herne. . „Alles in Ordnung“? Von wegen: Ein ungleiches Brüderpaar sorgt im neuen Stück des Theater Kohlenpott in Herne für Chaos in der Küchenzeile.

Chaos beschreibt die Abwesenheit von Kosmos, also der Ordnung in der Welt und dem Universum, welches für den einen ein Garant für völlige Selbstbestimmung ist und für den anderen der persönliche Vorhof zur Hölle. Jene Gegensätze, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, bestimmen die Charaktere der namenlosen Brüder im Stück „Alles in Ordnung“, mit dem das Theater Kohlenpott in den Flottmann-Hallen unter der Regie von Frank Hörner Premiere feierte und dabei so manche Wahrheit auf den Kopf stellte.

Feine Nuancen im Spiel

Die Zuschauer finden sich an diesem Samstag in tiefster Nacht vor einer Küchenzeile wieder, durch die Taschenlampen zucken und wo gerade eben so laut geflüstert wird, dass der Streit der Geschwister die Eltern nicht aufweckt. Die nächtlichen Umtriebe dienen der Vorbereitung kleiner Streiche auf der bevorstehenden Klassenfahrt, wobei der Ältere (Jubril Sulaimon) sich vor lauter Vorfreude nicht zügeln kann, obwohl sein kleiner Bruder (Tim-Fabian Hoffmann) ohne ihn fahren wird.

Die gut gemeinten Ratschläge zur Missetat liegen in der Vergangenheit, die wenig später durch eine Collage von Radiomeldungen an den Zuschauern vorbeifliegt, bis sich die Brüder schließlich in der elterlichen Küche vor laufender Kamera wiedersehen. Adrett und wie aus dem Ei gepellt, hat der Jüngere seinen Ordnungsfimmel beibehalten und es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Followern auf Youtube zu zeigen, wie sie Ordnung in ihr Leben bringen können.

Alles andere als ein perfektes Dinner: Tim-Fabian Hoffmann (re.) und Jubril Sulaimon in „Alles in Ordnung“. Regie führt Frank Hörner.
Alles andere als ein perfektes Dinner: Tim-Fabian Hoffmann (re.) und Jubril Sulaimon in „Alles in Ordnung“. Regie führt Frank Hörner. © Svenja Hanusch

Der geliebte Bruder tritt nun als Gast und völliges Gegenstück in der kleinen Kochshow auf und es zeigt sich schnell, was der aufgedrehte Freigeist von neuen Medien und fein gehackten Tomatenstücken hält. Ganz nach dem Motto „Was sich liebt, das neckt sich“ entsteht eine äußerst glaubwürdige Dynamik zwischen dem ungleichen Geschwisterpaar, das seine jeweiligen Rollen in Gänze und feinen Nuancen im Spiel voll ausfüllt und zur Geltung bringt.

Absurd komische Vorgänge

Die Sprache ist präzise oder ausschweifend träumerisch. Im Grunde verstehen sich die Beiden, so dass tatsächlich der Eindruck zweier Brüder im ewigen Zank mit einem Augenzwinkern entsteht.

Der Zuschauer erlebt so einen Blick hinter die Kulissen der zum Teil absurd komischen Vorgänge hinter der Kamera eines modernen Influencers, dessen Betrug an den Followern alte Wunden aus Kindheitstagen aufreißt: Wie die Suppe auf dem Induktionsherd kochen Gefühle auf, die sich in herzzerreißenden Bekenntnissen vor laufender Kamera offenbaren und das ansonsten heitere Katz-und-Maus-Spiel schlagartig beenden. Am Ende verfällt nun mal alles dem Chaos, ehe es sich neu sammelt und zu erkennen gibt.

>> INFO: Die weiteren Termine

Weitere Vorstellungen am Montag/Dienstag, 13. und 14. Mai, jeweils 10 Uhr, am Sonntag, 2. Juni, um 16 Uhr sowie am Montag/Dienstag, 3. und 4. Juni, jeweils um 10 Uhr.

Karten in den Flottmann-Hallen, Telefon: 02323-162961, per Mail: flottmann-hallen@herne.de oder beim Theater Kohlenpott unter der Telefonnummer 0162-2869037 oder an info@theaterkohlenpott.de