herne. . „Der Skandal hat viele Gesichter“ heißt eine Ausstellung über Kinderarbeit in der Herner VHS. Bei der Eröffnung gab es Beispiele und Denkanstöße.

Gerade mal 90 Cent am Tag verdient ein nepalesisches Kind, das Teppiche knüpft. 45 Cent erhalten Kinderarbeiter für das Ernten von Kaffee in Simbabwe. Und ein Mädchen, das als Haushaltshilfe in Indien arbeitet, bekommt sogar nur 16 Cent pro Tag. Dieser ausbeuterischen Kinderarbeit widmet sich eine Ausstellung in der Volkshochschule Herne. Am Freitagabend hat die Eröffnung stattgefunden.

Der Bürgermeister Erich Leichner  hielt in der VHS Herne  die Eröffnungsrede der Ausstellung „Der Skandal hat viele Gesichter“.
Der Bürgermeister Erich Leichner hielt in der VHS Herne die Eröffnungsrede der Ausstellung „Der Skandal hat viele Gesichter“. © Klaus Pollkläsener

„Der Skandal hat viele Gesichter“ heißt die in Zusammenarbeit zwischen dem bischöflichen Hilfswerk Misereor und dem Netzwerk Faire Metropole Ruhr entstandene Ausstellung im VHS-Foyer. Bürgermeister Erich Leichner eröffnete die Schau, anschließend sprachen Petra Gaidetzka von Misereor und Markus Heißler vom Netzwerk Faire Metropole Ruhr über Kinderarbeit.

Kinder stellen Fußbälle, Teppiche und Schokolode her

„Man sollte sich bewusst machen, dass Kaffee oder Kakao, der von Kindern geerntet wird, unter Umständen auch in unseren Tassen landet“, erklärt Markus Heißler. Aber nicht nur Kaffee und Kakao sind Produkte, an deren Herstellung Kinder beteiligt sein können: Fußbälle, Markensportschuhe, Teppiche, Schokolade - all das findet sich in den Vitrinen der Ausstellung. Und: „Im Kongo bauen Kinder unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen Kobalt ab“, berichtet Petra Gaidetzka, „ein Rohstoff, der für die Produktion von Elektroautos benötigt wird“.

Petra Gaidetzke von der Organisation Misereor sprach in der VHS Herne zur Eröffnung der Ausstellung „Der Skandal hat viele Gesichter“.
Petra Gaidetzke von der Organisation Misereor sprach in der VHS Herne zur Eröffnung der Ausstellung „Der Skandal hat viele Gesichter“. © Klaus Pollkläsener

Die Ausstellung stellt außerdem Projekte des Netzwerkes und der Hilfsorganisation im Kampf gegen Kinderarbeit vor. „Armut ist die Hauptursache für ausbeuterische Kinderarbeit“, sagt Gaidetzka. Deswegen setzten die Projekte in erster Linie dort an - um Kinderarmut und somit auch Kinderarbeit zu reduzieren. Aber auch Aufklärungsarbeit sei wichtig, zum Beispiel in Schulen und Kitas. „Nicht jeder weiß, welche Produkte betroffen sind und wo Kinder ausgebeutet werden“, meint Heißler.

Ein erster Schritt zur Veränderung der Welt

Doch soll die Ausstellung nicht nur die Ausmaße des Problems aufzeigen, sondern dem Zuschauer auch Handlungsmöglichkeiten eröffnen und zeigen, wie sich selbst der Einzelne gegen Kinderarmut stark machen kann. „Fairer Handel bekämpft Kinderarbeit“, sagt Markus Heißler. Siegel wie „Fairtrade“ oder „Xertifix“ zeichneten Produkte aus, die Kinderarbeit ausschließen.

Das Netzwerk setze sich auch für die faire Beschaffung durch Kommunen ein, erklärt Heißler. Auch Herne engagiere sich für den fairen Handel und sei seit 2011 Fairtrade-Town. „Es ist ein erster Schritt“, so Heißler, auch wenn man so nicht direkt die Welt verändere. Und auch Petra Gaidetzka betont: „Als Konsumenten haben wir Mitverantwortung, aber auch Macht. Nutzen wir sie gegen Kinderarbeit“.

>> INFO: Ausstellung läuft bis zum 7. Juli

Die Ausstellung kann noch bis zum 7. Juli in den Räumen der VHS Herne am Willi-Pohlmann-Platz in Herne-Mitte besucht werden.

Misereor ist das katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit. Es wurde 1958 gegründet und hat seither über 108.000 Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien gefördert.

Das Netzwerk Faire Metropole Ruhr bündelt die Aktivitäten von zivilgesellschaftlichen, kirchlichen und kommunalen Akteuren rund um das Eine-Welt-Engagement und den Fairen Handel im Ruhrgebiet.