Herne. Mit Neuem und Bewährtem punkteten die drei Herner Kulturorte zur Extraschicht. Was bei Flottmann, Hülsmann und im Archäologiemuseum los war.
„In 80 Tagen um die Welt“ oder an einem Abend mit dem Shuttle-Bus quer durch die Stadt, um die ohnehin beliebten Hotspots noch mal von einer anderen Seite zu erleben. Kulturabenteurer kamen auch bei der diesjährigen Nacht der Industriekultur voll auf ihre Kosten und stellten fest: Was gut ist, bleibt auch gut. So oder ähnlich schien das Motto der drei Herner Spielorte der Extraschicht zu sein, denen unser Reporter am Samstagabend einen Besuch abgestattet hat.
Archäologie-Museum
Finstere Wesen aus den gedanklichen Abgründen einst beliebter Fantasy-Autoren haben die Kontrolle über die Stadt übernommen. Joanne K. Rowling und H.P. Lovecraft erfreuen sich größerer Beliebtheit denn je. Die Tentakel, die seit Tagen aus dem Dach des LWL-Museums für Archäologie wachsen und sich im seichten Wind beugen, sind der definitive Hingucker und Grund genug, eine Weile zu verweilen und das Smartphone zu zücken.
Mutige finden sich dann im Inneren des Museums zwischen Magie und Wissenschaft wieder, die sich etwa bei der Erlebnisführung „Phantastische Tierwesen“ immer wieder kreuzen. Dutzende Besucher umringen den in ein Gewand eines viktorianischen Gentlemans gekleideten phantastischen Kai. Er klärt, welche Zuhörer zu welchem Haus in Hogwarts gehören, ehe er anschaulich von Wissenschaftlern erzählt, die den Kiefer eines Wollnashorns für den eines Drachen hielten.
An anderer Stelle begeistert zu späterer Stunde die Licht- und Feuershow der bezaubernden eSteffania mit bunten Mustern in wirbelnden Lichträdern und bringt das Publikum im gedimmten und herrlich klimatisierten Saal für Sonderausstellungen zu erstaunten Ausrufen.
Hülsmann
Weiter geht es im ES17 Richtung Hülsmann-Brauerei. Die Party an der ehemaligen Brauerei in Eickel ist bereits von weitem zu hören. Es sind „Cool Runnings“, die hier in die Saiten greifen und ihr Potpourri aus Liedern spielen, die wirklich jeder kennt.
Kneipen-Chef Sabedin Houssein-Oglou, oder einfach „Sabbi“, steht hinter dem Tresen und nimmt Bestellungen entgegen, dirigiert sein Team und kommt nicht zur Ruhe. So schnell die Schlange bewirtet ist, so schnell ist sie auch wieder angewachsen. In den Weißwein kommen heute bevorzugt ein paar Eiswürfel, die schnell aus der Küche geholt werden. Bis auf ein paar Gäste, die wie in Trance auf das Lichtspiel zwischen den Sudkesseln schauen und sich von den tragenden Elektrobeats mitnehmen lassen, spielt sich die Action auf dem Vorplatz ab, wo kräftig gefeiert, mitgesungen und mit frisch Gezapften angestoßen wird.
Flottmann-Hallen
Auf zur letzten Station, den Flottmann-Hallen. Alle 15 Minuten fahren die Busse, die zwar gut gefüllt sind, jedoch ohne Gedränge ihre Fahrgäste transportieren. Zeit also, um kurz durchzuschnaufen und den Ablaufplan zu studieren. Eines ist sicher: Tanzende Besucher erwarten die Neuankömmlinge. Stumm bewegen sich die Besucher vor den Flottmann-Hallen oder nicken zumindest mit dem Kopf. Die Kopfhörer-Party lockt auch am späten Abend noch immer Gäste auf das Gelände, während das tagsüber volle Foyer fast etwas verlassen wirkt. Viel zu verlockend ist die Chance, von einer kühlen Brise erwischt zu werden.
Ein Hingucker: Ein Food-Truck im amerikanischen Stil. In der Blechbüchse brutzelt Fleisch auf dem Grill, dessen Duft den schicken Anhänger umgibt. Die übrige Szenerie ist hier am Abend hoffnungslos romantisch, auf der sonnenverbrannten Wiese unter dem Sternenhimmel sind Pärchen im Tanzschritt vereint. Bunte Lichter färben das Gras, in dem einige Besucher liegen und mit Kopfhörern in die anbrechende Nacht schauen. Eine Nebelwand tut sich an der Bühne auf und umschließt die Tanzenden, die zu ihrer jeweiligen Musik mitsingen, und dennoch harmoniert alles wunderbar.
Ein paar Stunden zuvor hat hier noch das „Rudelsingen“ zu Livemusik die Besucher vereint. „Alles in Ordnung“, das wunderbare Stück des Theaters Kohlenpott, läuft an diesem Tag mit drei Aufführungen in Dauerschleife und füllt auch noch beim dritten Durchgang die Reihen im Theatersaal.
Herne feiert die Extraschicht - hier die schönsten Bilder
Zu Gesangschören von „Bohemian Rhapsody“ endet die Tour durch die Stadt Herne und ihre farbenfrohen Spielstätten, die noch einige weitere Stunden die Menschen aus allen Ecken des Ruhrgebiets zusammenbringen sollen.