Veranstalter Plan B neue Achsen, Räder und was sonst noch so in die Brüche gehen kann, springen.

Reges Gewusel auf dem ganzen Gelände

Indes hängen sich die Herner von „Idols Of The Cave“ ihre Gitarren um und geben den musikalischen Startschuss für das kostenlose Event, das sich wohl mit freiem Himmel und ganz viel Sonnenschein keinen schöneren Tag hätte aussuchen können. Bis in den Abend hinein herrscht über das gesamte Gelände ein reges Gewusel, und wo manch’ einer weiter an seinen Skateboard-Künsten feilt und der Bühne recht wenig Aufmerksamkeit schenkt, sammeln sich direkt davor im Stundentakt die Anhänger der unterschiedlichen Bands.

Eine Picknick-Landschaft entstand auf der Wiese im hinteren Teil des Geländes.
Eine Picknick-Landschaft entstand auf der Wiese im hinteren Teil des Geländes. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Von überall verstreut haben sie den Weg nach Herne gefunden, und mit den Dänen von „The Movement“ einen besonders adrett gekleideten Headliner gefunden, der ein bisschen so klingt, als hätten die Dead Kennedys und The Beatles zusammen eine Platte aufgenommen.

Das KAZ gestaltet Räume für Kultur

Das Kulturell-Alternative Zentrum Herne (KAZ) e.V. gründete sich im Jahr 2007. Ziel des Vereins ist es, Räume für Kultur zu gestalten und für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Etwa 60 Mitglieder erarbeiten in regelmäßigen Treffen neue Konzepte oder bauen alte aus.

Auf dem KAZ-Open Air spielten in diesem Jahr auch Hammerhai (Ska aus Hannover), Vitamin X (Hardcore aus Amsterdam), Graue Zellen (Deutschpunk aus Regensburg), F*cking Angry (Hardcore-Punk aus Bonn) und Whatever (Punk aus Köln).

In den Pausen und darüber hinaus stehen für die hungrigen Freunde benieteter Gürtel Essensstände in allen Geschmacksrichtungen und für alle Ernährungskonzepte bereit. Anders ausgedrückt: Hier reiht sich die traditionelle deutsche Bratwurst an den hippen veganen Döner. So hat sich auf dem Weg zur Bühne und zurück eine kleine Zeltstadt aufgetan, wobei das beliebteste Ziel der Bierstand ist (und hier wohl auch immer bleiben wird). Eine Kaffee-Bar spendet zwar Schatten, der Andrang hält sich jedoch in Grenzen, was ganz sicher an den Temperaturen liegt.

Die Fans sorgen auf der hinten gelegenen Wiese für Picknick-Stimmung, und kleine Gruppen auf Decken kommen bei einem Hansa aus der Dose zusammen. Die Acoustic Stage ersetze in diesem Jahr den Rap in den Umbaupausen, erzählt Dennis Kazakis, der sich sehr zufrieden zeigt: „Wir hatten heute den wohl reibungslosesten Ablauf ever, zumal es in der Vergangenheit nie zu großem Chaos oder dergleichen kam“, bilanziert der Technikbeauftragte des Festivals.