Darum ist die Kritik am Verfahren zur Besetzung der Bäderchef-Stelle berechtigt - ein Kommentar von WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph.
Lothar Przybyl hat in bisherigen Tätigkeiten bei der Verwaltung und für die SPD-Fraktion Qualitäten unter Beweis gestellt. Und möglicherweise ist er dank seiner Kenntnis der Stadt und ihrer (Bäder-)Strukturen sogar der beste Mann für den neuen Job des Herner Bäderchefs. Das Problem ist nur, dass man niemals erfahren wird, ob dem so ist.
Denn: Kein ernstzunehmender externer Bäderfachmann wird sich auf eine Stelle bewerben, für den auch der OB-Büroleiter, der bereits nebenberuflich in diesem Job tätig ist und das Parteibuch der Mehrheitsfraktion im Rat besitzt, seinen Hut in den Ring wirft. Denn: Wer sich auch nur ein wenig mit Politik auskennt, weiß, dass die Entscheidung damit schon gefallen ist. Und es spricht in der Tat einiges dafür, dass die Ausschreibung in mehreren Punkten auf den potenziellen Bewerber Lothar Przybyl zugeschnitten worden ist.
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Was also tun, um ein wirklich objektives Verfahren zu gewährleisten? Der Vorschlag der Grünen, einen „Headhunter“, sprich: ein unabhängiges Personalfindungsunternehmen mit der Suche zu beauftragen, wäre zumindest ein Fortschritt. Wer Transparenz will und das Vertrauen in Politik stärken will, sollte sich dem nicht verschließen. Dass in Herne seit vielen Jahren nicht selten ehemalige OB-Büroleiter oder SPD-Fraktionsgeschäftsführer den Zuschlag für Spitzenjobs bei städtischen Töchtern bekommen, riecht doch stark nach Filz und Versorgungspolitik.
So richtig der Grünen-Vorstoß in der Sache ist, so indiskutabel ist das Handeln der Partei bzw. ihrer Vertreterin in diesem Verfahren. Dass das Aufsichtsratsmitglied Susanne Marek auch noch Grünen-Vorsitzende in Herne ist, macht dies nicht besser - im Gegenteil. Es spricht allerdings für die Fraktion, dass dieser Vorgang allein der Sache wegen öffentlich gemacht wird.