Herne. . Die Reifenhändler haben sich zum 90. Firmengeburtstag einen VW-Bulli im 50er-Jahre-Design zugelegt und fuhren damit zum Oberbürgermeister.
Ein höllisch heißes Schätzchen hat sich die Familie Stiebling da zugelegt. Nicht etwa, weil es so schnittig oder so schnell wäre, nein: Der von Grund auf restaurierte VW-Bulli aus den 50er-Jahren dürfte den Firmenchef und seinen Sohn arg zum Schwitzen bringen, wenn sie damit im Sommer ihre Kunden abklappern. „Zum 90. Geburtstag unserer Firma will ich mit dem T1 durch ganz NRW fahren“, freut sich Christian Stiebling auf die Reisen ohne zeitgemäße Kühlmöglichkeiten, geschweige denn eine Klimaanlage.
Ins Schwitzen hätte am Donnerstag auch der Oberbürgermeister kommen können, der das historische Fahrzeug vor dem Herner Rathaus ein paar Meter fahren durfte. Doch, Hut ab, Frank Dudda ließ die Kupplung vorsichtig rutschen und brachte den Bulli zum Stillstand, ohne den kleinen Boxermotor im Heck vorzeitig abzuwürgen. Dudda erzählt, er habe als Student selbst einen „Oldtimer“ gefahren. Zumindest eine alte Karre für wenig Geld: „Es war ein Opel Kadett in einem furchterregenden Orange“, erinnert sich das Stadtoberhaupt. Christian Stiebling (61), etwas älter als Dudda (55), weiß noch, wie er und sein Bruder mit den Eltern in einem ähnlichen Reifen-Bulli hinten drin zum Wochenendhäuschen an der Stever in Haltern fuhr. Spannend sei das gewesen, man habe ja nichts sehen können, weil der Lieferwagen keine Fenster im Fond hatte.
Von Spezialfirma restauriert
Der alte Bulli wurde von einer Spezialfirma in Niedersachsen von Grund auf restauriert und sieht aus wie gerade erst vom Band. Das große, glänzende, schwarze Lenkrad, der Aschenbecher und das Radio erinnern an längst vergangene Autozeiten. Alle ist möglichst original gehalten, entsprechend hat der Bus natürlich auch keine Sicherheitsgurte. Besonders liebevoll: Der Reifen-Stiebling-Schriftzug an allen Seiten, der von Hand aufgemalt wurde.
„Ich habe mich in das Schätzchen sofort verliebt“, sagt der Sohn des Firmengründers Alfred Stiebling. Dessen Enkelkind Alexander, Marketingleiter der Firma, will sich auch selbst bei der „Roadshow“ durch Nordrhein-Westfalen ans Steuer setzen.
Nostalgie und Sentimentalität
Aber soviel Geschäftssinn die Stieblings mit ihrer Werbestrategie auch demonstrieren, das Sentimentale schwingt ganz deutlich mit: „Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, als sie den Bulli zum ersten Mal sah“, sagt Christian Stiebling. Was der Vater wohl gesagt hätte?