Herne. . Zu seiner Gründungszeit galt der Posaunenchor als „Orgel für draußen“. 120 Jahre später setzt das CVJM-Ensemble auf ein vielfältiges Repertoire.

Der Posaunenchor des CVJM wird 120 – dieses Jubiläum feiern die Musiker am kommenden Samstag mit einem Konzert im Rahmen der „Extraschicht“ in der Kreuzkirche.

Die ersten Posaunenchöre gingen in die Stadt

„Die Posaunenchöre sind im Lauf der ‚Erweckungsbewegung‘ des 19. Jahrhunderts entstanden“, erzählt Stefan Wilhelm. Der junge Lehrer für Mathematik und Musik musiziert seit seinem zehnten Lebensjahr und leitet den Posaunenchor seit 2007. „Die Instrumente wurden 1899 zunächst noch beim Evangelischen Arbeiter- und Gesellenverein ausgeliehen.“ Die ersten Posaunenchöre wollten mit den Chorälen direkt an die Menschen herantreten und in die Stadt gehen, erklärt Wilhelm, ein Ständchen spielen, auf dem Weihnachtsmarkt auftreten. „Das konnte man mit der Orgel nicht.“

Auch das Musikmachen in der Gemeinschaft ist ein wichtiger Aspekt des Posaunenchors. „Wenn junge Leute zu uns kommen, sagen sie oft, dass sie nicht allein in der Musikschule spielen wollen, sondern mit anderen zusammen“, berichtet Stefan Wilhelm. „Gemeinschaft, Musik und Glaube: Das trägt unsere Arbeit.“

Alle Blechbläser dürfen mitspielen

Mehr Infos zum Jubiläumskonzert

Mit Wunschliedern und einer Uraufführung feiert der Posaunenchor des CVJM Herne am Samstag,29. Juni, sein 120-jähriges Bestehen. Das 12. CVJM-Sommerkonzert mit dem Titel „Viel Glück und viel Segen“ beginnt um 17 Uhr in der Ev. Kreuzkirche, Bahnhofstraße 8.

Werke unterschiedlicher Stilrichtungen wie das jazzige „Goodymoody“ von Leonhard Paul, die Filmmusik „Gabriellas Song“ aus „Wie im Himmel“, eine Choralbearbeitung von „Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehn“ von Hans-Joachim Eißler und sogar ein Weihnachtslied werden vorgetragen.

Alle Musiker durften sich mit Liedwünschen beteiligen. daraus wurde ein schlüssiges Konzertprogramm erstellt. Einige persönlich vorgetragene Anekdoten der Chormitglieder bereichern die Moderationen.

Der Eintritt ist frei.

Der Name „Posaunenchor“ leitet sich aus dem biblischen Psalm 130, Vers 3, ab. Mitspielen dürfen aber alle Blechbläser, nicht nur Posaunen. Auch das Repertoire der Posaunenchöre hat sich im Lauf der Jahre geändert. Während sie ursprünglich „die Orgel für draußen“ waren, ist die Blechbläserliteratur heute wesentlich vielfältiger. „In den letzten 30 Jahren hat sich viel getan. Wir sind lange schon weg vom reinen ‚Choralblasen‘, wir machen viel konzertante Literatur, deren Stimmen für Blechbläser übertragen wurden.“

Das Ensemble beim Benefizkonzert zugunsten der Jugendarbeit in der ev. Petrus-Kirchengemeinde.
Das Ensemble beim Benefizkonzert zugunsten der Jugendarbeit in der ev. Petrus-Kirchengemeinde. © OH

Dazu gehören seit den 1990er Jahren Swingbearbeitungen, aber auch Rocktitel und Pophits. Neues geistliches Liedgut wird ebenfalls für Blechbläser überarbeitet. Auch Klezmer, Latin und Samba stehen auf dem Programm. „Und jetzt gibt es auch viel Literatur, die original für Blechblasinstrumente geschrieben wurde.“

Auftragskomposition für das Jubiläum

Bei seinem Jubiläumskonzert wird der Posaunenchor des CVJM eine eigene Auftragskomposition spielen: „Viel Glück und viel Segen“ von Anne Weckeßer, die auch für das bekannte Ensemble Genesis Brass schreibt. „Spannend war dabei für Anne und mich, dass wir keine Bearbeitung eines Kanons in einer so üppigen orchestralen Form kennen“, sagt Wilhelm. „Das mit einem Kanon zu machen, ist etwas Besonderes“, freut sich der Leiter des Posaunenchors.

Vielfalt als Erfolgsrezept

„Die Vielfalt ist heute das Erfolgsrezept der Posaunenchöre“, ist Wilhelm überzeugt. Die unterschiedlichsten Berufs- und Altersgruppen machen gemeinsam Musik, das sei immer wieder faszinierend für ihn. „Man kann damit die Leute emotional ansprechen.“ Außerdem ließen sich über Choräle geistliche und gesellschaftliche Impulse geben, das Zeitgeschehen kommentieren. „Die geistliche Verkündigung ist nach wie vor ein wichtiger Auftrag.“