Zwei Priester aus Wanne-Eickel werden beschuldigt, Minderjährige missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet.
Herne. Wegen Missbrauchsvorwürfen gegen zwei Priester aus Wanne-Eickel hat die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen aufgenommen. Auslöser ist eine Studie der katholischen Kirche. Dabei wurden Personalakten von Priestern untersucht, die von der Kirche nach Vorfällen angelegt wurden. Zwei der Akten betreffen die Kleriker aus Wanne-Eickel.
„Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen. Seiner Behörde seien die Akten der zwei Priestern aus Wanne-Eickel übergeben worden, so der Oberstaatsanwalt auf Anfrage der WAZ.
Studie der katholischen Kirche brachte den Stein ins Rollen
Studie der Kirche zeigt: 3677 Minderjährige missbraucht
Die katholische Kirche hat in mehreren Bistümern eine Studie über sexuellen Missbrauch durch Priester durchgeführt und die Ergebnisse im vergangenen September vorgestellt. Demnach haben zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht.
Der Kirche wird von Kritikern vorgeworfen, dass der Missbrauch häufig unter den Tisch gekehrt wurde und dass die Dunkelziffer viel höher ist. Kleriker, so die Kritik, seien einfach versetzt worden, oft habe es nur kirchenrechtliche Verfahren mit geringfügigen Sanktionen gegeben.
Nach Angaben der Kirche hat sich mittlerweile viel getan, um Missbrauch zu verhindern. So gebe es nun Schutzkonzepte sowie Leitlinien zum Verhalten bei Missbrauchsfällen.
Zum Hintergrund: Im Erzbistum Paderborn, zu dem auch Herne gehört, seien Personalakten von Geistlichen zwischen 1946 und 2015 untersucht worden, 111 Verdachtsfälle auf Missbrauch von Minderjährigen seien dabei entdeckt worden, sagt Bistumssprecher Thomas Throenle. Ein Großteil der Priester sei bereits verstorben, in anderen Fällen habe es Strafverfahren gegeben, so dass am Ende elf Fälle für Ermittlungen übrig geblieben – zwei davon gegen die besagten Priester aus Wanne-Eickel.
Die Missbrauchsvorwürfe gegen die beiden Geistlichen stammen aus den Jahren 1955 und 1995, sagt Oberstaatsanwalt Jansen. Was ihnen genau zur Last gelegt werde, müsse noch geprüft werden. Teil der Ermittlungen sei es nun auch herauszufinden, wie viele Opfer es gebe, ob und wo sie noch lebten. Im Fall von 1955 wird es keine Ermittlungen gegen den mittlerweile Hochbetagten geben: Der Fall sei verjährt, so der Oberstaatsanwalt. Im Fall von 1995 sei das möglicherweise anders, da komme es auf die Schwere des Delikts an. Auch die müsse geprüft werden.
Dekanat Emschertal wurde vom Bistum informiert
Das Dekanat Emschertal ist vom Bistum Paderborn über die beiden Missbrauchsvorwürfen informiert worden, sagt Dekanatsreferent Heinz Otlips zur WAZ. Nähere Informationen habe das Dekanat aber nicht erhalten; es kenne weder Namen, Vorwürfe noch die Jahre, in denen der Missbrauch oder die Missbräuche stattgefunden haben sollen. Otlips begrüßt das Vorgehen der katholischen Kirche: Die Studie sei richtig, auch das Weitergeben der Akten: Die Kirche dürfe sich nicht den Vorwurf einhandeln, etwas vertuschen zu wollen.
Otlips verweist in diesem Zusammenhang auf das Schutzkonzept gegen Missbrauch, das die Bistümer erstellt haben. Auch im Dekanat Emschertal habe es einen „großen Aufschlag“ unter anderem mit Präventionsmaßnahmen gegeben. „Es dürfte mittlerweile keinen Funktionsträger mehr bei uns geben, der nicht die Schutzkonzepte kennt“, so der Dekanatsreferent.