Herne. „Ronaldo und Julia“ mal anders: Der Mondpalast brachte das Stück mit Darstellern mit Handicap auf die Bühne. Warum das Publikum begeistert war.
Liebe, Freundschaft und Rivalität – all das findet sich im Mondpalast-Klassiker „Ronaldo und Julia“. Am Samstag ist die Fußball-Komödie unter der Leitung von Regisseur Thomas Rech erstmals durch Menschen mit Behinderung von Wewole und der Lebenshilfe aufgeführt worden. Das Publikum war begeistert und belohnte die Leistung der Darsteller mit stehenden Ovationen. Und nach der Aufführung gab es noch eine ganz besondere Versteigerung.
Darsteller mit viel Herzblut
Bevor die Darsteller auf die Bühne durften, gaben sich zunächst mehrere Redner das Mikrofon in die Hand - darunter Prinzipal Christian Stratmann und Oberbürgermeister Frank Dudda. Klaus Graf vom Rotarier-Club Herne-Luna erzählte die Entstehungsgeschichte dieser inklusiven Aufführung: Der Rotary-Club sei in diesem Jahr 10 Jahre alt geworden, der Mondpalast 15. So ist nach und nach die Idee entstanden, dass beide etwas zusammen machen.“ Die Staatsministerin und SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering begrüßt das Projekt und verwies aufs Grundgesetz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Und dann war es endlich so weit: Menschen mit und ohne Handicap spielten Seite an Seite. Da störte es Besucher auch nicht weiter, wenn der Text mal nicht saß, denn: Hier zählte die Leistung, die Darsteller im Rahmen ihrer Möglichkeiten brachten. Alle Protagonisten spielen ihre Rollen mit viel Herzblut und gingen in ihren Rollen auf.
In der auf 35 Minuten gekürzten Version wurde die Liebesgeschichte zwischen BVB-Fan Ronaldo und Schalke-Anhängerin Julia schnell auf den Punkt gebracht. Das Fazit: Menschen mit und ohne Handicap bringen etwas auf die Beine - und es funktioniert!
„Die Bewohner sind über sich hinausgewachsen“, sagte Wewole-Mitarbeiterin Silke Welker. Auch die Zusammenarbeit mit dem Mondpalast lobte sie ausdrücklich. Mit einem Workshop im November 2018 habe die Kooperation begonnen. Am vergangenen Dienstag habe das Ensemble dann erstmals auf der großen Bühne geprobt.
Currywurst für alle nach der Aufführung
Unter den Darstellern habe es keine Unterschiede gegeben, berichtet die professionelle Schauspielerin Anja Balzer. Alle seien gleich behandelt worden. Sie habe erstmals eine solche Erfahrung gemacht. Menschen mit Handicap seien direkter, wenn etwas schief laufe und sehr diszipliniert. Sie habe einiges gelernt, so die Hernerin. Zum Beispiel: „Wenn dir jemand sagt: Du kannst das nicht, ist es eine Meinung.“ Es gehe darum, mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist. Da brauche man keine Angst vor dem Ergebnis haben. „Wenn die Angst regiert, dann sind wir am Arsch“, so ihr Resümee.
Nicht „am Arsch“ war Reporterlegende Manfred „Manni“ Breuckmann in der abschließenden Versteigerung: Beim Currywurst-Essen brachte er unter anderem ein Trikot sowie einen Ball mit Unterschriften von BVB-Spielern unters Volk. Das Ergebnis: 600 Euro für Projekte der Rotarier.
Breuckmann hatte sich zuvor ebenfalls die Aufführung angeschaut. Sein Fazit: „Ich war gerührt von der Aufführung. Die Standing Ovations am Ende sind ein toller Schub für das Selbstbewusstsein der Darsteller.“