Herne. . Heinz Letat ist zwar im Ruhestand, doch die weltweiten Kontakte aus seinem Berufsleben nutzt er auch im Ruhestand für seine vielen Aktivitäten.

Kleiner Rückblick zum Jahresbeginn: Die Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in der SPD diskutiert über die Chancen und Risiken von Chinas neuer Seidenstraße. Als profunder Kenner Chinas entpuppt sich Heinz Letat – obwohl er gar nicht auf dem Podium sitzt. Wenige Tage später verkündet die Wewole, dass sie eine Schrottimmobilie in ein Wohnheim umwandeln will. Maßgeblich mitgewirkt an diesem Husarenstück hat: Heinz Letat. Und als erneut wenige Tage später Hohenzollern-Prinzessin Désirée von Bohlen und Halbach, Nichte des schwedischen Königs Carl Gustav, und ihr Mann, Krupp-Nachfahre Eckbert von Bohlen und Halbach, die Senioreneinrichtung Protea Care an der Forellstraße besuchen, haben sie Heinz Letat an ihrer Seite. Er hatte den Besuch vermittelt. Da stellt sich die Frage: Wer ist Heinz Letat?

Prinzessin Desiree von Hohenzollern und ihr Mann Eckbert von Bohlen und Halbach (2.v.r.) haben Anfang Februar das Seniorenheim Protea Care besichtigt. Den Kontakt hatte Heinz Letat (l.) hergestellt.
Prinzessin Desiree von Hohenzollern und ihr Mann Eckbert von Bohlen und Halbach (2.v.r.) haben Anfang Februar das Seniorenheim Protea Care besichtigt. Den Kontakt hatte Heinz Letat (l.) hergestellt. © Sabrina Didschuneit

Zunächst einmal ist der 71-jährige Ruheständler im SPD-Ortsverein Börnig/Holthausen Beisitzer und Europabeauftragter, doch das ist nur eine unzureichende Beschreibung für sein vielfältiges Wirken und seine unzähligen Beziehungen. Um sich seiner Person zu nähern, hilft eine Rückblende – die im Jahr 1965 beginnt. Damals trat Letat in die Bergwerksgesellschaft Hibernia ein, im weiteren Verlauf der Jahrzehnte hatte er verschiedene Stationen und Funktionen im Ruhrkohle-Konzern. Von 1999 bis 2010 war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Rütgers-Chemie in Castrop-Rauxel.

Alle Stationen im einzelnen aufzuzählen, würde wohl den Rahmen sprengen. Was fest steht: Durch sie wurde Letat so etwas wie ein Global Player. „Ich war überall dort, wo es Kokereien und Stahlwerke gibt“, erzählt er im Gespräch mit der WAZ. In Russland, auf dem Balkan, in den Maghreb-Staaten, in den USA, in der Mongolei – Letat schätzt die Zahl der Visitenkarten, die er zu Hause archiviert hat, auf 5000 bis 6000.

Heinz Letat (r.) schildert, wie er die Schrottimmobilie vom Eigentümer losgeeist hat.
Heinz Letat (r.) schildert, wie er die Schrottimmobilie vom Eigentümer losgeeist hat. © Carsten Siegmund

Darunter sind auch zahlreiche aus China. Schon 1988 ist Letat für die Ruhrkohle ins Reich der Mitte gereist und hat an einer Studie für die Weltbank mitgeschrieben. Zu den ersten Kontakten sind viele weitere hinzugekommen, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Duisburgs Hafenchef Erick Staake. Gemeinsam waren sie in Peking und Shanghai unterwegs, um den Transport von Waren aus China nach Duisburg sprichwörtlich auf die Schiene zu setzen. Letat: „Wir waren schon in einem sehr frühen Stadium an der Neuen Seidenstraße beteiligt.“ Mit seiner umfangreichen China-Erfahrung blickt er mit großem Interesse auf die Städtepartnerschaft Hernes mit Luzhou. Er glaubt, dass diese Städte-Ehe für Herne sehr attraktiv ist, weil sie von Seiten der chinesischen Regierung gewollt sei. „Die Chinesen wollen, dass die Partnerschaf ein Erfolg wird.“ Gerade für das Gesundheitswesen und für die WHE biete die Partnerschaft Chancen – vielleicht rollen demnächst ja auch Züge zum Wanner Westhafen.

Bündnis für Wohnen geschmiedet

Als ob das nicht genug für ein prall gefülltes Leben ist: Letat war auch 45 Jahre Vorstandsmitglied im Wohnungsverein. Sein Großvater hatte die Genossenschaft 1926 – damals noch unter dem Namen Reichsbundsiedlung – gegründet. Gemeinsam mit Wohnungsvereins-Chef Karl-Heinz Abraham rief er das Bündnis für Wohnen ins Leben. Deshalb kennt er sich mit Immobilien aus – und Schrottimmobilien.

Letat suchte und fand gemeinsam mit Muzaffer Oruc den Besitzer des Hauses an der Castroper Straße und eiste es los, damit die Wewole es abreißen kann, um neu zu bauen. Sein Engagement sieht Letat mit diesem Erfolg nicht beendet. Er wolle weiter auf Quartiere schauen, die Gefahr laufen abgehängt zu werden.

>> STÄDTE-EHE WIRD IN BERLIN GESCHLOSSEN

Die Städtepartnerschaft zwischen Herne und der chinesischen Stadt Luzhou wird in der kommenden Woche mit einem Festakt im Hotel Grand Hyatt in Berlin geschlossen.

Der Vertrag ist zunächst auf fünf Jahre begrenzt. Herne verspricht sich Impulse bei der E-Mobilität oder der Medizin.