Erstmals seit 1993 baut die Stadt in Herne wieder eine Kita. Konkret: an der Flottmannstraße. Der Bedarf an Kita-Plätzen ist damit nicht gedeckt.

Herne steht vor einer Riesenherausforderung – müssen doch bis 2021 mehr als 900 neue Kita-Plätze geschaffen werden. Mit dem ersten Spatenstich für einen Kita-Neubau an der Flottmannstraße legt die Stadt am Freitagmorgen nur einen kleinen Schritt auf diesem Weg zurück. Und doch ist dieser Termin in Herne-Süd etwas ganz Besonderes.

„Zum ersten Mal seit 26 Jahren baut die Stadt wieder eine eigene Kita“, berichtet Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff am Rande des Spatenstichs. Vor 26 Jahren sei am Regenkamp zum letzten Mal ein städtischer Kita-Neubau eröffnet worden. Der Zufall will es, dass zwölf Kinder dieser Kita am Freitag an der Flottmannstraße ebenfalls zum symbolischen Spaten greifen. „Wir begleiten das gesamte Bauprojekt, um den Kindern zu zeigen, wie eine Kita entsteht“, sagt Kita-Leiterin Gaby Szymkowiak-Tarnowski. Das sei für die Mädchen und Jungen sehr spannend.

Sie können in den nächsten Monaten beobachten, wie auf dem Grundstück hinter der Turnhalle an der Kolibri-Grundschule 70 Kita-Plätze entstehen, davon 18 für Kinder unter drei Jahren. „Mehrere Millionen Euro“ nehme die Stadt dafür in die Hand, berichtet Oberbürgermeister Frank Dudda.

Die Ruhe vor dem Spatenstich-Sturm: Auf diesem Grundstück im Bereich Flottmannstraße/Ingeborgstraße soll eine neue Kita gebaut werden. Hinten: die Kolibri-Grundschule.
Die Ruhe vor dem Spatenstich-Sturm: Auf diesem Grundstück im Bereich Flottmannstraße/Ingeborgstraße soll eine neue Kita gebaut werden. Hinten: die Kolibri-Grundschule. © loc

An der Notwendigkeit dieser Investition lässt er keinen Zweifel: „Wir brauchen dringend Kita-Plätze - insbesondere im Bezirk Herne-Mitte“, so der OB. Der Bedarf sei damit auch in diesem Bezirk aber noch nicht gedeckt, weiß Ulrich Klonki, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie.

Im Bereich der nördlichen Bahnhofstraße werde ein Grundstück für eine fünfzügige Kita gesucht, sagt der Sozialdemokrat. Im Idealfall wäre neben dieser Kita noch Platz für eine Jugendeinrichtung. Und auch diese „Anzeige“ gibt Klonki bei der WAZ-Redaktion auf: „Wir suchen auch dringend 110 bis 120 Meter große Wohnungen für unsere ,Kleinen Kitas’ - möglichst im Erdgeschoss und mit Garten.“

Keine Bewerbung auf Ausschreibung

Zurück zum Kita-Bau in Herne-Süd: Die Stadt habe hier im Vorfeld ein Wunder erlebt, berichtet Frank Dudda. „Frau Thierhoff kam in den Verwaltungsvorstand und sagte: Es hat sich keine Firma auf die Ausschreibung für den Neubau beworben.“ Die Stadt habe dann nach Prüfung der Rechtslage den Auftrag freihändig vergeben. Mit der Münsteraner Baufirma Dekon habe man schließlich ein Unternehmen „mit einschlägigen Referenzen“ im Kita-Bau gefunden.

Der erste Spatenstich wird an diesem Morgen auch von Anwohnern begleitet, die aus sicherer Distanz - auf der Terrasse oder am Fenster - das Geschehen verfolgen. „Es hat einige Debatten gegeben“, sagt der OB etwas verharmlosend über die Proteste von Anwohnern der Ingeborgstraße. Diese befürchten, dass es in dieser bereits jetzt durch den Bring- und Holverkehr der Kolibri-Grundschule überlasteten Sackgasse durch die Kita noch größere Probleme geben könnte.

Die Stadt schließt dies aus. Frank Dudda erinnert daran, dass es ja einen politischen Beschluss für die Erschließung über die Flottmannstraße bzw. über das benachbarte Schulgelände statt über die Ingeborgstraße gebe. Im August 2020 muss die Verwaltung den Beweis antreten, dass dies auch funktioniert: Dann soll der erste städtische Kita-Neubau seit 26 Jahren eröffnet werden.