Herne. Das Arbeitsvolumen der Herner Verbraucherberatung nimmt weiter zu. Fragen gibt es vor allem zu Telefonbetrug und Energieversorgern.
Betrügereien im Internet, Telefonabzocke und Schwindel bei Strom- und Gasverträgen haben weiterhin Hochkonjunktur. Die Herner Verbraucherberatung an der Freiligrathstraße hatte im Laufe des vergangenen Jahres weit über 5000 Anfragen und Fälle zu bearbeiten und möchte sich deshalb vergrößern. Das machte sie bei der Vorstellung des Jahresberichtes deutlich, den sie am Mittwoch Bürgermeisterin Andrea Oehler im Herner Rathaus vorstellte.
„Wir sind schlagkräftige Wächter im lokalen Marktgeschehen“, sagte die Leiterin der Herner Verbraucherberatung, Sigrun Widmann, und Regionalleiterin Susanne Voss ergänzte: „Wichtig ist, dass wir das Ohr am Verbraucher haben.“ Drei Zielgruppen sind demnach im Fokus von Betrügern: die jungen Menschen, denen Telefonverträge mit undurchsichtigen Konditionen angeboten werden, Senioren, die man vor allem am Telefon übers Ohr haut, und Migranten, die man angesichts ihrer mangelnden Deutschkenntnisse über den Leisten zieht.
Ärger mit der Telefonwerbung
„Senioren werden am Telefon derzeit regelrecht terrorisiert, obwohl ungefragte Telefonwerbung verboten ist“, weiß Sigrun Widmann. Manche schlössen unter Druck Verträge ab und schämten sich, wenn sie dann Beratung bei der Verbraucherzentrale suchten. Auch sogenannte „Fakeshops“ im Internet, also Scheinanbieter, sind ein aktuelles Thema.
Versteckte Preiserhöhungen
Zudem sorgten undurchsichtige Preisänderungsmitteilungen von Energieversorgern für Ärger: Vier Unternehmen habe die Verbraucherzentrale NRW daher abgemahnt und gegen drei von ihnen inzwischen auch Klage eingereicht. In deren Schreiben an die Kunden sei der eigentliche Zweck so geschickt verschleiert gewesen, dass der Kunde die Preiserhöhungsankündigung kaum bemerken konnte. Und damit verpasste er dann sein Sonderkündigungsrecht für einen Wechsel zu einem günstigeren Versorger.
In Herne selbst konnte die Verbraucherberatung im Dienst am Kunden ganz konkrete Erfolge verbuchen: Der Seniorendienst „Elli die Fee“ verlangte beispielsweise Extrageld für Kaffee und Kuchen. Nach dem Einschalten der Stelle nahm der Anbieter die Änderung zurück. Oder: Nach einer unseriösen Schlüsseldienstrechnung schaffte es die Verbraucherberatung durch ihre Intervention, den Betrag von 800 auf 250 Euro zu reduzieren.
Die Verbraucherzentrale feiert dieses Jahr ihren 40. Geburtstag, gerade wurde ihr Finanzierungsvertrag in Herne um fünf Jahre verlängert. Die Einrichtung genießt höchsten Respekt bei den Bürgern. Angesichts eines immer größer und unübersichtlicher werdenden Marktes dürfte die Verbraucherberatung auch in Zukunft nicht überflüssig werden.
Wenige Mitarbeiter für viele Fälle
Mit nur einer Stelle ist die Verbraucherberatung in Herne-Mitte ausgestattet. Die derzeitige Leiterin Sigrun Widmann vertritt Veronika Hensing, die in Mutterschutz ist. Dazu kommt eine Umweltberaterin.
Darüber hinaus wird die Stelle um Rechtsberater ergänzt, mit denen Verbraucher Termine vereinbaren können. In über 1000 Fällen konnten diese im vergangenen Jahr Herner Bürgern meistens erfolgreich helfen.