Herne. Das Start-up Flaschenpost mischt den Getränkehandel auf und beliefert auch immer mehr Kunden in Herne. Das spüren die Getränkemärkte vor Ort.
Der Getränkehandel in Herne ist derzeit hart umkämpft. Der Einzelhandel drückt auf die Preise und nun erobert auch noch der Getränkelieferdienst Flaschenpost das Stadtgebiet. Das macht so manchem alt eingesessenen Getränkemarkt schwer zu schaffen.
Getränke bequem nach Hause bestellen, einfach per Mausklick. Auf dieses Prinzip setzt das Start-up Flaschenpost und mischt damit den deutschen Getränkehandel ordentlich auf. Über das Internet können Kunden dabei ihre Bestellung aufgeben. Flaschenpost garantiert, binnen zwei Stunden bis vor die Wohnungstür zu liefern, ganz ohne Aufpreis. Und das von montags bis samstags von 9 bis 21 Uhr. Bezahlt wird per Paypal, Kreditkarte oder Lastschrift. Das Leergut wird ebenfalls mitgenommen und verrechnet.
Flaschenpost hat in Herne inzwischen mehr als 12.000 Kunden
Auch im Herner Stadtgebiet sind die Autos immer häufiger zu sehen. Mehr als 12.000 Kunden habe Flaschenpost inzwischen in Herne, sagt Pressesprecherin Sabine Angelkorte auf WAZ-Anfrage. Die Auslieferung werde von Bochum aus gesteuert. Insgesamt hat Flaschenpost im Ruhrgebiet inzwischen fünf Lager-Standorte.
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„Sechs bis 14 Kunden werden im Schnitt mit einer Auslieferungsfahrt beliefert“, sagt Angelkorte. Das spare Zeit und entlaste den Stadtverkehr und die Umwelt. So könne in 90 Prozent der Fälle eine Lieferung in den versprochene 120 Minuten ab Bestellung eingehalten werden. Die Preise würden sich nicht vom stationären Handel unterscheiden und hätten Supermarktniveau, teilt das Unternehmen mit.
Getränkemarkt im Ruhrgebiet ist schwieriger geworden
Aber was sagen die örtlichen Getränkehändler dazu? Vollkommen unwirtschaftlich findet das Christian Rampe. In 5. Generation ist seine Familie in Herne im Getränkehandel tätig – zunächst in Baukau, inzwischen mit dem Abholmarkt Getränke Rampe an der Wiescherstraße. „In den letzten Jahren ist der Getränkemarkt sehr schwierig geworden“, sagt der 37-Jährige. Besonders im Ruhrgebiet achteten die Menschen sehr auf den Preis.
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Das nutzen die Supermärkte und lockten Kundschaft über günstige Getränkeangebote ins Geschäft. Und nun „räubere“ auch noch Flaschenpost bei seiner Kundschaft, so Christian Rampe. Wobei sich die Zielgruppe sehr unterscheide. Besonders ältere Menschen würden von der Bezahlmethode Paypal, Kreditkarte oder Lastschrift, auf die Flaschenpost ausschließlich setzt, abgeschreckt werden, sagt er.
Trend geht zur Auslieferung von Getränken
Auf Kundennähe setzt auch Otto Schön, von Getränke Schön an der Roonstraße. Sein Klientel seien vorwiegend ältere Menschen und die schätzten seinen Service, bei dem es, anders als bei Flaschenpost auch einzelne Flaschen oder gemischte Kästen geben würde. Den Trend zum Ausliefern sieht er aber auch. „Die Menschen werden immer bequemer.“
Doch bei ihm koste die Anfahrt sechs Euro – egal wie viel der Kunde bestellt. Während Getränke Terjung sich eher auf Großkunden spezialisiert habe, würde er, wenn gewünscht, auch eine einzelne Bierflasche vorbeibringen - für den entsprechenden Preis. Für Schön steht fest: „Ich würde für die Summe, die Flaschenpost nimmt, nicht rausfahren.“