Herne. Migrantinnen nehmen oftmals nicht an Deutschkursen teil, weil sich derweil niemand um ihre Kinder kümmert. Die Stadt Herne hat jetzt eine Lösung.

Amal stammt aus Marokko, hat zwei Kinder und ist mit einem Deutschen verheiratet. Doch mit der Sprache hatte sie noch erhebliche Schwierigkeiten, gibt die 22-Jährige zu verstehen, obwohl sie schon seit vier Jahren in der Bundesrepublik lebt. Bis zum Frühjahr sah sie auch keine Möglichkeit an einem Deutschkurs teilzunehmen. „Wer sollte sich um meine beiden Söhne kümmern, mein Mann ist berufstätig?“ Da kamen neue Angebote der Stadt gerade recht: Mütter können ihre Kinder zu den Kursen mitbringen. Erzieherinnen betreuen den Nachwuchs, derweil die Frauen sich mit Vokabeln und Grammatik befassen.

Frauen erwerben Sprachzertifikate

An den Kursen in der Janoschschule nehmen Frauen aus Sri Lanka, Syrien, Marokko und der Türkei teil.

Die Lehrgänge, mit denen die Migrantinnen Sprachzertifikate erwerben, dauern noch bis zum Herbst.

An der Konzeption der Kurse war maßgeblich auch das Kommunale Integrationszentrum (KI) der Stadt beteiligt.

Die junge Marokkanerin ist eine von über 20 Migrantinnen, die vormittags in der früheren Janoschschule an der Bismarckstraße zusammenkommen. „Sie sind alle sehr interessiert“, lobt Kursleiterin Dina El-Midany das Engagement der Teilnehmerschar. Amal wiederum zeigt sich äußerst zufrieden, dass sie nun endlich Zeit für den Spracherwerb hat und sie dabei auch die gewünschte Unterstützung erhält.

Dass die Stadt überhaupt ein solches Projekt an den Start bringen konnte, hat nach Worten von Stephanie Jordan, Leiterin des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie, einiges an Aufwand bedeutet. Es habe seine Zeit gedauert, bis man Finanzgeber für solche Kursformate gefunden hatte. Schließlich habe sich das Land bereit erklärt, Fördergelder beizusteuern.

Kinder kennen keine Sprachbarrieren

Während die Volkshochschule sich um den reinen Sprachkurs kümmert, hat die Arbeiterwohlfahrt die Kinderbetreuung übernommen. Da die Erzieherinnen Deutsch sprechen, habe die Betreuung auch den Nebeneffekt, dass die Kinder schon ein wenig die Sprache ihrer neuen Heimat erlernen. Es zeige sich immer wieder, wie schnell die Kleinen sich Begriffe merken können. Oftmals reiche es aus, ein Wort zwei oder drei Mal zu verwenden und „schon wissen die Kinder die Bedeutung“.

Die Betreuung der Mädchen und Jungen diene auch dazu, auf deren Entwicklung zu achten. In Treffen mit den Müttern stehe die aktuelle Situation des Kindes im Vordergrund, erläutert Schlüter. Zudem lobt sie das frühere Schulgebäude, das sich bestens für den Zweck eigne, biete es doch ausreichend hergerichtete Räume. In Kürze werden die Mädchen und Jungen auch die Turnhalle nutzen können, da der Stadtsportbund mit Bewegungsangeboten aufwartet.

Das neue Format der Sprachkurse hat sich offensichtlich schon herumgesprochen. „Für den nächsten Kurs haben wir schon 37 Anmeldungen“ berichtet Natella Schipp von der Volkshochschule.