Herne. In Herne hat das Stück „Dyscision“ Premiere gefeiert. Die Jungen Ensembles des Theaters Kohlenpott präsentierten eine düstere Zukunft.
Die Jungen Ensembles des Theaters Kohlenpott haben in den Flottmann-Hallen ihre neue Produktion „Dyscision“ erstmals aufgeführt. Die 15 Akteure zwischen elf und 23 Jahren haben sich mit den Themen Entscheidungen und Zukunft beschäftigt.
Los geht es schon, nach dem Kauf der Eintrittskarten, im Foyer der Flottmann-Hallen, wo sich am Samstag die Menschen vor der Treppe zum Theater versammelt haben. Die dystopische „Dyscision“ ist nichts Geringeres als eine Institution, die alle Entscheidungen für ihre Klienten trifft - koste es, was es wolle. „Wir sind Dyscision, wir treffen deine Wahl“, tönt es da von der Balustrade aus, auf der sich die Mitarbeiter eines Konzerns eingefunden haben, und die zu den Neuankömmlingen sprechen, noch ehe die eigentliche Spielstätte geschlossen betreten wird. Und dort wird von den Jungen Ensembles 10+ und 14+ des Theater Kohlenpott schon hektisch und fleißig durch die Luft getippt und gewischt, denn die Maschinerie muss schließlich am Laufen gehalten werden.
Mitarbeiter werden mit harter Hand geführt
Futuristische Sonnenbrillen aus den 80er-Jahren zeugen von hochmoderner Technik eines doch rückwärtsgewandten Konzerns, den die Mitarbeiter zwar mit charmanter Kinderstimme, aber doch harter Hand führen. Sind das noch Menschen, die da als IT- oder Social-Media-Experten im Hintergrund fuhrwerken oder selbst schon Maschinen? Als Gesamtheit ist die Dyscision zu einer Einheit, zu einem Computer mit letzten Resten von Herz und Verstand aus Einsen und Nullen verkommen. Neue Energie schöpft der Mensch-Computer durch Yoga und macht den Sonnengruß, natürlich schön synchron und einem feinen Hauch von Individualismus.
ERROR 113 jedoch bringt den Apparat letztlich zum Stottern und dann in die unangenehme Lage, sich mit der eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen. Nach äußerst knappen 45 Minuten ist schon Schluss, und es bleibt die Aussage, dass wir alle selbst für unsere Entscheidungen selbst verantwortlich sind. Hier verschenkt das Theater Kohlenpott Potential; es hat viel mehr drauf.