Ein Herner steht wegen eines Überfalls auf eine Europcar-Filiale vor Gericht. Hat eine Verstrickung im Rockermilieu zu der Tat geführt?
Der Angeklagte hätte sich eigentlich auch gleich mit Namen vorstellen können: Ende 2018 ist in Herne die Europcar-Filiale an der Castroper Straße überfallen worden. Der einzige Verdächtige war ein junger Mann aus Sodingen – und stand bereits als Kunde im Computer.
Seit Montag muss sich der 21-Jährige wegen schweren Raubs vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Noch hat er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Verteidiger Michael Emde hat allerdings ein Geständnis angekündigt. Mehr wollte der Anwalt allerdings nicht sagen. Es war der 19. Dezember um kurz vor 16 Uhr, als der noch jugendlich wirkende Täter mit einer geladenen Schusswaffe – einer Browning, Kaliber 6,35 Millimeter – im Büro der Autoverleih-Firma aufgetaucht ist.
Kasse war fast leer
Er bedrohte die Inhaber mit einer geladenen Schusswaffe und forderte Geld. Die Kasse war allerdings ziemlich leer: nur fünf Euro. Am Ende war die Beute aber dann doch etwas höher. Einer der beiden Inhaber zückte sein Portemonnaie und nahm 250 Euro heraus. Aus Angst, dass sonst wirklich noch geschossen werden könnte.
Am Rande des Prozesses war später zu erfahren, dass eine Verstrickung im Rockermilieu zu der Tat geführt haben könnte. Der 21-Jährige hatte offenbar von den Freeway Riders zu den Bandidos wechseln wollen – der Liebe wegen. Außerdem waren angeblich noch Schulden offen. Für den Kauf seines Motorrads zum Beispiel. In dieser Situation soll sich der 21-Jährige für den Raubüberfall entschlossen haben.
Wegen seiner angeblichen Zugehörigkeit zum Rockermilieu gelten für den Prozess besondere Maßnahmen. Die Richter haben angeordnet, dass der 21-Jährige zur eigenen Sicherheit mit einem Einzeltransporter vom Gefängnis ins Gericht gebracht wird. Noch ist aber nicht klar, ob der Angeklagte Insiderwissen preisgegeben hat.
Die Anklage lautet auf schweren Raub. Mindeststrafe: fünf Jahre Haft. Die 9. Strafkammer des Landgerichts hat für den Prozess zunächst drei Verhandlungstage bis 15. Juli angesetzt.